Das Wildschwein – 10 faszinierende Fakten über Wildschweine

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Wildschweine werden in den Medien häufig negativ dargestellt – zu Unrecht, denn die Tiere verfügen über faszinierende Eigenschaften und spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von natürlichen Wäldern als Ökosysteme. Vorurteile haben jedoch dazu geführt, dass sie in den vergangenen Jahren vermehrt gejagt wurden. Erfahren Sie hier, warum Wildschweine wie alle anderen Tiere Respekt, Mitgefühl und Schutz verdienen.

1. Wildschweine haben ein unverwechselbares Aussehen

Wildschweine haben eine eher gedrungene Statur, borstiges Fell und einen ausgeprägten Rüssel. Das Erscheinungsbild von erwachsenen Tieren ist außerdem von markanten Eckzähnen geprägt, die ihr ganzes Leben lang wachsen – die sogenannten Hauer. Die Eckzähne des Oberkiefers sind so stark gekrümmt, dass sie nach oben wachsen. Sie können länger als 20 Zentimeter werden, wobei nur ein Drittel dabei sichtbar ist. Die oberen und unteren Eckzähne schleifen ständig aneinander, weshalb sie messerscharf sind. [1]

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Für Wildschweine spielt der Sehsinn eine eher untergeordnete Rolle, auch wenn sie in der Dämmerung besser sehen als Menschen. Die Augen von Wildschweinen liegen tief im Schädel und sind von der Knochensubstanz des Stirn- und Jochbeins geschützt, damit sie bei der Flucht durchs Unterholz nicht verletzt werden. Auch die besonders langen Wimpern haben eine Schutzfunktion: Sobald auch nur das dünnste Ästchen die feinen Haare berührt, wird reflexartig ein Lidschlag ausgelöst.

Wildschweinbabys, sogenannte Frischlinge, haben ein hellbraunes Fell mit beigefarbenen Längsstreifen. Beim Heranwachsen wird ihr Fell dunkler.

Zum Winter hin wachsen Wildschweinen lange Fellhaare, die dunkelgrau bis schwarz sind. Darunter wachsen kurze, feine Wollhaare, die vor Auskühlung schützen. [1] In der Jägersprache werden Wildschweine daher auch als „Schwarzwild“ bezeichnet.

2. Wildschweinborsten werden zu Haarbürsten verarbeitet

In vielen handelsüblichen Haarbürsten sind Wildschweinborsten verarbeitet. Meist werden für Bürsten aus Wildschweinborsten die kräftigeren Rückenborsten von Schweinen und ihren wild lebenden Verwandten verwendet.

Produkte, die mit der Aufschrift „Aus Wildschweinborsten“ gekennzeichnet sind, basieren auf großem Tierleid. Die verwendeten Borsten stammen oft aus tierschutzwidrigen Umständen: entweder von Tieren aus der Schweinezucht oder von Wildschweinen, die bei der Jagd zu Tode gehetzt oder in Fallen, sogenannten Saugfängen, qualvoll getötet wurden.

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In der Regel werden die Tierhaare aus dem asiatischen Raum nach Deutschland importiert. China, Russland und die Mongolei gelten als Hauptexporteure, doch die oftmals schwachen Tierschutzgesetze in diesen Ländern sind problematisch. [2]

3. Wildschweine sind die Vorfahren von Hausschweinen

Europäische Wildschweine wurden einst mit Schweinen im asiatischen Wüstenraum domestiziert. Im Laufe der Zeit entstanden aus Kreuzungen der Tiere jene Schweine, die hierzulande in der Fleischindustrie ausgebeutet und getötet werden.

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Hausschwein

Die Vorfahren der asiatischen und europäischen Wildschweine wiederum haben sich Erbgut-Vergleichen zufolge bereits vor einer Million Jahren getrennt. [3]

4. Wildschweine haben einen exzellenten Geruchsinn

Wildschweine und ihre gezüchteten Nachkommen, die Hausschweine, besitzen mehr Geruchsgene als die meisten anderen Säugetiere. Aus diesem Grund verfügen die Tiere über einen ausgeprägten Geruchsinn, auf den sie sich bei der Nahrungssuche verlassen.

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Ihr Geschmacksinn ist hingegen eher unterentwickelt: Süße und herzhafte Aromen nehmen sie vermutlich weniger gut wahr als wir Menschen, und auch für die Wahrnehmung von Bitterstoffen haben sie nur wenige Bittersensoren. [4]

5. Wildschweine sind beim Essen nicht wählerisch

Aufgrund ihres weniger stark entwickelten Geschmacksinns sind Wildschweine sogenannte Allesfresser und bei der Nahrungssuche nicht besonders wählerisch: Blätter, Triebe, Wurzeln und Früchte von Bäumen lassen sie sich genauso schmecken wie Gräser, Kräuter und Pilze. Sie ernähren sich zudem von Eiern, Weichtieren, Insekten, kleineren Vögeln und Säugetieren sowie von Aas.

