Veganismus: Verantwortungsvoll und gesund genießen

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Wie viele Veganer es in Deutschland gibt, ist nur schwer zu sagen. Ein Artikel in der Welt geht von 80.000 bis zu 500.000 Veganern aus. Der Jugendforscher Rinas schrieb seine Dissertation zum Thema Veganismus und die Abkehr von Unterdrückungsverhältnissen. Immer mehr junge Menschen werden sich zukünftig dazu entschließen, vegan zu leben. Vegane Restaurants und Supermärkte finden großen Anklang und zeigen, dass die vegane Ernährungsweise nicht nur ein vorübergehendes Phänomen ist. (1, 2)

Der ethische Grundgedanke des Veganismus

Andere Menschen werden Veganer aus Tierschutzgründen. In der heutigen Intensivtierhaltung verbringen die Tiere oft ihr gesamtes Leben eingepfercht in Käfigen, die kaum größer als ihr eigener Körper sind. In großen Ställen werden sie zu Hunderten eingesperrt, sodass sie sich auch hier kaum bewegen können. Und auch der Tod kommt für diese Tiere oft langsam und ist mit großen Schmerzen verbunden. PETA-Undercover-Ermittler müssen immer wieder Verstöße gegen das sowieso bereits lückenhafte und unzureichende Tierschutzgesetz feststellen, so z.B. im Fall des größten deutschen Geflügelproduzenten Wiesenhof. PETA konnte auf Video festhalten, dass Mitarbeiter Puten treten, die bereits reglos am Boden liegen, die Tiere mit voller Wucht gegen die Transportbehälter auf den LKWs werfen, die sie zum Schlachthof bringen, und manche ihnen den Hals umdrehen. Doch auch wenn sich alle an die von der Politik gemachten Spielregeln halten, ist das Leben und der Tod der Tiere die Hölle. Jahr für Jahr werden allein in Deutschland um die drei Milliarden Tiere für die Nahrungsmittelindustrie getötet. Darunter fallen auch Fische, die oftmals nicht als Tiere angesehen werden, obwohl es bewiesen ist, dass auch sie Schmerzen empfinden.
Doch wer ist es, der die Gesetze macht? Sind es die Reichen, die Intelligenten, die Stärksten? Würden nicht auch viele Menschen aus unserem System herausfallen und einer willkürlichen Gesetzgebung ausgesetzt sein, wenn wir keine demokratischen und sozialstaatlichen Strukturen hätten? In weiten Teilen der Welt gibt es keine Menschenrechte. Menschenrechte und Tierrechte sind jedoch eng miteinander verbunden. Solange es Menschen gibt, die glauben, sich das Recht über Leben und Tod, über Glück und Leid herausnehmen zu dürfen, wird es Kriege, Ausbeutung, Gewalt und Tod geben – unter Menschen und gegenüber Tieren. Fakt ist aber doch: Menschen wie auch Tiere können leiden und Freude empfinden und es größtenteils sogar zum Ausdruck bringen. Wir sollten auch Tieren, die nicht laut schreien können, wie z.B. Fischen, unsere Stimme leihen.
Doch Tiere sind nicht die einzigen Opfer im Schlachthof. Die Arbeiter leiden sehr häufig an Störungen durch wiederholte Belastungen (repetitive-stress disorders) wie z.B. Karpaltunnelsyndrom, Verletzungen an Rücken, Nacken, Schultern und Händen. Nach Angaben des Büros für Arbeitsstatistiken weist die Fleischindustrie mit die schlechtesten Zahlen für arbeitsbedingte Verletzungen auf. (3) Eine Verringerung der gesundheitlichen Risiken und das Beseitigen des Tierelends sind nur zwei der Gründe, warum man Veganer werden sollte. Eine pflanzliche Ernährung trägt auch dazu bei, die Umwelt zu schützen und den Hunger auf der Welt zu verringern.

