Hunde aus dem Internet: Immer mehr „komplizierte“ Tiere landen im Tierheim

Teilen:

Was mit der Sehnsucht nach einem vierbeinigen Freund beginnt, endet leider immer öfter mit einem Drama. Wie allgemein bekannt ist, sind die meisten Tierheime in Deutschland chronisch überlastet und überfüllt. Dennoch werden dort immer mehr Tiere abgegeben, deren Halter überfordert sind und sich in hilflose Ausreden flüchten: „Auf dem Bild sah er so süß aus.“ „Eigentlich wurde er als freundlich und nett beschrieben.“ „Wir wollten ihm doch nur ein schönes Zuhause schenken – warum benimmt er sich jetzt so?“ Im schlimmsten Fall kann es bei Problemen mit tierischen Mitbewohnern zu Beißvorfällen kommen, die für alle Beteiligten verheerenden Konsequenzen haben können.

Für die Tierheime bedeutet das: Ein Großteil der Tiere, die zu ihnen kommen, sind nicht mehr oder nur schwer vermittelbar. Hier erfahren Sie, warum es überhaupt soweit kommt und wie sich derartige Erfahrungen vermeiden lassen.

Per Klick zum Haustier

Wenn Hunde im Internet bestellt oder aus dem „Auslandstierschutz“ bezogen werden, kommt es nicht selten zu Dramen. Tierschutzvereine, Hundetrainer und Tierheime sind in diesen Fällen oftmals mit verzweifelten und enttäuschten Tierhaltern konfrontiert. Meist zeichnet sich schon nach wenigen Stunden oder in den ersten gemeinsamen Tagen ab, dass das Zusammenleben mit dem neuen Mitbewohner viel schwieriger ist als versprochen: Der Hund lässt sich nicht anfassen, er schnappt und knurrt, macht ins Haus, greift andere Tiere an oder beißt. So mancher Halter traut sich nicht mehr ins Wohnzimmer oder aufs Sofa, das jetzt vom Hund verteidigt wird. Schafft man es, mit dem Vierbeiner Gassi zu gehen, reihen sich oftmals frustrierende und gefährliche Situationen aneinander.

Zumeist handelt es sich bei den beschriebenen Problemfällen um Hunde, die auf Internetportalen aufgrund eines „netten Fotos“ oder einer „lieben Beschreibung“ gekauft wurden. Auf diese Weise werden viele Tiere in ein neues Zuhause vermittelt, ohne dass Vorkontrollen und ein entsprechendes Kennenlernen zwischen Mensch und Hund stattgefunden haben. Dieses Geschäft mit Hunden läuft erfolgreich und ist für die Händler überaus lukrativ.

Hund im Zwinger
Niedliche Bilder auf Internet-Portalen sollen zum Kauf der Hunde locken.

Der Ablauf ist immer sehr ähnlich: Die Hunde werden durchweg als „lieb“ beschrieben, meist steht ihnen angeblich die Tötung bevor. Die Übergabe findet an einer Raststätte oder auf einem Autobahnparkplatz statt – in ungesicherter Umgebung und ohne kompetente Begleitung und Einschätzung des Tieres. Der völlig gestresste Vierbeiner hat zu diesem Zeitpunkt oft schon quälend lange Stunden in einer kleinen Transportbox verbracht – auf seiner kilometerlangen Reise in das „neue Glück“. Niemand – weder Hund noch Mensch – weiß in diesem Moment, worauf man sich miteinander einlässt.

Viele Menschen, die auf diesem Weg einen tierischen Mitbewohner aufnehmen, sind sich nicht bewusst, dass das große Glück des Vierbeiners im neuen Zuhause und das gute Gefühl, „geholfen zu haben“, oft nur wenige Tage oder Wochen anhalten. Denn nicht immer ist das Glück auf beiden Seiten, also bei Mensch und Tier, gleich. Nicht immer ist der Hund dankbar, eine warme Couch, gut gemeinte Streicheleinheiten oder Spaziergänge durch die belebte Innenstadt zu bekommen. Nicht immer funktioniert das Zusammenleben, so wie wir Menschen uns das erhofft haben. Daher ist es sehr wichtig, dass man den Hund vorab im Tierheim oder in einer guten Pflegestelle kennenlernen kann – denn dort kennt man den Hund, seine Besonderheiten und seine Geschichte. Mensch und Hund müssen zusammenpassen!

