Hummer sind faszinierende Meeresbewohner. Dennoch stehen die Tiere in einigen Restaurants auf der Speisekarte – vielleicht auch, weil viele Menschen nur wenig über Hummer wissen. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen 9 Gründe auf, warum Sie kein Fleisch von Krebstieren wie Hummern essen sollten.
9 Gründe, die gegen den Konsum von Hummerfleisch sprechen
1. Hummer fühlen Schmerz
Entgegen vieler Behauptungen gibt es heute kaum Zweifel daran, dass Hummer Schmerz empfinden können. Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass das Nervensystem eines Hummers gut entwickelt ist und die Tiere daher auch Schmerz fühlen. Bei Garnelen wurde sogar festgestellt, dass die Tiere ängstlich sind und sich, wie Menschen auch, vor Gefahr fürchten. [1, 2]
Bereits 2005 wies eine Studie darauf hin, dass Krebstiere wie Hummer, Krabben und Krebse kognitive Fähigkeiten, ein Bewusstsein, ein Gedächtnis und komplexe Gehirnstrukturen aufweisen. Es wurde nachgewiesen, dass die Tiere individuelle Verhaltensweisen aufzeigen, Schmerz empfinden und deshalb Schutz verdienen. [3]
Werden Hummer lebendig gekocht?
In Deutschland werden Hummer und andere Krebstiere meist lebend in kochendes Wasser gesetzt und damit minutenlangen Todesqualen ausgesetzt. Viele Verbraucher:innen sind sich diesem unermesslichen Tierleid sehr wohl bewusst: In einer Studie aus dem Jahr 2014 ging die Mehrheit der Befragten davon aus, dass Hummer leiden, wenn sie lebendig in kochendes Wasser gegeben werden. [4]
Dürfen Hummer lebendig gekocht werden?
Das Kochen von Hummern ohne vorherige Betäubung ist in Deutschland gesetzlich erlaubt. [5]
Möglicherweise empfinden Hummer jedoch noch größeren Schmerz, als wir Menschen es in vergleichbaren Situationen tun würden. Das liegt daran, dass die Tiere kein autonomes Nervensystem haben, das sie bei Verletzungen und Schmerzen in einen Schockzustand versetzt. Vermutlich fühlen die Tiere daher Schmerzen, bis ihr Nervensystem zerstört ist [6] – das kann bis zu drei Minuten dauern.
2. Es gibt keine schmerzlose Tötungsweise
Viele Meerestiere wie Hummer oder Oktopusse müssen laut Gesetz vor ihrer Tötung nicht betäubt werden. Das gilt auch für Fische, die beim Fischfang auf der Hochsee qualvoll sterben. In der Schweiz und in Österreich hingegen ist die Betäubung von Hummern gesetzlich vorgeschrieben. Wir von PETA sind mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium in Kontakt, um eine Änderung der bestehenden Gesetzeslage zu bewirken.
Das Fazit lautet: Es gibt keine „tierfreundliche“ oder „humane“ Methode, um Hummer und andere fühlende Lebewesen für unseren Konsum zu töten.
3. Fang, Transport und Lagerung sind Tierquälerei
Ein Großteil der hierzulande angebotenen Hummer wird aus den USA und Kanada importiert, [7] da die Tiere in Deutschland nahezu ausgerottet wurden. [8] Nach dem Fang werden sie zum Großteil auf Fließbändern in Fabriken nach Größe sortiert und mit zusammengebundenen Scheren in enge Boxen verpackt. Teilweise werden die Hummer tagelang ohne Nahrung in Kühlhäusern gelagert, bis sie weltweit verschickt werden. In Deutschland angekommen, werden sie bis zum Verkauf mit zusammengebundenen Scheren in kleinen, kahlen Becken gelagert, oft übereinander gestapelt und ohne Nahrung.
Viele Hummer, die aus den USA nach Deutschland importiert werden, sind bei ihrer Ankunft tot und mussten vor ihrem Transport unvorstellbare Qualen erleiden. So brachte eine Undercover-Recherche von PETA USA an den Tag, wie unvorstellbar grausam die Wassertiere in einem Hummer-Schlachthaus im US-amerikanischen Bundesstaat Maine getötet werden. Das Bildmaterial zeigt, wie den schmerzempfindlichen Tieren bei vollem Bewusstsein Beine, Schwanz, Kopf und Panzer ausgerissen werden – und selbst nach dieser grausamen Tortur leben die Hummer noch. Sie zappeln und winden sich, werden in Kisten geworfen und leiden, bis sie schließlich im Kochtopf qualvoll sterben.