Gesundheitliche Vorteile der veganen Ernährung

Viele Menschen streichen tierische Nahrungsmittel aufgrund gesundheitlicher Bedenken von ihrem Speiseplan. Zu Recht! 40 Prozent aller Tumore lassen sich auf vermeidbare Faktoren in der Ernährung und im Lebensstil zurückführen! 2010 erkrankten in Deutschland 450.000 Menschen an Krebs. Das würde bedeuten, dass unter Beachtung gesundheitsförderlicher Lebensstilfaktoren ca. 180.000 Krebserkrankungen vermieden werden könnten. Bei Experten ist es unumstritten, dass eine falsche Auswahl an Lebensmitteln mit zu viel Fleisch und Salz und zu wenig Gemüse und Obst für über 9 Prozent der Tumorerkrankungen verantwortlich ist. Dass aus einer Ernährung mit vielen fettigen tierischen Produkten auch Übergewicht und Fettleibigkeit entstehen können, ist bereits länger bekannt und gerade dieses Übergewicht ist verantwortlich für 5,5 Prozent aller Tumore. (4) Frank Hu, Leiter eines Forscherteams, und seine Kollegen konnten ganz deutlich nachweisen, dass der Konsum von rotem Fleisch in Zusammenhang mit der Entstehung von Diabetes steht. Sie zeigen, dass bereits 100 g unverarbeitetes rotes Fleisch täglich das Diabetesrisiko um 19 Prozent steigen lässt. Ist das rote Fleisch verarbeitet, steigt das Diabetesrisiko bereits bei 50 g täglich um 51 Prozent. Wer dagegen auf eine Kost mit viel Vollkorn, Nüssen und ansonsten fettarmen Produkten umsteigt, kann das Diabetesrisiko um 16-35 Prozent senken. (5)

Eine Studie mit Frauen zeigte, dass eine Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und Obst das Risiko für Schlaganfälle reduziert, da diese Ernährungsweise viele Antioxidantien enthält. Selbst Risikopatientinnen profitierten von der antioxidantienreichen Ernährung. (6)

Die Zahl der Studien nimmt kein Ende, die den Verzehr tierischer Nahrungsmittel mit Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, Diabetes, Arthritis und anderen Erkrankungen in Verbindung bringen. Einer der Gründe dafür mag darin bestehen, dass die Tiere in der konventionellen Haltung über die Nahrung oder das Wasser Antibiotika verabreicht bekommen, die sich dann in ihrem Fleisch wiederfinden und so Antibiotikaresistenzen bei den Menschen fördern, die viele tierische Produkte essen. Wenn die Menschen nun bei einer Krankheit Antibiotika verabreicht bekommen, haben diese keine Wirkung mehr.

Ökologische Gründe

Laut der UN-Welternährungsorganisation (FAO) ist die Tierwirtschaft und damit der Konsum tierischer Produkte Hauptverursacher unserer schlimmsten Umweltprobleme, sei es die Trinkwasserknappheit, der Artenverlust oder der Klimawandel. Zahlreiche weitere Studien bestätigen und vertiefen dies. (7, 8, 9)

Jedes Produkt trägt „virtuelles Wasser“ mit sich, das die Gesamtmenge des Wassers umfasst, die während des Herstellungsprozesses benötigt wurde. Für die Produktion von 1 kg Fleisch benötigt man beispielsweise 15.500 l Wasser! Vergleicht man tierische und pflanzliche Produkte, so ist klar ersichtlich, dass die pflanzlichen wesentlich wassersparender sind: verbraucht ein Kilo Butter über 5500 l und ein Liter Milch 1000 l Wasser, so benötigt ein Kilo Kartoffeln nur knapp 290 l, Salat und Tomaten etwas über 200 l. Außerdem kommt es durch die Tierwirtschaft zu Wasserverschmutzung durch den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, Medikamenten oder die Ausscheidungen der Tiere. Allein die Schweine in Deutschland erzeugen doppelt so viele Abwässer wie die menschliche Bevölkerung, dabei gibt es weniger Schweine als Menschen: auf etwa jeden dritten Einwohner kommt ein Schwein. (9, 10, 11, 12)