Die böse Überraschung mit Hunden aus dem Internet

Wer einen Hund aufnimmt, ohne ihn oder sie vorab in Ruhe und ausgiebig kennengelernt zu haben, der geht ein großes Risiko ein. Denn plötzlich kann alles anders sein, als man es erwartet hat. Nicht selten steht dann schon bald die Frage im Raum: „Was machen wir mit dem Hund, der uns nicht mehr auf die Couch lässt, der sich Halsband und Geschirr nicht anziehen lässt, der panisch versucht, zu entkommen, der die Familie attackiert oder fremde Hunde beim Spaziergang angreift und schwer verletzt oder tötet. Im besten Fall werden nun Hundetrainer, Tierschutzvereine oder Tierheime kontaktiert, im schlechtesten Fall werden die Hunde ausgesetzt oder auf Internetportalen inseriert und in ein neues Zuhause abgegeben – diese negativen Erfahrungen werden dabei natürlich verschwiegen. So werden „Problemhunde“ zum Wanderpokal und die Situation gerät in eine Spirale der Verschlimmerung, deren Preis die Hunde zahlen. Nur wenige von ihnen haben das Glück, irgendwann noch in kompetente Hände zu gelangen, denn erfahrene Halter, die mit solch „schwierigen“ Hunden umgehen können, werden meist mit Aufnahmegesuchen überschüttet. Und die empfindungsfähigen Tiere befinden sich einer ausweglosen Situation, obwohl sie vor allem Orientierung, Sicherheit, Respekt und Fairness brauchen.

Zwei verängstigte Hunde
Kein Hund sollte wie ein „Wanderpokal“ behandelt werden. Jeder Wechsel mache etwas mit der Seele eines Tieres.

Wie lässt sich eine solch traurige Erfahrung also von vornherein vermeiden? Wie findet man einen Vierbeiner, der wirklich zu einem passt? Und wie kann man sicher sein, dass er oder sie aus seriöser Quelle stammt?

Was Sie vor der Adoption eines Hundes beachten sollten

Jede Adoption sollte fachgerecht umgesetzt werden und ist keine leichtfertige Entscheidung – weder für Mensch noch für Tier.

Am Anfang stehen folgende Fragen:

  1. Haben Sie sich ganz genau überlegt, ob Sie bereit und in der Lage sind, einem Hund für viele Jahre ein Zuhause zu schenken?
  2. Haben Sie ausreichend Zeit, Ruhe, Geduld und die finanziellen Mittel, um Ihr Leben mit einem Vierbeiner zu teilen?
  3. Sind Sie bereit, mögliche Probleme anzugehen? Und sind Sie darauf eingestellt, dass besonders die Anfangsphase kompliziert sein kann?
  4. Wie viel Fachwissen haben Sie bereits, und wie viel Fachwissen sind Sie bereit, sich anzueignen?
  5. Wie viel Zeit darf der Hund im Alltag in Anspruch nehmen, und was wird von dem Tier erwartet?

Den Vierbeiner kennenzulernen, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Adoption

In einem Tierheim oder einer erfahrenen Pflegestelle haben Mensch und Hund die Chance, sich kennenzulernen. Man verbringt mehrmals Zeit miteinander – unter Anleitung und mit Begleitung. Der Interessent erfährt viel über den Hund – seine Geschichte, sein Verhalten, seine Bedürfnisse, seine Stärken und seine Ängste. Beide Seiten haben die faire Chance, einander kennenzulernen und sich füreinander zu entscheiden. Denn man muss spüren, dass auch der Hund „ja“ sagt!

