Wir von PETA wurden unlängst auf einen schlimmen Fall von Tierhandel mit einem streng geschützten Affenbaby aufmerksam. Nach tagelanger gemeinsamer Recherche mit einem Team des SWR („Zur Sache Baden-Württemberg!“) gelang es uns zum Glück, das Äffchen, das der skrupellose Händler auf einem Supermarktparkplatz an Interessenten verkaufen wollte, in letzter Minute zu retten.
Wir waren auf einem „Exotenportal“ auf das Verkaufsangebot eines streng geschützten Weißhandgibbons aufmerksam geworden. Der Verkäufer schrieb, das Affenbaby sei eine „Rarität“ in Deutschland und es gäbe nirgendwo sonst in Europa einen zahmen Weißhandgibbon zu kaufen. Wir prüften die Anzeige auf ihre Echtheit und standen tagelang mit dem Verkäufer Thomas in engem Kontakt. Thomas schickte uns Videos des kleinen Affen „Jimmy“, der scheinbar völlig isoliert und ohne Artgenossen ein trauriges Leben in einer dunklen Wohnung führte.
Die meiste Zeit verbrachte Jimmy in einer kleinen Voliere, eingepackt in Windeln. Der Verkäufer erzählte unserer Ermittlerin, er habe Jimmy als zwei Wochen altes Baby von einem deutschen Tierpark übernommen und ihn gemeinsam mit seiner Frau mit der Flasche großgezogen. Da Jimmy nicht lange genug Muttermilch trinken konnte und allgemein fehlernährt wurde, sei der Affe etwas kleinwüchsig und nicht ausreichend entwickelt. Heute würden sie ihn mit Milchprodukten, Keksen, Trauben und Gurken ernähren – eine vollkommen artwidrige Ernährung!
Jimmy wurde beschlagnahmt und der Händler in Handschellen abgeführt und auf dem Präsidium verhört. Da er unserem Ermittlerteam erzählt hatte, dass er zuhause auch einen weiblichen Affen habe, wurde sein Haus durchsucht – doch das Tier wurde nicht gefunden.
Die Sendung „ZUR SACHE! Baden-Württemberg“ wurde am 10. Dezember 2020 um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen Baden-Württemberg ausgestrahlt.
Der Handel mit exotischen Tieren
Affen gehören auf Verkaufsplattformen für exotische Tiere im Internet zu den am meisten gehandelten exotischen Säugetieren. In Deutschland ist der Handel mit und die Haltung von sogenannten Exoten in Privathand noch immer weitgehend unreglementiert. Wenn der Preis stimmt, werden auch streng geschützte und äußerst empfindliche Tierarten verkauft – selbst an Laien. Aufgrund der hohen Sterberaten als Folge von mangelhafter Haltung und Pflege bleibt die Nachfrage auf einem hohen Niveau. Eine Studie, die vom Bundesumweltministerium im März 2020 vorgestellt wurde, bestätigt, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt [1].
Nicht erst seit der Corona-Krise ist bekannt, dass exotische Tiere gefährliche Krankheitserreger in sich tragen können. So sind beispielsweise Affen, Schlangen oder Schildkröten häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übertragbar sind.
Was Sie tun können
Exotische Tiere wie Affen, Reptilien oder Krokodile können in Privathand nicht artgerecht gehalten werden. Bitte kaufen Sie niemals ein exotisches Tier!
Wenden Sie sich an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter [email protected] und fordern Sie ein deutschlandweites Haltungsverbot von exotischen Tieren.
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Quellen
[1] Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren | Pressemitteilung | BMU, online: https://www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/, abgerufen am 10.12.2020