Deutsche Frühstücksei: So leiden Hühner bei Deutschlands größtem Eierproduzenten

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Die Deutsche Frühstücksei (DFE) gehört zu den größten Eierproduzenten Europas. Das Unternehmen mit den Aushängeschildern Ovobest und Eifrisch hält Millionen von Hühnern unter den in der Eierindustrie üblichen leidvollen Bedingungen.

In den vergangenen Jahren stand der Konzern wiederholt wegen Tierschutz- und Gesundheitsskandalen in der Kritik und hat durch enge Verflechtungen mit anderen Unternehmen der Branche, CDU-Politikern und Verbänden einen mächtigen und kaum durchschaubaren Lobby-Apparat geschaffen – zum großen Leidwesen der Tiere.

Hühnerquälerei als Geschäftsmodell – zum Leidwesen von Menschen und Tieren

1996 übernahm die Deutsche Frühstücksei 28 Betriebe des damaligen „Hühnerbarons“ Anton Pohlmann, der aufgrund von eklatanten Tierschutzverstößen mit einem Berufsverbot belegt worden war. Pohlmann hatte das damals zur Milbenbekämpfung zugelassene Mittel Nikotin nachweislich in mit Hühnern belegten Ställen eingesetzt, was zum Tod Hunderttausender Hennen und zur schweren Erkrankung eines Mitarbeiters führte. Des Weiteren wurde in den Betrieben von Pohlmann Desinfektionsmittel ins Futter der Tiere gemischt, kranken Hennen wurden Wasser und Luft abgedreht und Eier wurden für den Verkauf bewusst falsch deklariert [1,2].

Bodenhaltung von Legehennen
Fast federlos und völlig ausgezehrt: Alltag für viele Hennen in Betrieben der Deutschen Frühstücksei GmbH.

Mit geschätzten 16 Millionen „Legehennen“ [3,4] bricht die DFE einen traurigen Rekord und nimmt auf dem deutschen Eiermarkt eine führende Position ein. Der Konzern übernahm nicht nur die Betriebe von Pohlmann, sondern auch dessen ehemaligen Geschäftsführer Aloys Grote [5]. So verwundert es nicht, dass 2006 auch in den Ställen der DFE unerlaubter Nikotin-Einsatz festgestellt wurde. Dennoch wurden die Behörden erst zwei Monate nach den Hinweisen tätig und stuften die entnommenen Proben nach acht Wochen als „nicht gesundheitsgefährdend“ ein. Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn warf dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und den Behörden zu Recht schwere Versäumnisse vor [6,7,8].

2007 stieg die DFE mit einer Mehrheitsbeteiligung von 85 % bei der Wiesengold Landei GmbH und Co. KG ein, deren damaliger Geschäftsführer Heinrich Tiemann war. Damit wurde das Unternehmen zum größten europäischen Produzenten von Eiern aus biologischer Haltung [9].

Doch mit der vermeintlichen Bio-Idylle war schnell Schluss: Bereits 2012 wurde die systematische Überbelegung mehrerer sogenannter Legehennen-Betriebe aufgedeckt [10]. PETA veröffentlichte damals Bildmaterial über die tatsächlichen Zustände in den Ställen, in denen Tierleid an der Tagesordnung war. Tiemann kündigte daraufhin an, aus dem Geschäft mit Bioeiern auszusteigen [11]. Doch wie so oft änderte sich nur der Name des Unternehmens: Aus der „Wiesengold Landei GmbH“ wurde die „DH-Landei GmbH“ – und das Leiden der Hühner ging weiter. 2017 folgte bereits der nächste Tierschutzskandal und PETA zeigte erneut massive Missstände in den Ställen der DFE auf.

Ebenfalls 2017 kam der weltweite Fipronil-Skandal ans Licht, in dessen Zusammenhang bekannt wurde, dass auch belastete Eier der DFE-Tochter „Eifrisch Vermarktung GmbH & Co. KG“ bis über die EU-Grenzen hinaus vertrieben wurden [12]. Nur zwei Jahre später zeigten Ergebnisse des Verbrauchermagazins „Öko-Test“, dass Schaleneier aus verschiedenen Haltungsformen mit Dioxin belastet waren. Praktisch alle Märkte waren betroffen – denn die DFE vertreibt Eier nicht nur als Schaleneier, sondern auch verarbeitet in Form von eihaltigen Produkten. Darüber hinaus mussten die Eier des Unternehmens Eifrisch, eines der Aushängeschilder der DFE, aufgrund von Salmonellen mehrmals zurückgerufen werden.

Mach dich Eifrei Banner

Verflechtungen mit Teilen der CDU

Dass die genannten Tierschutzverstöße und die Gefährdung der menschlichen Gesundheit nahezu keine Auswirkungen auf den Konzern DFE hatten, liegt unter anderem daran, dass Straftaten in der landwirtschaftlichen Tierhaltung früher wie heute generell kaum Konsequenzen nach sich ziehen. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass viele der für die Landwirtschaft zuständigen Politiker selbst in der Agrarindustrie tätig sind, Anteile an Landwirtschaftsunternehmen besitzen oder entsprechende Posten innehaben und dadurch direkte Nutznießer der Tierausbeutung sind. Besonders die CDU/CSU ist allgemein als Lobbypartei der Landwirtschaft bekannt.

