Doku „Hundesoldaten“: Tierquälerei bei der Bundeswehr

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In einem Wald bei Ulmen in der Eifel liegt die sogenannte Diensthundeschule der Bundeswehr. Dort werden Hunde nur zu einem Zweck geboren und ausgebildet: Nach der intensiven Ausbildung sollen die Tiere fähig sein, Soldat:innen in Kriegs- und Krisengebiete zu begleiten.

Der SWR veröffentlichte im Juni 2021 die bemerkenswerte Dokumentation „Hundesoldaten“, in der der offenbar systematische Missbrauch von Hunden bei der Bundeswehr aufgedeckt wird. [1]

Hunde werden von der Bundeswehr als Waffen missbraucht

Seit Jahrzehnten werden bereits Hunde bei der Bundeswehr eingesetzt, beispielsweise als sogenannte Schutz-, Sprengstoff-, Rauschgift-, Minen- und Kampfmittelspürhunde. Sie werden auch trainiert, andere Menschen auf Kommando anzugreifen. So setzte die Bundeswehr unter anderem in Afghanistan und Mali Hunde ein – weltweit sind rund 300 dieser „Diensthunde“ in Krisenregionen verteilt. [2]

Die Dokumentation zeigt die gewaltsame Erziehung und Ausbildung der Hunde. Mehrere Fälle von Tiermissbrauch werden klar dokumentiert: [1]

  • Hunde wirken deutlich verängstigt und werden gezwungen, die Hindernisse zu bewältigen, obwohl sie sich davor sträuben: Ein Welpe wird am Halsband über eine Rampe gezerrt (03:38-03:42 und 03:47-03:55).
  • Ein Hund wird eng an einen Baum angeleint über längere Zeit ohne seinen Hundeführer zurückgelassen (39:14-40:40).
  • Es wird mehrmals gezeigt, wie die Hunde stark am Halsband gezogen werden (03:40, 09:30-09:33, 10:55-11:05, 14:55-15:05, 30:16-30-18, 36:07-36:15), 38:08-38:31, 43:23).
  • Hunde werden grob angepackt (14:55-15:0918:57), geschlagen bzw. ausgepeitscht (42:45-43:18, 44:28-44:33).
  • Auch gesundheitliche Probleme werden thematisiert: Ein Hund wird tierärztlich untersucht, in Narkose gelegt und geröntgt (04:13-05:02). Ob die Untersuchung aufgrund des Trainings notwendig ist, wird nicht erklärt.
Ein angebundener Hund wird geschlagen.

„Die Geschichten, die ich gehört habe, wie da die Hunde ausgebildet werden und was man mit denen macht. Das hat mich dann schon auch oft irritiert, wo ich gesagt habe: Das würde ich jetzt mit meinem Hund nicht so machen. […] Das Bild, was ich hatte, war wie so ein Kampfhund, eine Kampfmaschine.“ (48:43-49:06)

Frau eines Hundeführers der Bundeswehr

Die Auslieferung, die erzwungene Abhängigkeit der Tiere von den Hundeführer:innen und die brutale Ausbildung wird in der Dokumentation von der Sprecherin als „Zweckgemeinschaft“ bezeichnet:

„Den Hund zu lieben, auch seine Sicht der Dinge zu verstehen, wird zu einer Art Softskill für diese Soldaten. Man ahnt, woher der Vergleich mit der Ehe kommt. Allerdings eine dieser Ehen, in der sich nur einer den anderen aussucht – nur einer sagt, wo es lang geht. Der Hund hat kein Mitspracherecht. Er kann ja gar nicht sprechen. Was würde er sagen, wenn er könnte? Dass er nie eine Wahl hatte, dass er sich nicht freiwillig gemeldet hat, gerade seinem Soldaten zu dienen, für ihn da zu sein, mit ihm in den Einsatz zu gehen, wird zu einem ganz nebensächlichen Detail in einer Zweckgemeinschaft, die ihre eigenen Bedingungen und Belohnungen hat.“ (35:07-35:58)

Sprecherin in der Dokumentation

Hunde sind keine Waffen

In der Dokumentation betonen die Hundeführer der Bundeswehr, es sei der Job des Hundes und seine Aufgabe, im Ernstfall an der Seite der Soldat:innen zu kämpfen und sogar voranzugehen, dafür sei er schließlich da:

„Sicherlich, wenn es darauf ankommt, kämpfen wir beide zusammen. Und sicherlich kriege ich vielleicht auch ein bisschen was hin. Aber ich erwarte trotzdem von dem Hund, dafür ist der einfach da, dass der Hund erst einmal den Anfang macht und nicht ich. Dafür habe ich den Hund.“ (40:41-41:10)

Hundeführer der Bundeswehr

Die Doku zeigt, dass die Hunde bei der Bundeswehr einen „Nutzen“ erfüllen müssen und ihr Leben weniger wert ist, als das der menschlichen Soldat:innen. Dafür werden sie brutal ausgebildet – mit Schlägen und auch mit psychischer Gewalt. Die Todesgefahr, der die Hunde dabei wissentlich – und unfreiwillig – ausgesetzt werden, ist den Soldaten in der Doku bewusst, doch das Risiko nehmen sie in Kauf, ohne zu hinterfragen, ob der Einsatz von Hunden für solche Zwecke moralisch überhaupt in Ordnung ist:

Im Endeffekt ist es so, dass der Hund seine Arbeit machen muss. Davon hängt ganz viel ab. Davon hängen auch Menschenleben ab, wenn es hart auf hart kommt. Und wenn er da seinen Job erledigt, macht er alles richtig. Und wenn ihm dabei was passiert, ist das sicherlich was, wofür ich mich selbst auch fertig machen würde. […] Nichtsdestotrotz muss man auch immer differenzieren: Was steht da auf dem Spiel? Und man muss ganz klar auch differenzieren: Es ist ein Tier, er wird ausgebildet, um einen Job zu machen – und dafür habe ich diesen Hund. So sehr ich ihn liebe, so gern ich ihn habe, muss ich damit umgehen können, dass was passieren könnte. Das ist halt einfach so. Und ich würde auch niemals ein Tierleben über ein Menschenleben stellen. Von daher ist das schwierig, aber man muss sich damit zurechtfinden.“ (41:24-42:30)

Soldat

Der Missbrauch von Hunden in Krisen- und Kriegsgebieten im Auftrag der Bundeswehr sowie die brutale „Ausbildung“ sind ein Beispiel für Speziesismus: Es wird deutlich, dass wir Menschen uns auch in diesem Fall über die Tiere stellen und ihnen eine Aufgabe zuteilen, von der wir Menschen profitieren – ohne Rücksicht auf das Wohl der Tiere. Die Annahme, dass Tiere für uns Menschen einen Nutzen erfüllen müssen, nennt sich Speziesismus. Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie „nutzen“ – Hunde sind nicht dazu da, als Waffen missbraucht zu werden. Sie verdienen ein glückliches, möglichst artgerechtes Leben in einem liebevollen Zuhause als vollwertiges Familienmitglied.

Was Sie tun können

Hunde sind nicht dafür da, als Waffen und als Soldaten missbraucht zu werden. Die Tierquälerei ist durch nichts zu rechtfertigen. Bitte fordern Sie das Verteidigungsministerium auf, den Einsatz von Hunden bei der Bundeswehr zu beenden und die Tiere in ein liebevolles Zuhause zu vermitteln, wo sie weder Gewalt noch Zwang ertragen müssen: