Viele Alltagsprodukte wie Pullover, Schals, Handschuhe Mützen, Jacken und Accessoires werden aus Wolle hergestellt. Diese Wolle stammt meist von Schafen, doch auch andere Tiere wie Ziegen, Alpakas und Kaninchen werden wegen ihres Fells ausgebeutet. Was viele Verbraucher nicht wissen: Schafe müssen nur geschoren werden, weil ihnen eine unnatürlich hohe Wollmenge angezüchtet wurde. Die sozialen und sensiblen Tiere leiden ihr Leben lang unter dieser Qualzucht und der dadurch erforderlichen gewaltsamen Schur.
Warum müssen Schafe geschoren werden?
Schafe und andere Tiere müssen die Qualen der Schur nur aus einem einzigen Grund über sich ergehen lassen: weil Menschen ihre Wolle tragen wollen. Die gezielte Zucht der Tiere zugunsten eines möglichst hohen Wollwachstums und das züchterisch herbeigeführte Ausbleiben des Fellwechsels haben dazu geführt, dass heute viele Schafe und andere Tiere geschoren werden müssen.
Wenn Schäfer:innen die Zucht von Tieren ohne Fellwechsel einstellen würden, müsste auch kein Tier mehr geschoren werden. Doch mit der Wolle der Tiere lässt sich Geld verdienen – und daher werden Zucht und Haltung aus Profitgründen nicht eingestellt.
Im Sommer leiden die züchterisch manipulierten Tiere unter dem Gewicht und der Wärme ihres dichten Fells. Nach der Schur hingegen sind sie anfällig für Lungenerkrankungen und können bei Kälteeinbrüchen sogar erfrieren. Ohne die Fähigkeit, ihr Fellwachstum eigenständig zu regulieren, sind die Tiere Hitze und Kälte schutzlos ausgeliefert und in der Natur oftmals lebensunfähig. Somit sind auch Argumente wie der Erhalt alter oder gefährdeter „Haustierrassen“ oder „Artenschutz“ keine ausreichenden Gründe, diese sogenannten Wollschafe – und damit auch ihr Leid – zu erhalten.
Welche Tiere werden geschoren?
Neben Schafen, Ziegen und Kaninchen werden auch viele weitere Tierarten geschoren. Einige von ihnen haben sogar noch einen natürlichen Fellwechsel, darunter Rinder wie Yaks und Moschusochsen und Kamelartige wie Vikunjas und Trampeltiere. Diese Tierarten sind eigentlich nicht auf die Schur angewiesen, und die Strapazen der Schur könnten ihnen erspart bleiben. Doch ihre Wolle gilt als Luxusprodukt, aus dem hochpreisige Artikel wie Schals, Pullover oder Mäntel hergestellt werden.
Wie Schafe leiden auch Alpakas und Lamas darunter, dass ihnen der natürliche Fellwechsel durch die Qualzucht genommen wurde. Dasselbe gilt übrigens auch für Angorakaninchen und für Angoraziegen, aus deren Fell Mohair hergestellt wird. Merinoschafe gehören zu den Schafen, die in der Wollindustrie am stärksten ausgebeutet werden. Sie leiden unter einem immens dichten Fellwachstum und sind sehr anfällig für den schmerzhaften und oftmals tödlichen Befall mit Fliegenmaden. In Australien werden daher fast alle Lämmer dem sogenannten Mulesing unterzogen – einem grausamen Eingriff, bei dem handtellergroße Haut- und Fleischstücke vom Hinterteil der Tiere geschnitten werden, und zwar ohne Betäubung.
Ist das Scheren von Schafen Tierquälerei?
Der Großteil der weltweit gehandelten Wolle stammt von Schafen, Ziegen und Kaninchen. Für die sensiblen Fluchttiere bedeuten bereits die Trennung von ihrer Herde und der direkte Kontakt zum Menschen größten Stress. Oftmals geraten sie in Panik und wehren sich mit aller Kraft gegen die Schur. Arbeiter:innen machen die Tiere daher mit Gewalt gefügig und knien sich häufig auf ihren Kopf und Körper oder verdrehen ihre Arme und Beine. Zum Fixieren werden Ziegen meist an den Gliedmaßen gefesselt und Angorakaninchen ausgestreckt an einem Holzbrett festgebunden.
Da sich die Tiere während der Schur trotz aller Bemühungen wehren und unkontrollierbare Bewegungen machen, können Schnittwunden selbst bei der sanftesten Schur nicht immer verhindert werden. Die meisten Scherer arbeiten jedoch nicht rücksichtsvoll, sondern schnell, achtlos und gewaltsam – denn sie werden nicht nach Stunden, sondern nach der Anzahl geschorener Tiere bezahlt. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen konnten wir von PETA Deutschland dokumentieren, wie Tiere während der Schur getreten und gestoßen werden. Teilweise werden ihnen sogar die Brustwarzen abgeschnitten. Klaffende Schnittwunden werden oftmals ohne Betäubung mit Nadel und Faden vernäht und gar nicht oder nur unzureichend behandelt. Schwer verletzte oder „unbrauchbare“ Tiere werden in der Wollindustrie meist getötet oder sich selbst und damit einem langsamen, schmerzhaften Tod überlassen.
