Rassekatzen und Rassehunde: Idealvorstellung des Menschen führt zu Leid bei Tieren

Katzen, Hunde und viele andere Tierarten werden schon lange nach bestimmten menschlichen Idealvorstellungen oder rassetypischen Vorgaben von Zuchtverbänden gezüchtet und vermehrt. Damit greift der Mensch bewusst in die natürliche Fortpflanzung des Tieres ein und kreiert nach seiner eigenen Vorstellung Lebewesen in bestimmten Formen und Farben.

Erfahren Sie hier, welches Leid die Zucht und der Handel von sogenannten Rassekatzen und Rassehunden bei den Tieren verursachen.

Inhalte im Überblick

Rassekatzen und Rassehunde: Der Mensch erschafft Lebewesen nach „Idealvorstellungen“

Vor etwa 11.000 Jahren schlossen sich Katzen im Nahen Osten dem Menschen an – zunächst mit Vorteilen für beide Seiten: Die Vorräte der Menschen lockten Mäuse an, die Katzen jagten diese Mäuse. Im alten Ägypten wurde die Katze zur „Hauskatze“, und ihre Beliebtheit erreichte damals wohl ihren Höhepunkt. [1]

Wo die ersten Wölfe domestiziert und zu „Haushunden“ gezüchtet wurden, ist nicht eindeutig geklärt. Neuere Studien weisen jedoch darauf hin, dass der Ursprung in Ostasien liegt, von wo aus sich der Hund über Europa bis nach Amerika ausbreitete. [2]

Frau mit Hund und Katze
Der Mensch domestizierte Wolf und Katze und züchtet die Tiere in bestimmten Formen und Farben.

Im Laufe der Jahrhunderte züchteten Menschen Hunde und Katzen so, dass die Tiere bestimmte Wesenszüge und optische Eigenschaften annahmen, die den Vorstellungen der Menschen entsprechen. Sie nahmen dabei keine Rücksicht auf die Gesundheit der Tiere, die lediglich bestimmte Funktionen erfüllen und dem Menschen damit einen bestimmten Nutzen bieten sollten. Obwohl diese „Dienste“ der Tiere aufgrund der Weiterentwicklung des Menschen und der Industrialisierung längst nicht mehr gebraucht werden, werden die Tiere weiterhin wie „Ware“ in großer Zahl gezüchtet und verkauft. Heutzutage sind vor allem Hunde und Katzen treue Begleiter im Alltag – dennoch werden sie täglich Opfer von Missbrauch und Qualzucht.

Welche Rassekatzen und Rassehunde gibt es?

Einige beliebte Katzenrassen sind beispielsweise

  • Britisch Kurzhaar: Viele der Katzen leiden unter Brachyzephalie und in der Folge unter ständiger Atemnot. Bei der Schottischen Faltohrkatze oder auch Scottish Fold handelt es sich um eine Britisch Kurzhaar-Katze, die unter einem zuchtbedingten Gendefekt leiden: Die Erbkrankheit Osteochondrodysplasie (OCD) führt zu Knorpel- und Knochenschäden und damit verbunden zu dauerhaften Schmerzen und massivem Leid.
  • Perserkatzen: Die Tiere haben durch die Zucht ein flaches Gesicht; das brachycephale Atemwegssyndrom betrifft viele kurznasige Perser. Betroffene Katzen haben sehr enge Nasenlöcher und Nasengänge, weshalb sie Atemschwierigkeiten haben.
  • Bengalkatzen [3]: Die Zucht von Hybridkatzen wie Bengalkatzen ist problematisch, da bei der Zucht der ersten Generation Hauskatzen Paarung bewusst gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden. Wildkatzen können nicht artgerecht gehalten werden. Bengal- und andere Hybridkatzen sind temperamentvoll, ihre Bedürfnisse werden oft unterschätzt. Viele Tiere werden aus Überforderung an ohnehin überlastete Tierheime abgegeben.
Britisch Kurzhaarkatze
Britisch Kurzhaar
Perserkatze
Perserkatze
Bengalkatze
Bengalkatze

Zu den beliebtesten Hunderassen gehören unter anderem

Französischen Bulldoggen und Möpsen wurden nach dem Kindchenschema ein kurzer Gesichtsschädel und große Augen angezüchtet. Sie leiden daher unter körperlichen Einschränkungen wie dem sogenannten brachyzephalen Syndrom. Die Hunde bekommen oft so wenig Luft, dass sie bei geringer Anstrengung in Ohnmacht fallen können. Hitze und große Aufregung können für sie Lebensgefahr bedeuten. Der Mops gilt heute als Symbol für Qualzucht bei Hunden.

