Neben vielen positiven Kommentaren erreichen uns von PETA Deutschland über unsere Social-Media-Kanäle immer wieder Kommentare von Menschen, die eine mitfühlende und tierfreundliche Lebensweise ablehnen oder auch einfach provozieren wollen. In unserem Video-Format „PETA reagiert“ sammeln wir die geläufigsten Vorurteile, aber auch die absurdesten Aussagen rund um die vegane Lebensweise und räumen damit auf.
Nach Comedian und TV-Host Aurel Mertz haben wir Arzt und Influencer Aljosha Muttardi eingeladen, an uns gerichtete Kommentare gegen den veganen Lebensstil auf seine Weise zu beantworten und mit den Vorurteilen aufzuräumen. Auf diese und weitere Kommentare hat Aljosha reagiert und so antworten wir darauf:
„Ich habe eine Fliege eingeatmet – bin ich jetzt böse?“
Nein, niemand ist böse, weil man aus Versehen eine Fliege einatmet. Das kleine, aber feine Detail liegt im Wort „aus Versehen“. Es gibt einen gigantischen Unterschied dabei, einem Lebewesen unbewusst oder bewusst Schaden und Leid zuzufügen. Sogenannte Nutztiere werden beispielsweise genau mit der Intention gezüchtet, um in möglichst kurzer Zeit unter oft fürchterlichen Haltungsumständen gemästet und anschließend für Fleisch getötet zu werden.
Das ist falsch, denn hier wird empfindungsfähigen Lebewesen ganz bewusst Schaden zugefügt – obwohl es für so gut wie alle tierischen Produkte inzwischen vegane und damit tierleidfreie Alternativen gibt.
„Geht auch vegetarisch? Vegane Produkte sind zu teuer.“
Auch bei einer vegetarischen Ernährung werden systembedingt Tiere getötet. Wenn bei Hühnern beispielsweise die Legeleistung nachlässt, insofern sie überhaupt die Qualen bis dahin überleben, werden die Hühner im Schlachthaus getötet. Dasselbe passiert mit Kühen, deren „Milchleistung“ nach rund fünf Jahren abnimmt oder wenn sie krank werden. Weil sie dann nicht mehr profitabel sind, kommen die Tiere ins Schlachthaus.
Außerdem fallen die Preise für Alternativprodukte wie Fleischalternativen mit der Zeit, wenn mehr Menschen diese Produkte kaufen und durch die gestiegene Nachfrage größere Mengen hergestellt werden. Eine vegane Ernährung grundsätzlich ist aber auch bei einem schmalen Budget sehr einfach umzusetzen.
Die allermeisten „Basic-Produkte“ wie Nudeln, Reis, Gemüse und Hülsenfrüchte gehören zu den günstigsten Lebensmitteln. Indem diese auf dem Einkaufszettel landen, könnt ihr sogar beim veganen Einkauf Geld sparen. Es gibt eine ganze Reihe an sehr günstigen veganen Rezepten, die sich einfach zubereiten lassen. Damit hilfst du ganz einfach Tieren, schützt das Klima und tust etwas für deine Gesundheit.
„Es ist krank, dass ihr euch über Pflanzen stellt, Pflanzen haben auch Gefühle.“
Es gibt einen riesigen Unterschied, ob man beispielsweise einen Apfel aufschneidet oder einem Schwein die Kehle aufschlitzt. Pflanzen reagieren zwar auf chemische Reize, haben aber weder ein zentrales Nervensystem noch ein Gehirn. Das bräuchten sie aber, um Schmerzen empfinden zu können. Pflanzen haben keine evolutionäre Notwendigkeit, unter Schmerzen zu leiden, weil sie an einen Ort gebunden sind. Ein Schmerzempfinden wäre für sie also kontraproduktiv. Im Gegensatz dazu ist beispielsweise klar nachgewiesen worden, dass Fische Schmerzen empfinden.
Abgesehen davon wird „Nutztieren“ eine enorme Menge an Pflanzen zu essen gegeben, die auch extra für diese Tiere angebaut werden. Die Regenwald-Abholzung steht hier im engen Zusammenhang mit der Tierwirtschaft – 75 Prozent des angebauten Sojas landet in den Mägen der „Nutztiere“ und in Aquakulturen. Zudem werden hierfür riesige Flächen gerodet, auch um neue Weideflächen zu schaffen. Bedeutet, dass für den Fleischkonsum nach der oben genannten Logik noch mehr Leid entstehen würde.
„Ich könnte nicht vegan leben, selbst wenn ich es wollte, weil meine Medikamente nicht vegan sind.“
Beim veganen Leben geht es nicht darum, „perfekt“ zu sein, sondern darum, möglichst viel Leid zu vermeiden. Das bedeutet, dass alle sich nach ihren Möglichkeiten – und so gut die einzelne Person eben kann – für weniger Leid einsetzen und versuchen, Tierleid zu reduzieren. Einen 100 Prozent perfekten Weg gibt es nicht – das bedeutet aber nicht, dass man es komplett sein lassen sollte!
Kleine Schritte sind viel besser, als gar nichts zu unternehmen. Niemand erwartet Perfektion. Vielleicht helfen schon diese Tipps zur Umstellung auf die vegane Ernährung – Stück für Stück und im eigenen Tempo. Dabei ist wichtig, nicht zu vergessen: Jeder kleine Schritt nach vorne ist ein Schritt in Richtung weniger Tierleid und damit in die richtige Richtung.
„Wieso nennt ihr diese Dinger Fischstäbchen, wenn kein Fisch drin ist?“
Gegenfrage: Wieso heißt Sonnenmilch Sonnenmilch, wenn weder Sonne noch Milch enthalten ist? Immer mehr Menschen hören auf, tierische Produkte zu essen, weil sie Tierleid verhindern wollen – nicht weil ihnen beispielsweise Fischstäbchen nicht mehr schmecken. Menschen sind „Gewohnheitstiere“.
Warum sollte es also nicht die Möglichkeit geben, Alternativen zu Milch, Fleisch, Fischfleisch und anderen Tierprodukten in Geschmack und Konsistenz zu wählen, für die aber kein Tier leiden muss und die obendrein noch besser für das Klima sind?
„Was soll man mit den 100 Milliarden Nutztieren auf der Welt machen, wenn man sie nicht mehr isst?“
Hier sieht man ganz klassischen Speziesismus, laut dem Tiere ohne ihren Nutzen für den Menschen keine Daseinsberechtigung haben. Tiere sind aber Lebewesen, die ein Recht auf ihre freie Entfaltung und ein freies Leben haben. Das muss die Gesellschaft endlich anerkennen – und endlich die willkürliche und sinnfreie Einteilung von empfindungsfähigen Lebewesen in sogenannte Nutztiere und Haustiere aufgeben.
Wenn dieses Umdenken klappt, dann ist es auch ganz klar, wie es weitergeht: Kein Tier sollte für menschliche Interessen leiden oder sterben. Stattdessen muss alles darangesetzt werden, diese Tiere zu retten und ihnen ein selbstbestimmtes, artgerechtes Leben zu ermöglichen.