Die erste Studie, die die Klimaauswirkungen der globalen Schleppnetzfischerei untersuchte, wurde im März 2021 veröffentlicht und kam zum Ergebnis, dass dadurch durchschnittlich mehr Kohlendioxid im Meer freigesetzt wird als beim gesamten Luftverkehr in der Atmosphäre. [1]
Grundschleppnetzfischerei stößt mehr Kohlenstoff als Deutschland aus
Die Wissenschaftler betonen, dass durch das Ziehen der schweren Netze über den Meeresboden während der Grundschleppnetzfischerei der in den Meeressedimenten -– die global größten Kohlenstoffspeicher -– gespeicherte Kohlenstoff als Kohlendioxid im Meer freigesetzt wird. Dadurch werde zur Versauerung der Ozeane beigetragen und zudem die Artenvielfalt beeinträchtigt. Zudem können die Meere dann weniger CO₂ aus der Luft aufnehmen – was wiederum den Treibhauseffekt verstärkt, weil Meere der größte CO₂-Speicher der Erde sind. Folglich wird das Kohlendioxid-Gleichgewicht zwischen Ozean und Atmosphäre gestört, bei dem der Ozean als Kohlenstoffsenke fungiert, indem er normalerweise mehr Kohlenstoff aufnimmt, als er abgibt. [2, 3, 4] Der Ozean absorbiert etwa 30 Prozent der vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen. Die Freisetzung von mehr CO₂ unter Wasser reduziert die Menge, die der Ozean aus der Atmosphäre aufnehmen kann. [5]
Die Grundschleppnetzfischerei, bei der schwere Netze über den Meeresboden gezogen werden, stößt laut der Studie jedes Jahr durchschnittlich eine Gigatonne Kohlenstoff aus – der durch den Flugverkehr bedingte Kohlendioxid-Ausstoß lag 2019 bei 918 Millionen Tonnen. Diese „Praxis“ setzt sogar mehr Emissionen frei als ganz Deutschland. Eine erhebliche Menge davon landet laut der Studie in der Atmosphäre. Bisher wird die Grundschleppnetzfischerei nicht in den nationalen Treibhausgasinventoren der Länder berücksichtigt. Aufgrund dieser schockierenden Ergebnisse fordern die Forschenden zwingend, dass die „Praxis“ darin aufgenommen werden muss. [2, 3]
Forscher fordern Ausweisung von Meeresschutzgebieten
Momentan stehen nur 2,7 Prozent der Ozeane unter strengem Schutz. Idealerweise sollten laut den Autoren 45 Prozent der Meere unter Schutz gestellt werden. Der Hauptautor der Studie betont, dass der Rückgang von Leben und Artenvielfalt in den Ozeanen auf die Überfischung, die Zerstörung der Lebensräume und den Klimawandel zurückzuführen sind. Die dreijährige Studie verweist auf Bereiche des Ozeans, die zwingend geschützt werden sollten, vorwiegend, um das Leben im Meer und die Artenvielfalt zu schützen und die Emissionen zu senken und dadurch den Klimawandel abzuschwächen. Sie kamen zum Ergebnis, dass die Regionen mit den meisten Emissionen dieser Praxis in Ostasien und Europa liegen. [2, 3, 4]
Die Meeresschutzgebiete sollten laut Studie dort errichtet werden, wo die Grundschleppnetzfischerei weit verbreitet und somit die Ökosysteme am stärksten durch menschliche Aktivitäten bedroht sind und wo die Kohlenstoffspeicher am Meeresboden hoch sind – beispielsweise die europäische Nordsee, das Südchinesische Meer und die (Süd-)Westküste Afrikas. Dadurch könnten die Auswirkungen auf den Klimawandel deutlich reduziert werden sowie auch die Fischpopulationen sich wieder erholen. Die Studie prognostiziert bei einem Schutz der identifizierten Gebiete einen Rückgang von rund einer Milliarde Tonnen Kohlenstoff und gleichzeitig einen Schutz der Lebensräume von 80 Prozent der gefährdeten Meeresarten des Planeten. [2, 3, 4]
Eine weitere Möglichkeit, die Grundschleppnetzfischerei zu reduzieren, ist die Streichung von Fischereisubventionen. Diese beliefen sich im Jahr 2018 weltweit auf geschätzte 22 Milliarden Euro. [6] Der Hauptautor der Studie betont, dass an vielen Orten diese Praxis ohne staatliche Subventionen nicht profitabel wäre. [3]
Fischerei bedeutet erhebliche Qualen für Meerestiere
