Es ist ein sonniger Tag in Rumänien. Die Temperaturen steigen von Stunde zu Stunde und am Mittag sollen sie über 40 °C erreichen. Eine Hitze, die besonders für die heimatlosen Vierbeiner gefährlich wird – und für die Hunde, die an schweren Ketten in den ländlichen Gebieten der Sonne schutzlos ausgesetzt sind. Hunde wie Paulina, die keine Möglichkeit haben, aus ihrer Situation zu entkommen.
Unser Team von PETA HELPS ROMANIA und ich, Jana Hoger, stellvertretende Projektleitung von PETA HELPS ROMANIA, machen uns auf den Weg in ein kleines rumänisches Dorf auf dem Land. Erst vor wenigen Tagen haben wir dort einige der Hunde kastriert und nun steht die Nachsorge an. Sind die Wunden der Operation gut verheilt? Haben die Vierbeiner genug zu essen und vor allem: Sind sie mit Wasser versorgt, damit sie diese Temperaturen gut überstehen können? Benötigen sie vielleicht noch eine schützende Hundehütte?
Hündin über Jahre angekettet
Wir betreten das Grundstück einer Familie, die unter sehr einfachen Bedingungen lebt. Sie versorgt sich mit dem eigenen Gemüse aus dem Garten und die finanziellen Möglichkeiten und Mittel sind sehr begrenzt. Neben den zwei vor wenigen Tagen kastrierten Hunden, die munter und fröhlich auf dem Grundstück umherlaufen, sticht mir der Anblick einer kleinen Hündin ins Auge. Angebunden an einer schweren Metallkette sitzt sie in ihrer kargen Hütte und blickt ängstlich heraus. Dem Geruch ihrer Fäkalien ist sie Tag und Nacht ausgesetzt. Ebenso den etlichen Fliegen, die um sie herumschwirren. Sie ist eine alte Hündin, die schon seit über fünf Jahren ein Leben in dieser Situation fristet.
Die Rettung: „Von nun an sollst du keine Angst mehr haben…“
Ich setze mich neben die Hütte und spreche mit sanfter Stimme. Die kleine Hündin soll spüren, dass sie vor uns keine Angst haben muss und dass wir ihr Gutes wollen. Sie ist mager, ihr Körper ausgezehrt, scheinbar hat sie in ihrem entbehrungsreichen Leben schon viele Hundewelpen zur Welt gebracht. Es macht mich traurig, sie so zu sehen, und ich will ihr unbedingt helfen.
Wir sprechen mit den Hundehalter:innen. Kann man dieser Hündin nicht ein liebevolles Zuhause schenken, in welchem sie frei von der Kette ist und endlich als das wahrgenommen wird, was sie ist? Die Hundehalter:innen erzählen uns, sie hätten die Hündin als lebende Alarmanlage gehalten. Frei von der Kette sei sie nie gewesen.
Plötzlich, ganz langsam und vorsichtig spüre ich, wie die kleine Hundeseniorin mir näherkommt. Vorsichtig verlässt sie ihre Hundehütte und schnuppert an mir. Ich spreche mit ihr und sie scheint zu spüren, dass sich am heutigen Tag alles für sie ändern wird. Sie drückt ihren ausgezehrten Körper an meinen und genießt die Streicheleinheiten sichtlich.
Paulina bekommt ein neues Zuhause
Nach einigem Hin und Her stimmen die Hundehalter:innen schließlich zu, „Paulina“ – so soll sie nun heißen – abzugeben. Vielleicht wollen sie ihr ein schönes Leben schenken, vielleicht ist es ihnen auch nur egal, was mit der alten Hündin passiert, für die sie scheinbar keine „Verwendung“ mehr haben.
Ich löse die schwere Kette von Paulinas Hals. Sie bleibt still neben mir sitzen. Behutsam nehme ich sie auf meinen Schoß und trage sie in unseren Wagen. Paulina wird medizinisch untersucht, muss für einige Tage in Quarantäne, dann darf sie endlich die anderen Vierbeiner in unserer Notunterkunft kennenlernen. Manchmal scheint es, als könne sie kaum fassen, was um sie herum geschieht.
Ein neues Leben für die Hündin Paulina
Wenige Wochen später macht sich Paulina auf in ihr neues Leben. Ein Leben, welches jeder Hund verdient hat. Paulina erobert nicht nur die Herzen im Sturm, sondern auch das Bett, die Couch und ihre eigene Futterschüssel. Noch nie war sie so glücklich.
Wir wünschen der kleinen Hundeoma, dass sie noch viele tolle und wundervolle Jahre in ihrer Familie genießen darf, und sind unendlich dankbar, dass sich unsere Wege an diesem heißen Tag im August gekreuzt haben. Anders hätten wir Paulina nie kennengelernt und retten können. Sie wäre namenlos an ihrer Kette zurückgeblieben, so wie viele Tausend Hunde, die in Rumänien unentdeckt sind und um die sich kein Mensch kümmert.
Paulinas Geschichte zeigt uns, dass wir Tag für Tag für die Tiere im Einsatz sein müssen und dass wir niemals aufgeben dürfen! Weil jedes Leben zählt.
Was Sie tun können
Rumänien ist das Land mit den meisten heimatlosen Hunden in ganz Europa. Tausende von ihnen werden Jahr für Jahr von Hundefänger:innen eingefangen und in städtischen Tierheimen und Tötungsstationen untergebracht. Um dieses Leid zu verringern, haben wir gemeinsam mit unserem Partner EDUXANIMA ein großes Kastrations- und Bildungsprogramm vor Ort ins Leben gerufen.
Mit einer mobilen Kastrationskampagne können wir jedes Jahr über 8.000 Tieren helfen. Mithilfe von Kastration und Registrierung sorgen wir für eine nachhaltige Populationskontrolle von Hunden und Katzen. Durch Spenden von Laufleinen und Nahrung und mit medizinischer Versorgung hilft unser Team Hunden, die auf der Straße leben, und jenen, die zwar ein Zuhause haben, aber im Freien gehalten werden.
Kinder lernen im Tierschutzunterricht an Schulen, wie wichtig es ist, Mitgefühl und Empathie für alle Lebewesen zu entwickeln. Durch Gespräche mit Politiker:innen und lokalen Bürgermeister:innen wird die Kampagne auf viele weitere Orte in Rumänien ausgeweitet, denn nur so lässt sich das Leid Tausender Tiere langfristig verringern. Wo immer Hilfe benötigt wird, helfen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Kräften.
Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir unser Kastrationsprojekt in Rumänien weiter ausbauen können.