Patagonia: Sieht das nach „human produzierter“ Wolle aus?

Teilen:

Laut Eigenaussage verpflichtet sich Patagonia dem Wohl von Umwelt, Mensch und Tier. Hinter den Bekenntnissen zu Tierwohl und vermeintlichen Tierschutzvorgaben verbergen sich jedoch nichts als leere Versprechungen. Trotz mehrerer PETA-Enthüllungsberichte, die das Leid aus angeblich „verantwortungsvoller“ Wolle dokumentierten, verkauft das Unternehmen weiterhin gewaltvoll geschorenes Fell von Tieren.

Bereits 2015 dokumentierten Beobachter von PETA US grobe Tierquälereien auf argentinischen Farmen des Ovis 21 Netzwerkes – zu dieser Zeit Wolllieferant der Outdoor-Marke. Zu sehen waren Arbeiter, die Schafe augenscheinlich bei vollem Bewusstsein aufschnitten und anfingen, die Tiere zu häuten, während diese noch um sich traten. Mit den Aufnahmen konfrontiert, unterbrach Patagonia die Geschäftsbeziehung zu dem Unternehmen und schuf neue Vorgaben unter dem Namen „Patagonia Wool Standard“ (PWS). Diese sollten die „die weltweit strengsten Kriterien in Sachen Tierschutz“ sein. Neben dem PWS vermarket Patagonia Produkte, die mit dem Responsible Wool Standard (RWS) zertifiziert sind. Wie zahlreiche PETA-Recherchen belegen, ist es jedoch ganz egal, wie „streng“ die Vorgaben von Zertifizierungen sind, Tiere leiden für Wolle. Grausame Standardpraktiken, wie das Durchtrennen der Schwanzwirbel oder die betäubungslose Katration, sind beim RWS beispielsweise trotz Zertifizierung erlaubt [1, 2].

Trotz Patagonia Wool Standard: Schwangere Schafe blutig gepeitscht

Im April 2017 besuchte ein Ermittlerteam von PETA USA einen riesigen Schafschurbetrieb nahe Jericho, Utah in den USA. Dort wurden jährlich tausende Schafe von dem bei Patagonia damalig anerkannten Wolllieferant Red Pine Land & Livestock, LLC geschoren. Die Aufnahmen enthüllten, dass dort selbst gegen Patagonias eigene Vorgaben verstoßen wurde. Dies zeigt einmal mehr, dass gewinnorientierte Zulieferer schlichtweg nicht tierfreundlich arbeiten können.

Hochschwangere Schafe, die einem Rancher zufolge „kurz vorm Platzen“ waren, wurden an ihrer Wolle in einen Hänger gezerrt, grob geschoren und eine rutschige Rampe hinunter getrieben. Anschließend peitschte ein Arbeiter die Tiere aus, um sie in einen engen Gang zu zwingen. Dies waren nicht nur grobe Tierquälereien, sondern auch Verstöße gegen Patagonias eigene Vorgaben, welche besagen, dass „ein Umgang mit hochschwangeren Schafen nur bei absoluter Notwendigkeit und unter achtsamer Behandlung erfolgen sollte, um Leid und Verletzungen zu vermeiden.“ [3]

Schwangeres Schaf kommt von einer Rampe auf dem Boden an
Schwangere Schafe wurde nach der Schur eine rutschige Rampe hinunter getrieben.

In der Wollindustrie erfolgt die Schur meist schnell, achtlos und gewaltsam –üblicherweise werden Arbeiter:innen nicht nach Stunden, sondern nach der Anzahl geschorener Tiere bezahlt. Ein Rancher erzählte den Ermittlern vor Ort, dass die sieben dortigen Scherer bis zu eintausend Schafe am Tag scheren. Im Schnitt sind dies nur dreieinhalb Minuten Zeit pro Tier. Nach der Schur bluteten die meisten Schafe aus bis zu 12 cm langen Schnittwunden neben dem Schwanz, am Euter, an Ohren, Hals und Rumpf. Die Zeugen sahen zu keinem Zeitpunkt, dass die Wunden behandelt wurden. Auch diese groben Misshandlungen widersprechen Patagonias eigenen Vorgaben, die fordern, dass „im Falle einer Verletzung der Scherer die Schur umgehend unterbricht, um sich um die Verletzung zu kümmern.“ [4]

Geschorene Schafe mit blutigen Verletzungen
Die unter Zeitdruck arbeitenden Scherer fügten den Schafen blutige Schnittwunden zu.

Schwangere Schafe wurden nach der Schur einfach in die offene Wüste gebracht. Dabei hatten sie praktisch keine Wolle mehr, um sich vor den Elementen zu schützen. In der Wüste fielen die Temperaturen auf bis zu 0 Grad. Die augenscheinlich körperlich ausgelaugten Tiere waren gezwungen, unter diesen Umständen ihre Babys zur Welt zu bringen. Auch dies verstößt gegen Patagonias Standard, der vorschreibt, dass „alle Schafe Zugang zu einem wirksamen Unterstand haben müssen und die Umgebung nicht so kalt sein darf, dass es den Tieren Leid verursacht.“ [5]

Sie können helfen, diese Tierquälerei zu stoppen

Aufdeckungen in mehr als 100 Betrieben in sechs Ländern und auf vier Kontinenten über die qualvolle Realität der Tiere in der Wollindustrie machen eins deutlich: Tierfreundliche Wolle gibt es nicht. Bitte kaufen Sie den Tieren zuliebe weder Wolle noch andere tierische Produkte, sondern entscheiden Sie sich für vegane Mode. Tencel, Sojaseide oder Acryl sind ausgezeichnete tierfreie Alternativen, die pflegeleichter sind als Wolle und sich auf der Haut weich anfühlen. Informieren Sie Ihre Mitmenschen über die Qual der Schur und besuchen Sie keine Veranstaltungen, bei denen Schafe oder andere Tiere unter Wettbewerbsbedingungen geschoren werden.