Besonders kleine Hunde wie Pomeranians, die zu den sogenannten Teacup-Hunden zählen, sind ebenfalls immer Qualzuchten. Sie leiden unter erblich bedingten gesundheitlichen Einschränkungen und sind für bestimmte Erkrankungen anfälliger. Teils leiden die Tiere ihr gesamtes Leben.

Franzoesische Bulldogge
Französische Bulldogge
Mops
Mops
Pomeranian
Pomeranian

Was ist ein reinrassiger Hund bzw. eine reinrassige Katze?

Tiere jeder Art werden als reinrassig bezeichnet, wenn sie über mehrere Generationen hinweg gezüchtet wurden, ohne dass eine andere Rasse an der Fortpflanzung beteiligt war. Hunde, die als „reinrassig“ verkauft werden, haben einen Stammbaum, der in einem Zuchtbuch dokumentiert und bei einem Zuchtverband registriert ist. Die sogenannte Reinzucht unabhängig von der „Rasse“ hat zur Folge, dass der Genpool der Tiere immer kleiner wird. Oft sind Inzuchten das Mittel der Wahl, was in der Zucht der Tiere zu gesundheitlichen Problemen führt. Die entstehenden Krankheiten werden an alle zukünftigen Nachkommen weitervererbt und sorgen so für enormes Leid.

Mischlingshunde sind demnach keine eigene „Rasse“. Bei Katzen wurde die Europäisch Kurzhaar, die oft auch als „gewöhnliche Hauskatze“ bezeichnet wird, hingegen als Katzenrasse anerkannt.

Tiere werden wie Ware produziert und zur Schau gestellt

Bis heute hat sich aus der Zucht von Hunden und Katzen ein skrupelloses, auf maximalen Profit ausgelegtes Geschäftsmodell entwickelt. Bereits im Jahr 1859 fand beispielsweise die erste Rassehundeschau in Großbritannien statt, auf der Zuchthunde zur Schau gestellt und prämiert wurden. Auch heute noch führen etliche Züchtervereinigungen Zuchtschauen und Ausstellungen durch, die dem Publikum unterschiedlichste Tierarten und „Rassen“ präsentieren. Oft sollen diese dann dazu verleitet werden, eines der Tiere aus deren Zuchtlinie zu kaufen – gleichzeitig werden jedoch Tausende Tiere in Tierheimen abgegeben.

Hundeausstellung
Katze im Kaefig auf einer Ausstellung
Hundeausstellung
Katzen in einem Kaefig auf einer Ausstellung

Früher wurden Hunde zu einem gewissen Zweck gezüchtet, etwa zum Hüten von Schafen oder zum Bewachen von Haus und Hof. Heutzutage hat sich die Zucht von Hunden, Katzen und vielen anderen tierischen Mitbewohnern dahingehend verändert, dass die Tiere mehr und mehr einem menschlichen Schönheitsideal entsprechen sollen und oft als Prestigeobjekte gesehen werden.

So entscheiden Züchter:innen beispielsweise, welche Körpergröße, Fellfarbe, Beschaffenheit des Haarkleids, Länge der Ohren oder Gesichtsform „am schönsten“ oder „am niedlichsten“ sind. Hierzu greifen sie in die natürliche Fortpflanzung der Tiere ein und verstärken dabei bestimmte Merkmale oder Eigenschaften, die sich negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirken. Das Wohl der Tiere ist ihnen dabei gleichgültig.

Auf Zuchtschauen werden Tiere wie Ware präsentiert. Und über Internetportale, auf Tiermärkten oder „beim Züchter des Vertrauens“ werden sie bedenkenlos an interessierte Personen verkauft. Oftmals sind diese sich der Verantwortung jedoch nicht bewusst und nicht ausreichend über die Bedürfnisse der Tiere informiert. Jedes Lebewesen ist ein Individuum – keines gleicht dem anderen. Das Aussehen und die Zuordnung von Wesensmerkmalen sagen nichts über die individuelle Persönlichkeit und den Charakter eines Tieres aus.

Tierhandel mit Hunden. Banner

Warum sind Rassekatzen und Rassehunde so teuer?

Nahrung, Spielzeug, anderes Zubehör und die Unterbringung von Tieren kosten zwar Geld. Dennoch rechtfertigen die Ausgaben für die Haltung von Hunden und Katzen in keiner Weise die absurd hohen Preise, die Züchter:innen teilweise für „Rassekatzen“ und „Rassehunde“ verlangen. Vielmehr lassen sich Preise von mehreren Tausend Euro pro Tier darauf zurückführen, dass wechselnd verschiedene Rassen im „Trend“ sind und es eine entsprechend hohe Nachfrage gibt, die bei bestimmten Zuchtlinien sogar zu jahrelangen Wartelisten führt. Diese fragwürdigen Trends entstehen heute meist durch die Zurschaustellung von Tieren auf Social Media. Züchter:innen reagieren auf das große Interesse, indem sie die Preise erhöhen, um von dem Trend zu profitieren.