Ein Beispiel ist Clemens Große Macke, der von 2003 bis 2013 Abgeordneter im niedersächsischen Landtag und in diesem Zeitraum teilweise auch stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landesfraktion war. Große Macke ist zudem Landwirt und führte zusammen mit Heinrich Tiemann (siehe oben) einen gemeinsamen Legehennenstall [13,14,15]. Damit bestand ein direkter Draht in den Landtag von Niedersachen, das Bundesland, in dem auch die DFE zuhause ist.

Huhn mit enrzuendeter Kloake
Bedingt durch die Qualzucht auf unnatürlich viele Eier können Hühner nicht aufhören, Eier zu legen.

Verflechtungen mit Verbänden und weiteren Unternehmen der Branche

Die DFE ist sowohl mit eigenen Produktionsstätten als auch mit Schwester- und Tochterunternehmen in allen Bereichen der „Wertschöpfungskette Ei“ vertreten. Firmen mit ähnlich klingenden Namen und häufige Wechsel der Geschäftsführenden schaffen ein undurchsichtiges Firmenkonstrukt. Durch personelle Überschneidungen zu anderen Unternehmen entsteht ein nahezu in sich geschlossenes System – von der Zucht der Tiere bis hin zu ihrer Tötung im Schlachthof. Damit sind Millionen von Hühnern den oftmals illegalen Machenschaften der Beteiligten schutzlos ausgeliefert.

So gehört beispielsweise die EIPRO-Vermarktung GmbH zu 50 % der EW Group GmbH (früher Erich Wesjohann GmbH & Co. KG), zu 20 % ist die Unternehmensgruppe von Lehmden beteiligt. Teile der DFE gehören wiederum dem Familienunternehmen von Lehmden. Die EW Group steuert zu einem großen Teil die Genetik sogenannter Legehennen, ist also maßgeblich an der Qualzucht der Tiere beteiligt. Auch die „Lohmann Tierzucht“ gehört zur EW Group, die als hiesiger Marktführer in der Zucht von Legehennen-Elterntieren bekannt ist. Unter anderem aufgrund von Veröffentlichungen von PETA wurde die Lohmann Tierzucht 2011 wegen Tierquälerei rechtskräftig zu einer Geldbuße von 100.000 Euro verurteilt. Sie ist zudem an der Plukon Food Group beteiligt, die unter anderem durch ihre Marke „Friki“ bekannt ist und Geflügelmastbetriebe und Geflügelschlachthöfe betreibt.

gefluegelmafia
Verflechtungen von Unternehmen, Interessenverbänden Politik und Zertifizierungsstellen, dessen Profiteure sich gegenseitig unterstützen und schützen.

Neben seinen Verbindungen zu Teilen der Politik und anderen einflussreichen Unternehmen in der Ei- und Geflügelbranche unterhält das Unternehmen auch nützliche Beziehungen zum Deutschen Bauernverband (DBV): Die „von Lehmden Beteiligungs GmbH“ ist Gesellschafter der DFE. Olaf Lehmden ist sowohl Geschäftsführer dieses Unternehmens als auch an der Envitec Biogas AG beteiligt. Franz Josef Holzenkamp, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter und Landwirt mit öffentlich gemachten Tierschutzverstößen, ist seit 2017 Aufsichtsratsvorsitzender der Envitec Biogas AG. Zudem ist Holzenkamp Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, der direkt mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) vernetzt ist, denn auch der Präsident des DBV, Joachim Ruckwied, sitzt im Präsidium des Deutschen Raiffeisenverbandes. [16,17,18]

Mit Gert Stuke, der laut der Plattform „LinkedIn“ Generalbevollmächtigter der DFE ist, verfügte die DFE über eine direkte Verbindung zu weiteren für die Branche wichtigen Stakeholdern. So war Stuke unter anderem Präsidiumsmitglied des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutsches Ei [19].  

Trauriges Fazit für Tiere in der Eierindustrie

Eine derartige Vetternwirtschaft führt dazu, dass Tierschutzskandale unter den Teppich gekehrt und längst überfällige Gesetzesverschärfungen verzögert oder komplett verhindert werden, was eine notwendige Reform der Landwirtschaft blockiert. Wir von PETA fordern von der Politik unter anderem ein Ende dieser Machenschaften auf Kosten von Millionen Hennen. Es muss eine faire Landwirtschaft für alle geschaffen werden – und die heißt veganer Ökolandbau.

Huehner in Bodenhaltung

Die Deutsche Frühstücksei GmbH ist ein Paradebeispiel dafür, wie Tiere zur Ware degradiert werden und wie Tierleid durch Vernetzungen mit anderen Bereichen toleriert und gedeckt wird. Die Eier, die Millionen intelligenter, sensibler Hühner in den Ställen der DFE legen, sind in allen Supermärkten und in den meisten eihaltigen Produkten zu finden – auch in Bioprodukten.

Doch es reicht nicht, lediglich die Marke der Eier oder eihaltigen Produkten zu wechseln, denn Hühner leiden in jeder Haltungsform und werden nach einem kurzen und qualvollen Leben im Schlachthaus getötet. Wenn wir einen derartigen Umgang nicht mit Hunden oder Katzen tolerieren würden, dann sollten wir das auch bei Hühnern nicht tun.

Was Sie tun können

Machen Sie sich eifrei – denn damit helfen Sie den Hennen nachhaltig und konsequent. Entdecken Sie noch heute die Vielfalt an leckeren und gesunden Ei-Alternativen zum Kochen und Backen. Unser kostenloses und unverbindliches Veganstart-Programm bietet Ihnen praktische Unterstützung.