Nachdem uns von PETA Deutschland eine Whistleblower-Meldung über gravierende Tierschutzverstöße im Odenwald-Schlachthof in Brensbach erreichte, bei denen es um massenhafte potenzielle Fehlbetäubungen an kleineren Schweinen ging, haben wir uns am 6. Mai 2022 an die Verantwortlichen der hessischen Landesregierung gewandt. In den folgenden Tagen fanden in dem Betrieb Kontrollen statt und die Betreiber:innen erhielten die Anweisung, vorausgegangene Veränderungen an der Elektrobetäubungsanlage rückgängig zu machen und die Tötung größerer Schweine und Muttersauen wurde untersagt.
Schlachthof passt Betäubungsanlage rücksichtslos auf größere Schweine an – kleinere Schweine wurden Risiko von Fehlbetäubungen ausgesetzt
In derWhistleblower-Meldung wurden wir darauf hingewiesen, dass die Verantwortlichen des Odenwald-Schlachthofs ihre Elektrobetäubungsanlage für Schweine so verändert haben, dass auch größere Schweine ab 130 Kilogramm hineinpassten. Dies hatte jedoch zur Folge, dass kleinere Tiere nicht mehr richtig betäubt wurden, weil Elektroden zur Betäubung bei ihnen teils falsch angesetzt wurden. Laut Schätzung des Whistleblowers sei deswegen rund die Hälfte der getöteten Schweine von der Fehlbetäubung betroffen gewesen.
Wir wandten uns daher unmittelbar nach Eingang der Whistleblower-Hinweise an den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier sowie die für den Bereich Landwirtschaft zuständige Staatsministerin Priska Hinz. Innerhalb der folgenden fünf Tage fanden zwei Kontrollen statt, wie das Regierungspräsidium Darmstadt mitteilte. Diese schnelle Reaktion bewerten wir positiv. Am 20. Mai bestätigte die Behörde, dass aufgrund der Einstellungen die Elektrode im Herzbereich bei kleineren Schweinen nicht richtig angesetzt wurde. Es sei angeblich jedoch nicht zu Fehlbetäubungen gekommen, weil die am Kopf angesetzten Elektroden zur Betäubung ausgereicht hätten.
Die Schlachthof-Verantwortlichen seien jedoch angewiesen worden, die Anlage in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Außerdem wurde dem Betrieb untersagt, große Schweine und Muttersauen zu töten.
Wir von PETA Deutschland sind der Meinung, dass der Missstand bei regelmäßigen Prüfungen durch das örtliche Kreisveterinäramt längst hätte auffallen müssen. Warum die Veränderungen an der Betäubungsanlage nicht von den Behörden bemerkt wurden, sollte Gegenstand einer Untersuchung der hessischen Kontrollbehörden sein.
Wir fordern die Landesregierung auf, sämtliche Schlachtbetriebe des Landes regelmäßig und unangekündigt durch unabhängige Sachverständige überprüfen zu lassen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen und andere gravierende Missstände unterbunden werden.
Fehlbetäubungen in Schlachthöfen sind keine Seltenheit
Allein in Deutschland werden jährlich rund 725 Millionen Tiere [1] weit vor Erreichen ihrer natürlichen Lebenserwartung im Schlachthof getötet. Dabei sind Fehlbetäubungen an der Tagesordnung: Je nach Betäubungsart liegt die Rate der unzureichenden Betäubungen bei Schweinen zwischen 3,3 und 12,5 Prozent und bei Rindern zwischen vier und neun Prozent, wenn sie getötet werden. [2] Das entspricht über fünf Millionen Schweinen und mehr als 300.000 Rindern – doch die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen.
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Quellen
[1] Statistisches Bundesamt (2022): Fleischproduktion 2021 um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html (eingesehen am 24.05.2022)
[2] Deutscher Bundestag (2012): Tierschutz bei der Tötung von Schlachttieren. Drucksache 17/10021. In: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Höhn, Friedrich Ostendorff, Undine Kurth (Quedlinburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN (Drucksache 17/9824), http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/100/1710021.pdf (eingesehen am 24.05.2022)