Schurwettbewerbe: Horror für Schafe
Schafe werden nicht nur für die Produktion von Wolle missbraucht, sondern auch in Schurwettbewerben, wie etwa der jährlichen Deutschen Schafschurmeisterschaft. Bei diesen Veranstaltungen werden die Tiere unter Wettkampfbedingungen geschoren, was die Gefahr von Schnittwunden gegenüber dem Schuralltag weiter erhöht. Auch der Transport zum Wettbewerb, der Andrang vieler applaudierender und johlender Menschen, laute Musik und viele fremde Geräusche sind für die Fluchttiere eine Zumutung. Wir haben in der Vergangenheit bereits Strafanzeige gegen Schurwettbewerbe gestellt und setzen uns auch weiterhin für ein Ende dieser tierquälerischen Veranstaltungen ein.
Wann werden Schafe geschoren?
Meist werden Schafe im Frühjahr geschoren. Wenn es nach der Schur zu Kälteeinbrüchen kommt, sind die Schafe den niedrigen Temperaturen ohne ihr wärmendes Fell schutzlos ausgeliefert. Viele erfrieren jedes Jahr auf diese Weise. Im Sommer leiden die Tiere unter der ihnen angezüchteten dichten Wolle: Vor allem in Australien sterben viele Merinoschafe in den heißen Sommermonaten an Überhitzung.
Was passiert mit Schafen, die nicht geschoren werden?
Wenn Schafe nicht rechtzeitig geschoren werden, wird ihr Fell zu schwer – je mehr Wolle, desto größer wird auch die Last für die Tiere. Zudem ist das dichte Fell der perfekte Nährboden für zahlreiche Parasiten wie Milben und Zecken. Einige Tiere finden nicht genügend Nahrung, weil ihnen die Wolle über die Augen wächst und die Sicht versperrt. Immer wieder berichten Medien von entlaufenen Schafen, die sich aufgrund der mehrere Kilo schweren Wolllast kaum bewegen können. Problematisch wird das vor allem bei Regen, wenn sich die Wolle mit Feuchtigkeit vollsaugt.
Wenn Schafe schwitzen oder es sie unter dem feuchten Fell juckt, wälzen sie sich zum Kratzen auf dem Boden. Viele Tiere können nicht alleine wieder aufstehen, beispielsweise wenn sie schwanger sind oder aufgrund ihrer Züchtung den Boden mit ihren Beinen nicht erreichen. Ohne Hilfe sterben die Tiere in dieser Situation. Wer also ein Schaf hilflos auf dem Rücken liegen sieht, sollte dem Tier kräftig ins Fell greifen und es so anstoßen, dass es auf den Bauch rollt und alleine wieder aufstehen kann.
Was passiert mit Schafen, deren Wollproduktion nachlässt?
Sobald Schafe und andere Tiere in der industriellen Tierhaltung nicht mehr die „Leistung“ erbringen, die für die Betriebe am profitabelsten ist, werden sie aussortiert und zum Schlachthof gefahren.
Vor allem Australien verschifft jährlich rund eine Million Schafe auf sogenannten Lebendexporten in den Nahen Osten oder in afrikanische Staaten. Die Tiere leiden während des tage- und wochenlangen Transports über das Meer auf überfüllten Containerschiffen – oftmals ohne ausreichend Nahrung und Trinkwasser. Diejenigen, die diese qualvolle Fahrt überleben, werden in den Zielländern meist gewaltsam und ohne Betäubung getötet.
Während die natürliche Lebenserwartung von Schafen bei etwa 20 Jahren liegt, werden die meisten Schafe in der Wollindustrie im Alter von 5-6 Jahren getötet, da ihre Körper nicht mehr die gewünschte Menge oder Qualität an Wolle produzieren.
Tiere und tierische Produkte sind keine Kleidung
Schafe, Ziegen, Alpakas, Kaninchen und andere Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie ihr Leben lang ausbeuten, nur um aus ihrem Fell Wollprodukte herzustellen. Die Einteilung von Tieren nach ihrem „Nutzen“ für uns Menschen ist speziesistisch und grundlegend falsch.
Wir sind für unsere Ernährung und Bekleidung weder auf die Haut von Tieren angewiesen noch auf ihr Fell, ihre Haare, ihre Federn oder ihr Fleisch. Die Einordung von fühlenden Lebewesen in Kategorien wie „Haustiere“ und „Nutztiere“ ist menschengemacht und willkürlich. Speziesismus muss beendet werden, denn jedes Tier hat ein glückliches und möglichst selbstbestimmtes Leben verdient.
Was Sie tun können
Bitte kaufen Sie den Tieren zuliebe weder Wolle noch andere tierische Produkte, sondern entscheiden Sie sich für vegane Mode. Tencel, Sojaseide oder Acryl sind ausgezeichnete tierfreie Alternativen, die pflegeleichter sind als Wolle und sich auf der Haut weich anfühlen. Informieren Sie Ihre Mitmenschen über die Qual der Schur und besuchen Sie keine Veranstaltungen, bei denen Schafe oder andere Tiere unter Wettbewerbsbedingungen geschoren werden.