4. Klimawandel und Überfischung führen zum Rückgang der Hummerpopulationen
Vor der Küste Helgolands lebten einst viele Hummer, die inzwischen jedoch vom Aussterben bedroht sind. Während Helgoländer Hummerfischer früher etwa 20.000 Tiere jährlich fingen, sind es heute nur noch 300 bis 500. [8] Auch der in US-amerikanischen Gewässern beheimatete Amerikanische Hummer gilt als „überfischt“. [9] Die menschengemachte Klimakatastrophe führt zu steigenden Temperaturen der Ozeane, weshalb sich die Tiere immer weiter in nördliche Bereiche zurückziehen. [10]
5. Immer mehr Menschen meiden Hummerfleisch
Immer mehr Sterneköch:innen, Prominente und Adelige sowie ganze Länder wie Norwegen und die Schweiz lehnen das Lebendkochen von Hummern und anderen Krebstieren inzwischen ab. [11]
Auch hierzulande arbeitet das Bundeslandwirtschaftsministerium derzeit an einer Änderung der Tierschutzschlachtverordnung, wir von PETA Deutschland stehen mit den Verantwortlichen im Austausch und hoffen auf baldige Konkretisierungen.
6. Hummerfleisch ist gesundheitlich bedenklich
- Hummerfleisch verdirbt schnell: Hummerfleisch ist ein leicht verderbliches Produkt, das schnell mikrobiell kontaminiert wird und somit lebensmittelbedingte Krankheiten begünstigt. Falsche Lagerung und Zubereitung fördern gesundheitsgefährdende Bakterien wie Salmonellen. Der Verzehr kann zu einer Lebensmittelvergiftung führen und Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Kopfschmerzen auslösen. [12]
- Allergien: Krebstiere, vor allem Hummer, gehören zu den häufigsten Allergenen, die schwere bis lebensbedrohliche allergische Reaktionen auslösen können. [13, 14]
- Schwermetalle: Meerestiere nehmen Chemikalien aus ihrem Lebensumfeld auf. Durch die zunehmende Wasserverschmutzung können Hummer und andere Krebstiere daher mit Schwermetallen wie Quecksilber, Blei, Kadmium und Arsen oder mit Mikroplastik belastet sein. [12]
- Hoher Cholesteringehalt: Hummerfleisch enthält wie das Fleisch anderer Meerestiere viel Cholesterin. [15] Eine hohe Aufnahme von Cholesterin kann zu einem erhöhten Cholesteringehalt im Blut führen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
7. Hummer sind faszinierende Tiere
Anders als viele Menschen denken, sind Hummer nicht rot: Lebende Hummer weisen viele verschiedene Farben auf, darunter Olivgrün, Violett oder Blau. Hummer haben blaues Blut und sind oft Links- oder Rechtshänder – wobei eine Schere zum Greifen dient, die andere zum Zerkleinern.
Hummer sind Einzelgänger, doch in der Paarungszeit teilen sich Hummer-Männer oftmals eine Höhle mit mehreren Hummer-Frauen. Ihr ausgeprägter Geruchssinn spielt bei der Fortpflanzung eine wichtige Rolle. [16] Da die Hummer-Frau für die Paarung ihren Panzer abwirft, ist sie auf den Schutz durch das männliche Tier und den Aufenthalt in der Höhle angewiesen, um nicht angreifbar zu sein. Nach der Paarung trägt sie die Eier etwa neun Monate aus. Junge Hummer-Larven leben pelagisch, bevor sie zum Bodenleben übergehen.
Hummer häuten sich ein Leben lang. Sie können 40 bis 50 Jahre, in Einzelfällen sogar bis zu 100 Jahre alt werden. Doch aufgrund eines bestimmten Enzyms altern Hummer nicht wie die meisten anderen Tiere zellulär, sondern sterben meist, wenn sie ihren Panzer nicht mehr wechseln können oder Opfer von Angriffen werden, unter anderem durch Menschen. [17]
8. Es gibt tierfreundliche Alternativen
Es gibt heute eine Vielzahl an tierfreundlichen Alternativen zu Hummerfleisch. Immer mehr Anbieter bringen vegane Produkte auf den Markt, die in Konsistenz und Geschmack an Krebs- und andere Meerestiere erinnern. Selbst einige Restaurants bieten mittlerweile vegane „Hummerschwänze“ an.
9. Es ist unmoralisch, Hummer zu quälen und zu essen
Der Mensch teilt Tiere in verschiedene Kategorien ein, unter anderem als „Nutztiere“. Diese Denkweise und das damit verbundene Handeln nennt sich Speziesismus. Die Bezeichnung „Nutztiere“ soll Konsument:innen ein gutes Gewissen bereiten, vermittelt jedoch die grundsätzlich falsche Annahme, es sei moralisch in Ordnung, andere Lebewesen auszubeuten und als vermeintliche „Lebensmittel“ zu quälen und zu töten. Auch der Konsum von Hummern ist stets mit unvorstellbarem Tierleid verbunden.