In Südamerika sind in den letzten 4 Jahrzehnten 40 Prozent des Regenwaldes Weideflächen oder der Produktion von Futtermitteln zum Opfer gefallen, im Amazonasgebiet sogar 70 Prozent. Dabei sind Regenwälder lebensnotwendig für das Überleben dieses Planeten, denn sie sind die primäre Sauerstoffquelle der Erde. Außerdem erforschen und stützen sich Wissenschaftler immer mehr auf Pflanzen aus dem Regenwald zur Behandlung und Heilung von Erkrankungen des Menschen. Werden die Wälder zerstört, verlieren wir auch an Artenreichtum, was das ökologische Gleichgewicht gefährdet. Doch auch hier bei uns leidet die Artenvielfalt mehr und mehr durch die von Monokultur und überzüchteten Tieren geprägte Landwirtschaft, um sich dies vor Augen zu führen muss man nur einen Blick auf die Hühner werfen, die nach sechs Wochen schon unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, da ihre Knochen die Fleischmassen kaum noch tragen können. (7, 9, 10)

Zudem ist die Tierwirtschaft, und damit der Konsum tierischer Produkte, in hohem Maße mitverantwortlich für den Klimawandel. Zwar ist es besser für das Klima und die Umwelt, regionale Produkte zu konsumieren, jedoch ist die Entscheidung zwischen tierischer und pflanzlicher Ernährung entscheidender. Verringert man den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten, kann der durch die Landwirtschaft bedingte Ausstoß von Methan und Lachgas um mehr als 80 Prozent reduziert werden. (8, 9, 13)

Humanitäre Bedenken

Tag für Tag hungern weltweit 1 Milliarde Menschen, ungefähr genauso viele Menschen sind dagegen übergewichtig. (14) Also gibt es an sich genug Nahrung auf der Welt – die Verteilung ist jedoch ungerecht. Dazu kommen noch klimatische, politische oder strukturelle Probleme in den Regionen, in denen Menschen hungern.

Doch zum überwiegenden Teil ist unsere auf Fleisch basierende Ernährung besonders in den industrialisierten Ländern dafür verantwortlich. Denn trotz Lebensmittelknappheit und Spekulationen auf Getreidepreise landen über 50 Prozent der Ernten heutzutage nicht mehr auf dem Teller, sondern im Trog – bei Sojamehl sind es sogar über 97 Prozent. So kommt es, dass statt Nahrungsmittel für Menschen Futtermittel für Tiere angebaut werden und sich das Hungerproblem weiter verschärft, denn die sogenannten Veredelungsverluste sind dafür verantwortlich, dass man bis zu 16 kg Getreide benötigt, um nur 1 kg Fleisch zu produzieren. (8, 11)

Die Deutschen vertilgen jedes Jahr pro Kopf durchschnittlich 88 kg Fleisch! Doch um die Tiere mit (Kraft-) Futter zu versorgen, reichen die Flächen hierzulande nicht aus und die benötigten Futtermittel werden zu großen Teilen aus südamerikanischen Ländern wie Brasilien oder Argentinien importiert. Für unseren „Fleischhunger“ werden dort vermehrt neue Flächen erschlossen, sprich es werden Regenwälder gerodet. Kommunales Land wird privatisiert, kleinbäuerliche Produzenten werden von ihrem Land vertrieben. Laut einer Studie importiert Deutschland eine virtuelle Fläche von rund 7 Millionen Hektar – dies entspricht der Größe Bayerns, dabei entfallen auf die Sojaimporte 2,6 Millionen Hektar, dies ist in etwa die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns! Eine Fläche, welche die Menschen vor Ort dringend brauchen, um eigene Nahrung anzubauen. Speisen, die auf pflanzlichen Lebensmitteln beruhen, sind nicht nur umweltfreundlicher und gesünder, sondern auch platzsparender: Ein Teller Spagetti mit Tomatensoße braucht nur knapp 0,5m² an Anbaufläche, wohingegen ein Hamburger mit Pommes und Salat mehr als 3,5 m² beansprucht. (15, 16)

Alles Engagement, den Welthunger und das Leiden zu bekämpfen, die Welt zu einem friedlicheren Ort zu machen, bleibt erfolglos, wenn wir unser Handeln und unsere Essgewohnheiten nicht verändern! Mit unserem Konsum von Fleisch und tierischen Produkten tragen wir wesentlich zum Welthunger bei und halten das Ungleichgewicht zwischen Wohlstands- und Entwicklungsländern aufrecht.