Wichtige Aspekte vor und nach dem Einzug

Der vermittelnde Verein oder das Tierheim werden Ihr Zuhause vorab prüfen. Bei diesem Besuch können aufkommende Fragen in Ruhe besprochen werden, damit alle Beteiligten sich sicher sein können, dass der Aufnahme des tierischen Freundes nichts im Weg steht. Auch nach der Adoption behalten sich Tierschutzvereine und Tierheime eine unangemeldete Nachkontrolle vor und stehen bei Fragen jederzeit zur Verfügung.

Die seriöse Vermittlung eines Tieres ist jedoch nicht nur für uns Menschen wichtig, sondern im Besonderen auch für die Hunde. Wir schulden ihnen eine fachgerechte und faire Vermittlung, damit der Start in ihr neues Leben unter bestmöglichen Bedingungen erfolgen kann. Neue Tierhalter sollten sich darauf einstellen, dass es zu Problemen kommen kann, deren Lösung teilweise Zeit braucht. Interessenten sollten dazu bereit sein, sich auf die fachgerechte Einschätzung von Experten zu verlassen.

Hund und Mensch
Machen Sie sich der Verantwortung bewusst, die ein Hund mit sich bringt.

Tierschutz kennt keine Ländergrenzen

Tierschutzexpert:innen führten in Kooperation mit Mars eine umfassende Analyse zu heimatlosen „Haustieren“ auf der ganzen Welt durch: Laut dieser gibt es in 20 untersuchten Ländern schätzungsweise fast 362 Millionen heimatlose Hunde und Katzen. [1] Der Auslandstierschutz trägt dazu bei, das Leben der Tiere in ihren Herkunftsländern zu verbessern. Er stellt einen wichtigen Baustein für Veränderung dar. Nachhaltige Kastrationsprogramme ermöglichen es, heimatlose Hunde und Katzen zu kastrieren und medizinisch zu versorgen. Daneben sind Bildungsprogramme für Erwachsene und Kinder sowie die politische Arbeit vor Ort essentiell, um Schritt für Schritt Verbesserungen zu erzielen und das Leid der Tiere langfristig zu beenden.

Ein weiterer Aspekt ist der konsequente Einsatz zur Umsetzung weiterer Tierschutzziele in den betroffenen Ländern, darunter etwa eine Kastrations- und Registrierpflicht für Hunde und Katzen oder ein Zucht- und Verkaufsverbot von Tieren in „Zoohandlungen“ und anderen Einrichtungen. Flankierend dazu muss der Verkauf von Tieren auf Märkten verboten und sichergestellt werden, dass bestehende Tierschutzgesetze umgesetzt werden.

Keine Chance für das illegale Geschäft mit Tieren

Das illegale Geschäft mit Tieren und vor allem Tierbabys floriert. Selbst unter dem Deckmantel des Tierschutzes verdienen Kriminelle mit der vermeintlichen Rettung von Tieren – die in vielen Fällen jedoch keine ist – viel Geld. Bitte unterstützen Sie keinen illegalen Hundehandel: Gehen Sie bei der Adoption Ihres tierischen Freundes immer auf Nummer sicher und nehmen Sie sich unsere Tipps zu Herzen.

Was Sie tun können

  • Ein Tier zu retten, bedeutet in erster Linie, diesem Vierbeiner etwas Gutes zu tun. Damit Sie sicher sein können, dass das spätere Zusammenleben funktionieren wird, nehmen Sie sich bitte die Zeit, Ihren gewünschten tierischen Mitbewohner vorab kennenzulernen. Nur wenn sich beide Parteien, also Mensch und Hund, gemeinsam wohlfühlen, dann steht einem glücklichen Miteinander nichts im Wege.
  • Machen Sie die Entscheidung für einen Hund niemals von einer netten Beschreibung oder einem herzzerreißenden Bild abhängig.
  • Bei aufkommenden Problemen oder wenn Sie zusätzliche Sicherheit möchten: Holen Sie sich professionelle Hilfe in Form eines Hundetrainers oder Verhaltenstherapeuten, der in der Arbeit mit Hunden erfahren ist.
  • Unterstützen Sie Kastrationsprogramme und die Tierschutzarbeit in anderen Ländern – zum Beispiel über PETAs Projekt „PETA HELPS ROMANIA“.