Tiere sind schlichtweg nicht dazu da, dass wir sie essen – das gilt für Land- wie Wassertiere. Genau wie wir Menschen können andere Tiere leiden und haben ein Interesse daran, ihr eigenes Leben zu leben – möglichst selbstbestimmt und unversehrt. Daher steht es uns nicht zu, Hummer für unsere Ernährung zu fangen, zu quälen und zu töten.
So können Sie Hummern helfen
- Kaufen und essen Sie keinen Hummer, und klären Sie Menschen in Ihrer Umgebung über das Leid der Tiere auf.
- Sollten Sie auf der Speisekarte eines Restaurants Hummer entdecken, sprechen Sie das Personal freundlich darauf an und bitten Sie darum, das Gericht von der Karte zu streichen.
- Unterschreiben Sie unsere Petition und tragen Sie dazu bei, dass Hummer vor dem Kochen zumindest betäubt werden müssen.
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Quellen
[1] Birch, Jonathan & Burn, Charlotte & Schnell, Alexandra & Browning, Heather & Crump, Andrew (11.2021): Review of the Evidence of Sentience in Cephalopod Molluscs and Decapod Crustaceans, https://www.lse.ac.uk/business/consulting/reports/review-of-the-evidence-of-sentiences-in-cephalopod-molluscs-and-decapod-crustaceans (eingesehen am 25.02.2022)
[2] B. Magee; R. W. Elwood (2013): Shock avoidance by discrimination learning in the shore crab (Carcinus maenas) is consistent with a key criterion for pain, The Journal of Experimental Biology S. 353-358, https://jeb.biologists.org/content/216/3/353 (eingesehen am 25.02.2022)
[3] European Food Safety Authority (22.12.2005): Opinion of the Scientific Panel on Animal Health and Welfare (AHAW) on a request from the Commission related to the aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes, S. 16, https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.2903/j.efsa.2005.292 (eingesehen am 24.02.2022)
[4] GfK (2014): Hummer, https://www.peta.de/wp-content/uploads/2020/11/PETA-Deutschland-e.V._Hummer_14-10-29.pdf (eingesehen am 25.02.2022)
[5] Bundesamt für Justiz: Tierschlachtverordnung, §12 (11), https://www.gesetze-im-internet.de/tierschlv_2013/BJNR298200012.html (eingesehen am 23.02.2022)
[6] Animals Australia (2015): 6 incredible facts that will change the way you think about lobsters, https://animalsaustralia.org/latest-news/6-incredible-lobster-facts/ (eingesehen am 25.02.2022)
[7] TRIDGE: Fresh Common Lobster, https://www.tridge.com/intelligences/norway-lobster/DE/import (eingesehen am 24.02.2022)
[8] ARD.de (2017): Hummer satt?, https://programm.ard.de/?sendung=28226352186315 (eingesehen am 24.02.2022)
[9] Whittle, Patrick (2021): Lobster boats would be tracked under a plan to protect U.S. lobster fishery and endangered whales, https://chicago.suntimes.com/business/2021/8/16/22627660/lobster-fishery-maine-endangered-right-whales-atlantic-states-marine-fisheries-commission (eingesehen am 31.03.2022)
[10 ]Zielinksi, Sarah, (2019): Warming pushes lobsters and other species to seek cooler homes, https://www.sciencenewsforstudents.org/article/global-warming-climate-change-lobsters-ecosystems-migration (eingesehen am 24.02.2022)
[11] The Guardian (2021): Boiling of live lobsters could be banned in UK under proposed legislation, https://www.theguardian.com/world/2021/nov/19/boiling-of-live-lobsters-could-be-banned-in-uk-under-proposed-legislation (eingesehen am 31.03.2022)
[12] Venugopal, Vazhiyil & Gopakumar, Kumarapanicker (2017): Shellfish: Nutritive Value, Health Benefits, and Consumer Safety, https://ift.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1541-4337.12312 (eingesehen am 25.02.2022)
[13] Santaclara, Francisc J. & Espiñeira, Montserrat (2017): Fast Real-Time PCR for the Detection of Crustacean Allergens in Foods, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28540707/ (eingesehen am 25.02.2022)
[14] Khora, Samanta S. (2016): Seafood-Associated Shellfish Allergy: A Comprehensive Review, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27404324/ (eingesehen am 25.02.2022)
[15] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2010): Cholesterinwerte im Griff, https://www.dge.de/presse/pm/cholesterinwerte-im-griff/ (eingesehen am 25.02.2022)
[16] Skog, Malin (2008): Male but not Female Olfaction is Crucial for Intermolt Mating in European Lobsters (Homarus Gammarus L.) https://academic.oup.com/chemse/article/34/2/159/422513 (eingesehen am 23.03.2022)
[17] Hanson, John Mark (2018): Lobster: what you don’t know, https://www.dfo-mpo.gc.ca/science/organization/sec-ces/atlantic-atlantique/blog/2018-09-24/index-eng.html (eingesehen am 25.02.2022)