Eine gesunde und humane Ernährung

Eine vegane Ernährung ist die humanste Wahl für die Tiere, die nachhaltigste Strategie für die Umwelt und fördert zudem die Gesundheit der Menschen. Fordern Sie ein kostenloses Veggie Starter Kit an oder lassen Sie sich im kostenlosen 30-Tage-Vegan-Probeabo zeigen, wie leicht es ist, sich vegan zu ernähren.

Quellenangaben

(1) Anne Waak (2011): So gut und teuer ist die Rettung der Welt. WELT ONLINE, 2. Dezember. http://www.welt.de/lifestyle/article13716371/So-gut-und-teuer-ist-die-Rettung-der-Welt.html

(2) Berliner Zeitung (2012): Forscher: Jugend verzichtet mehr auf Fleisch, 12. März. http://www.bz-berlin.de/aktuell/deutschland/forscher-jugend-verzichtet-mehr-auf-fleisch-article1410174.html

(3) G. Pascal Zachary (1995): Nursing Homes Are Often Hotbeds of Injury for Aides. Wall Street Journal, 20. März. B1.

(4) D. Max Parkin et al. (2011): The Fraction of Cancer Attributable to Lifestyle and Environmental Factors in the UK in 2010. Zusammenstellung mehrerer Studien in: British Journal of Cancer. Volume 105, Supplement 2, 6 December 2011. http://info.cancerresearchuk.org/groups/cr_common/@nre/@new/@pre/documents/generalcontent/cr_080626.pdf

(5) Joachim Czichos (2011): Großstudie bestätigt Zusammenhang zwischen Diabetes und Fleischkonsum. Wissenschaft aktuell, 11. August. http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Grossstudie_bestaetigt_Zusammenhang_zwischen_Diabetes_und_Fleischkonsum_1771015587843.html

(6) Denise Mann (2011): Diet Loaded With Veggies, Fruits, Whole Grains May Cut Stroke Risk. WebMD Health News, 1. Dezember. . http://www.webmd.com/stroke/news/20111201/diet-loaded-with-veggies-fruits-whole-grains-cuts-stroke-risk

(7) Die Zeit (22.1.2007): http://www.zeit.de/2007/04/Kuh

(8) FAO 2006: Livestock’s Long Shadow ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/010/A0701E/A0701E00.pdf

(9) World Watch Institute 2004: Meat. No it’s Not Personal http://www.worldwatch.org/system/files/EP174A.pdf

(10) Josef Reichholf 2004: Der Tanz um das goldene Kalb, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin

(11) Compassion in World Farming 2004: The Global Benefits of Eating Less Meat http://awellfedworld.org/PDF/CIWF%20Eat%20Less%20Meat.pdf

(12) WWF Deutschland 2009: Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf

(13) Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung 2010: Klimaschutz durch bewusste Ernährung http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/archiv/2010/klimaschutz-durch-bewusste-ernaehrung

(14) 18. Ernährungsfachtagung 6.10.2011: Was isst die Welt? Heute und morgen. Vielfalt der Ernährung der Welt. Universität Hohenheim

(15) Chemnitz, C., Reichert, T.: Hunger im Überfluss. Von Fleisch und Fairness – Innovationen für eine ökologische EU-Agrarpolitik. S.24

(16) von Witzke, Harald, Noleppa, Steffen, Zhirkova, Inga 2011: Fleisch frisst Land http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf