Über eine Whistleblowermeldung wurden wir auf eine Verkaufsanzeige auf dem Portal Ebay Kleinanzeigen aufmerksam gemacht, in welcher ein kleiner Weißbüschelaffe zum Kauf angeboten wurde. Allem Anschein nach lebte das kleine Affenmädchen in einer Wohnung – unsere Recherchen konnten eine grausame Wahrheit ans Tageslicht bringen und gemeinsam mit den zuständigen Behörden konnte das kleine Affenmädchen aus der Haltung befreit werden.
Weißbüschelaffen-Mädchen in einem Kaninchenkäfig gehalten
Unsere PETA-Ermittlerin kontaktierte die Verkäuferin umgehend, nachdem uns die Anzeige gemeldet wurde, und verabredete sich mit der Händlerin für die Übergabe des Weißbüschelaffen am Dienstag, 31. Mai deren Wohnung in Kaufungen (Kreis Kassel). Vor Ort bot sich der Ermittlerin ein grauenvolles Bild. Das etwa ein Jahr alte Weißbüschelaffen-Mädchen wurde in einem Kaninchenkäfig gehalten und neben Babybrei und getrockneten Bananen auch mit Marshmallows ernährt. „Angel“ trug Windeln und war vermutlich illegal aus Polen importiert worden. Für 1.700 Euro sollte sie verkauft werden.
Bald wird das Affenmädchen mit Artgenossen vergesellschaftet
Die vorab informierte Veterinär- und Artenschutzbehörde war bereits vor Ort, wartete auf das „Go“ unserer Kollegin und wurde umgehend nach der Sicherung aller Beweise hinzugezogen. Die kleine Angel wurde umgehend beschlagnahmt und in eine Wildtierauffangstation überführt, wo sie in Kürze mit anderen Weißbüschelaffen vergesellschaftet wird. Denn Weißbüschelaffen sind hochsoziale Lebewesen, die in der Natur in Gruppen von bis zu 15 Tieren leben. Sie bewohnen die Wälder Brasiliens und sind mit ihrer Größe von 16 bis 20 Zentimetern die kleinsten Vertreter der Gruppe der höheren Primaten.
Anlässlich dieses Falls machen wir erneut darauf aufmerksam, dass die Bundesregierung umgehend agieren und die Privathaltung und den Import von exotischen Tieren aus Gründen des Tier- und Artenschutz endlich verbieten muss.
Der Handel mit exotischen Tieren
Primaten gehören zu den am meisten gehandelten exotischen Säugetieren auf Verkaufsplattformen für exotische Tiere im Internet. In Deutschland ist der Handel mit und die Haltung von sogenannten Exoten in Privathand weitgehend unreglementiert. Wenn der Preis stimmt, werden auch streng geschützte und äußerst empfindliche Tierarten selbst an Lai:innen verkauft. Durch die hohen Sterberaten als Folge der mangelhaften Haltung und Pflege bleibt die Nachfrage auf einem hohen Niveau. Eine Studie, die vom Bundesumweltministerium im März 2020 vorgestellt wurde, bestätigt, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. [1]
Nicht erst seit der Coronakrise und den Affenpocken ist bekannt, dass exotische Tiere ein Reservoir für gefährliche Krankheitserreger sein können: Nach Deutschland werden jedes Jahr ganz legal Hunderttausende Wildtiere zusammengepfercht in engen Kartons und Käfigen für den Heimtiermarkt importiert, darunter ein hoher Anteil an Wildfängen. 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten haben einen tierischen Ursprung. Mit 72 Prozent resultiert der größte Teil dieser Zoonosen aus dem Kontakt zu wildlebenden Tierarten.
Zudem sind Tiere wie Affen, Schlangen und Schildkröten häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von dem Kontakt zu exotischen Reptilien her. [2]
Ein Beitrag über die Rettung des Weißbüschelaffen Angel wird in Kürze bei Sat1 in der Serie Akte ausgestrahlt.
Was Sie tun können
- Finger weg von exotischen Wildtieren, die Ihnen zum Kauf angeboten werden! Sie können diesen Tieren niemals ein geeignetes Zuhause bieten.
- Kaufen Sie niemals ein Tier in der Zoohandlung, im Internet oder vom Züchter. Wenn Sie bereit sind, einen tierischen Mitbewohner aufzunehmen, besuchen Sie ein Tierheim und lassen Sie sich dort beraten.
- Bitte setzen Sie sich mit uns für ein Heimtierschutzgesetz ein, das die Haltung von Wildtieren in Privathand verbietet, indem Sie unsere Petition unterschreiben.
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Quellen
[1] Bundesministerium für Umelt, Natruschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren, https://www.bmuv.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/, (eingesehen am 01.06.2022)
[2] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.