Dabei rückt oft in den Hintergrund, dass Tiere keine Ware sind, sondern fühlende Lebewesen. Sie sind weder Kuscheltiere noch Accessoires oder Statussymbole. Unabhängig von kurzweiligen Trends haben alle Tiere Liebe, Aufmerksamkeit und artgerechte Fürsorge verdient.

Tiere sind keine Ware Motiv Katze

Hinzu kommt, dass es sich bei vielen „Rassen“ um Qualzuchten handelt, die teilweise von Geburt an oder im Laufe ihre Lebens unter gesundheitlichen Problemen leiden, die eine tierärztliche Behandlung erfordern. Die Kosten für die medizinischen Behandlungen können dabei schnell explodieren.

Überzüchtung oder Qualzucht?

Wenn die Zucht eines Merkmals bei Tieren zu gesundheitlichen Problemen führt, spricht man von einer „Überzüchtung“. Mittlerweile gibt es nur noch wenige „Rassetiere“, die aufgrund ihrer Zuchteigenschaften nicht auf die eine oder andere Weise leiden und oft ihr Leben lang krank sind.

Überfüllte Tierheime – auch wegen der Zucht von Hunden und Katzen

Die Zucht von Tieren und der Rassenwahn der Menschen führen dazu, dass bestimmte Lebewesen aufgrund eines bestimmten äußerlichen Merkmals erworben und andere dafür zur „Wegwerfware“ degradiert werden. Tierheime im In- und Ausland sind oftmals überfüllt mit Tausenden Tieren, die auf ein liebevolles Zuhause und eine zweite Chance im Leben warten. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 350.000 Tiere in Tierheimen abgegeben – aus vielfältigen Gründen: Viele von ihnen wurden spontan gekauft, „passen nicht mehr“ zu den Lebensumständen ihrer Halter:innen, sind „zu teuer“ oder „zu aufwendig“.

Auch wer einen Hund oder eine Katze bei „kleinen“ Züchter:innen kauft, handelt nicht im Sinne des Tierschutzes, denn jede Person, die Tiere züchtet, will mit ihren „Rassetieren“ möglichst viel Profit machen. Mit der Vermehrung sogenannter Zuchttiere, bei denen es sich oft um Qualzuchten handelt, trägt sie jedoch dazu bei, dass einem Tier aus dem Tierheim die reelle Chance auf ein neues Zuhause genommen wird. Züchter:innen befeuern somit eine Endlosschleife an Tierleid.

Katze im Tierheim
Viele Tiere, darunter auch bestimmte „Rassen“, warten im Tierheim auf ein neues Zuhause.

Menschen, die unbedingt ein Jungtier oder ein Tier einer bestimmten „Rasse“ als neues Familienmitglied aufnehmen möchten, werden im Tierheim oder bei Tierschutzvereinen fündig. Somit muss niemand die „Produktion“ von Tieren fördern, wenn bereits unzählige Tiere auf ein Zuhause warten. Trotzdem sollte man bei der Adoption eines Tieres niemals auf das Aussehen eines Tieres achten, sondern sicherstellen, dass der Charakter des Tieres zu den eigenen Lebensumständen passt.

Wir sollten uns jederzeit bewusst sein: Tiere sind fühlende Lebewesen wie wir und haben das Recht auf ein liebevolles, artgerechtes Leben.

So helfen Sie Katzen, Hunden und anderen Tieren

  • Bitte kaufen Sie niemals ein Tier bei Züchter:innen, auf Internetportalen oder im Zoohandel. Wenn Sie sich ausreichend Gedanken über die Aufnahme eines Vierbeiners gemacht haben, adoptieren Sie stattdessen bitte einen tierischen Mitbewohner in einem Tierheim.
  • Informieren Sie die Menschen in Ihrem Umfeld darüber, dass es falsch ist, ein Tier aufgrund seiner „Rasse“ zu kaufen. Die Aufnahme eines Lebewesens sollte immer unter Berücksichtigung seines Charakters erfolgen, nicht aufgrund von Fellfarbe oder Rassetyp.
  • Besuchen Sie keine Ausstellungen, auf denen Rassetiere angeboten oder zur Schau gestellt werden.
  • Unterzeichnen Sie jetzt unsere Petition an die Bundesregierung und fordern Sie gemeinsam mit uns ein Heimtierschutzgesetz.