Bei der Schleppnetzfischerei werden vor allem am Boden lebende Fische wie Schollen und Seezungen oder Krebstiere wie Garnelen mit einem riesigen, engmaschigen Netz verfolgt, welches am Meeresboden entlanggezogen wird, um die Tiere einzufangen. Dabei zerstört es den Meeresgrund und Ökosysteme wie Korallenriffe, die Lebensräume für Tausende von Tierarten bieten. Viele hier lebende Tiere werden vernichtet, Laichplätze von Fischen werden zerstört und Algen entwurzelt. Der Meeresboden verschlammt und versandet. Panisch versuchen die Tiere zu entkommen und schwimmen teilweise bis zur Erschöpfung um ihr Leben. Stundenlang können sie zwischen Steinen und Artgenossen eingequetscht sein und sind dabei teils schwer verletzt oder können nicht mehr atmen, da sie so zusammengepresst werden. Viele Fische und auch andere Meerestiere („Beifang“) verfangen sich darin, werden gar zerquetscht und sind dadurch nicht mehr „verwertbar“. Sie werden deshalb verletzt und teilweise halbtot wieder ins Wasser geworfen und ihrem Tod überlassen. Die Netze werden nicht immer täglich aus dem Wasser gezogen, womit die im Netz gefangenen Tiere oft lange leiden und teilweise schließlich darin elendig sterben müssen.
Aus dem Wasser herausgezogen, können die Tiere nicht mehr atmen und fangen an zu ersticken – teilweise stundenlang. Durch den Druckunterschied zwischen Wasser und Land kann es zu Verletzungen kommen, wie dem Reißen der Schwimmblase oder dass der Magen aus dem Mund und die Augen aus den Höhlen quillen. Auf Fischerbooten erhalten sie meist keine Betäubung und werden, wenn sie nicht bereits vorher ersticken, oft bei lebendigem Leib aufgeschnitten.
Was Sie tun können
Fischfang fügt Fischen und anderen Wassertieren enormes Leid zu. Daneben führt er zur Überfischung mit katastrophalen Folgen für die Meere und nicht zuletzt zu gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher und trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Es ist daher höchste Zeit, Fischfleisch vom Speiseplan zu streichen.
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Bitte unterschreiben Sie auch unsere Petition für die Ausweisung von echten Meeresschutzgebieten in der Nord- und Ostsee und nehmen Sie teil am nächsten Welttag zur Abschaffung von Fischerei und Aquakultur.
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Quellen
[1] Sala, E., Mayorga, J., Bradley, D. et al. Protecting the global ocean for biodiversity, food and climate. Nature 592, 397–402 (2021). https://doi.org/10.1038/s41586-021-03371-z (zuletzt eingesehen am 30.4.2024)
[2] The Guardian: Bottom trawling releases as much carbon as air travel, landmark study finds, https://www.theguardian.com/environment/2021/mar/17/trawling-for-fish-releases-as-much-carbon-as-air-travel-report-finds-climate-crisis, (eingesehen am 23.03.2021)
[3] Climate Home News: Scientists push to add “huge” fish trawling emissions to national inventories, https://www.climatechangenews.com/2021/03/17/scientists-push-add-huge-fish-trawling-emissions-national-inventories/, (eingesehen am 23.03.2021)
[4] Toronto Star: This kind of fishing is producing just as much greenhouse gas in our oceans as planes do in the air — and scientists have a suggestion, https://www.thestar.com/news/canada/2021/03/18/this-kind-of-fishing-is-producing-just-as-much-greenhouse-gas-in-our-oceans-as-planes-do-in-the-air-and-scientists-have-a-suggestion.html, (eingesehen am 23.03.2021)
[5] World Economic Forum: Oceans absorb almost 1/3 of global CO2 emissions, but at what cost? https://www.weforum.org/agenda/2019/03/oceans-do-us-a-huge-service-by-absorbing-nearly-a-third-of-global-co2-emissions-but-at-what-cost, (eingesehen am 23.03.2021)
[6] WWF: Schluss mit Subventionen für Überfischung!, https://blog.wwf.de/schluss-mit-subventionen-fuer-ueberfischung/ , (eingesehen am 24.03.2021)