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Damit sind Wildschweine optimal an verschiedene Lebensräume angepasst. In besonders langen und kalten Wintern sind sie bei Frost auf ihre Fettdepots angewiesen, die sich in den Herbstmonaten in der Bauchhöhle und der Unterhaut bilden. [1]

6. Wildschweine sind weit verbreitet

Ursprünglich lebten Wildschweine in einem Verbreitungsgebiet von Westeuropa bis Südostasien. In Nord- und Südamerika, Australien und weiteren Inseln wurden Tiere ausgesetzt, sodass sie heute fast weltweit verbreitet sind.

Wo gibt es Wildschweine in Deutschland?

In Deutschland erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet von den meisten Ostseeinseln bis in die Voralpen. Da die Schweine bei ihrer Nahrung nicht festgelegt sind und mit ihrer Fortpflanzungsbiologie auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren, sind sie fast im gesamten Bundesgebiet anzutreffen. [1] Aus Jagdstrecken geht hervor, wie viele Wildschweine in den einzelnen Bundesländern getötet wurden. Diese Angaben werden genutzt, um Rückschlüsse über das Vorkommen der Tiere in den jeweiligen Regionen zu ziehen. Dazu gehören folgende Erkenntnisse:

  • In Brandenburg leben die meisten Wildschweine.
  • Hessen ist das Bundesland mit dem zweitgrößten Bestand.
  • In Mecklenburg-Vorpommern ist der Wildschweinbestand ebenfalls sehr groß. [5]

Wildschweine sind vermehrt auch in bewohnten Siedlungen anzutreffen, wo sie meist jedoch nicht willkommen sind.

7. Wildschweinmütter verteidigen ihre Kinder

Begegnungen mit Wildschweinen können für Mensch und Tier nicht ungefährlich sein. Wildschweinmütter etwa verteidigen ihren Nachwuchs bis aufs Äußerste: Kommt jemand den Tierkindern zu nahe, machen sich die Mütter meist unmittelbar zum Angriff bereit, weil sie eine Gefahr für ihre Kinder wittern.

Für die Schweine kann eine Begegnung vor allem nach dem Winter ein Risiko bergen: Sind ihre Fettreserven aufgebraucht, kann eine kräftezehrende Flucht vor unangeleinten Hunden und Menschen schwerwiegende Folgen haben. [6]

8. Wildschweinmänner sind für Kämpfe mit Artgenossen bestens ausgerüstet

Männliche Wildschweine, die auch als Keiler bezeichnet werden, haben im Rumpfbereich unter ihrem Fell eine Hautverdickung aus Bindegewebsfasern. Dieses „Schild“ schützt sie bei Kämpfen mit Konkurrenten in der Paarungszeit vor schweren Verletzungen.

Ältere Keiler nutzen ihre Eckzähne als haarscharfe Waffen zur Verteidigung und während der Rangkämpfe in der Paarungszeit.

9. Wildschweine sind wichtig für gesunde Wälder

Anders als ihr eher schlechter Ruf vermuten lässt, tragen Wildschweine zu gesunden Wäldern bei. Wenn sie den Waldboden auf der Suche nach Nahrung durchwühlen, vermengen sie die obere nährstoffreiche Humusschicht mit unteren Bodenschichten – davon profitieren Keimlinge.

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Die Tiere leisten damit als „Gärtner des Waldes“ einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit des Waldes, denn sie tragen zu seiner Verjüngung bei. Gleichzeitig regulieren sie den Bestand sogenannter Schädlinge wie Blatthornkäfer, die auf ihrem Speiseplan stehen. Ohne Wildschweine gibt es keinen gesunden Wald. Leider werden Wildschweine in den auf Profitmaximierung ausgelegten Forsten oder in dichten Maisfeldern jedoch zu „Schädlingen“ degradiert. Aber nicht die Wildschweine sind das Problem, sondern die Art des Land- und Forstwirtschaftens. In einem natürlichen Wald gibt es keine Schäden durch Wildtiere.

10. In Deutschland werden jährlich Hunderttausende Wildschweine getötet

In der Jagdsaison 2020/2021 töteten Jäger:innen in Deutschland etwa 680.000 Wildschweine. Diese hohe Zahl liegt unter anderem an der Afrikanischen Schweinepest, denn viele Landwirt:innen befürchten, die wild lebenden Tiere könnten Schweine in der Mast mit der Seuche infizieren. Daher wurde das „Schwarzwild“ großflächig zum Abschuss freigegeben, und unter dem Vorwand der Vorbeugung wurde eine regelrechte Hetzjagd ausgelöst.

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Studien belegen, dass Wildschweine auf erhöhten Jagddruck mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate reagieren. [7] Die Jagd auf Wildschweine ist damit kontraproduktiv: Sie schafft nämlich erst das Problem, was sie zu bekämpfen vorgibt.

So können Sie Wildschweinen und anderen Wildtieren helfen

Ernähren Sie sich vegan – denn damit tragen Sie dazu bei, die Zerstörung des natürlichen Lebensraums von Wildschweinen und anderen Wildtieren für die industrielle Landwirtschaft zu reduzieren. Klären Sie auch Ihr Umfeld über die Sinnlosigkeit der Wildschweinjagd auf, beispielsweise, indem Sie gegen die Jagd demonstrieren.