Schauspielerin Katja Lührs über Vögel im Winter

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TV-Moderatorin Katja Lührs im Interview mit PETA über die Fütterung der Singvögel, und unsere Verantwortung für ihren Lebensraum.

Sie wertschätzt und liebt Tiere und geht stets achtsam mit ihnen um. In diesem Interview berichtet Katja Lührs über Vögel in ihrem Garten. Die Schauspielerin und TV-Moderatorin kennen viele Menschen durch Fernsehsendungen wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Ehen vor Gericht“, „Abendschau“ und „Bunte Talkshow“. Für PETA hat Katja Lührs Fragen über ihr tierfreundliches Leben beantwortet. Hier spricht sie über die Fütterung von Vögeln.

Was halten Sie von der Ganzjahresfütterung der Singvögel?

Deutschlands bekanntester Ornithologe Professor Peter Berthold und einige andere Personen raten, man soll das ganze Jahr über füttern. Laut dem Vogelkundler kommt die Fütterung den Vögeln sowohl im Winter als auch im Sommer zugute. Denn in Gebieten mit moderner Intensivlandwirtschaft ist die Nahrung für die Vögel auch in der warmen Jahreszeit knapp. Durch unsere Politik gesteuert – bestehen viele Felder nur noch aus Monokulturen – mit geringem Futterangebot für Vögel. Perfektionierte Erntemaschinen lassen kaum noch Getreidekörner auf dem Acker. Auch dadurch, dass Hecken, Sträucher und viele Bäume abgeholzt werden, um alles noch Maschinen-gerechter zu machen, geht den Vögeln sehr viel Lebensraum verloren. Zudem bieten viele Gärten kaum noch Brutplätze oder Versteckmöglichkeiten für Vögel. Auch in den Städten gibt es nur wenige Wildkräuter, Blumen und Insekten, die als Futterspender dienen könnten. So ist der Bestand vieler Vogelarten bedroht und schon deutlich reduziert. Wir haben auch kaum noch Schmetterlinge und Bienen.

Es ist also wichtig, dass wir den kleinen Gesellen im Garten, den Vögeln, helfen. Mit anderen Worten, wir sollten qualitativ hochwertiges Futter für sie bereitstellen. Denn da sNahrungsangebot wird nicht nur im Winter knapp.

Durch die Intensivlandwirtschaft finden die Vögel weniger Futter?

So ist es. Die Bekämpfung der Wildpflanzen mit Pestiziden in der modernen Landwirtschaft verkleinert das Nahrungsangebot für Vögel. Samen sind jedoch wichtige Nährstofflieferanten. Mit den Wildpflanzen nehmen auch die Insekten ab, die in ihrem Umfeld leben. Und eine Studie hat festgestellt, dass es 75 Prozent weniger Insekten gibt als 1998. Pestizide und Insektizide in der Intensivlandwirtschaft sind dabei sicherlich die Verursacher. Dazu kommt, dass viele Kleingärtner:innen Unmengen an Pestiziden versprühen. Überlebende Insekten speichern diese giftigen Chemikalien in ihren Körpern. Wenn Vöge ldiese Insekten fressen, sammeln sie Gifte in ihren kleinen Körpern an.

Leider ist bis jetzt keine Umkehr aus diesem Pestizid-Irrsinn in Sicht. Ganz im Gegenteil, die EU-Kommission hat gerade die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat für fünf weitere Jahre verlängert. Das ist wirklich erschreckend und schlimm! Und um uns herum sterben nicht nur die Insekten, sondern auch andere Tiere werden durch Pestizide krank. Kaum vorzustellen, was das alles für Ausmaße hat, auch auf den Menschen. Eine Lebensweisheit besagt: „Wenn die Biene stirbt, stirbt auch der Mensch.“ Auch aufgrund des Artensterbens sollten mindestens zehn Prozent der Agrarflächen ökologische Grünsteifen mit Sämereienproduzierenden Wildpflanzen sein.

Und die Empfehlung lautet „ganzjährige Fütterung der Vögel“?

Aus den schon erwähnten Gründen bin ich selbstverständlich eine Befürworterin der ganzjährigen Vogelfütterung. Es kommt wirklich auf den Schutz jedes einzelnen Tieres an. Um den Vogelbestand zu schützen, sollten wir den Tieren nicht nur im Winter, sondern auch im Frühling, Sommer und Herbst artgerechtes, hochwertige Nahrung anbieten. Wenn das Nahrungsangebot reichhaltig ist, kommen viele Vogelarten gerne als Gäste in den Garten. Und je reichlicher das Nahrungsangebot ist, um so mehr helfen wir der Vogelschar.

Welche Nahrung sollten wir Singvögeln geben?

Wir sollten sowohl Körnerfressern als auch Weichfutterfresser Futter anbieten. Sie freuensich über einen „gedeckten Tisch“.

Körneresser haben einen harten, robusten Schnabel. Zu ihnen gehören u.a. Spatzen und Finken. Für sie sollten wir Sonnenblumenkerne und Sämereien bereitstellen. Außerdem eignen sich Hanfsamen, zerkleinerte und unbehandelte Erdnüsse als Nahrung. In all diese Lebensmittel hat die Natur viele Nährstoffe und Fette wunderbar hinein gepackt. Die Vögel danken es Ihnen mit ihrer Geselligkeit und ihrer Lebensfreude! Auch Haferflocken und Getreidekörner, wie z. B. Weizen oder Hafer, dienen als Ergänzung der Körnernahrung.

Zu den Weichnahrungsessern gehören Vogelarten wie z.B. Amseln, Drosseln, Rotkehlchen und Stare. Für sie sind Getreideflocken, zum Beispiel Haferflocken, getrocknete Beeren wie Rosinen und Obst die geeignete Nahrung. Sie picken übrigens gerne in Bodennähe. Die flexibleren Weichesser wie Meisen stellen sich im Winter auf Körner um und essen auch Sonnenblumenkerne.

Haben Sie einen besonderen Tipp?

Mein Tipp sind geschälte Sonnenblumenkerne. Mit ihnen machen wir es unseren gefiederten Freunden ein ganzes Stück leichter: Sie brauchen somit keine Zeit mehr für das Öffnen der Schalen zu verschwenden. Die geschälten Sonnenblumenkerne bekomme ich bei einem Großhändler, der Bäckereien beliefert. Ich kaufe immer gleich einen großen Sack voll. Der reicht dann über den ganzen Winter und ich habe ein gutes Gewissen. Am besten ist natürlich Nahrung in Bio-Qualität.

Was ist sonst bei der Vogelfütterung zu beachten?

Die Nahrung sollte immer trocken sein. Und die Vögel benötigen die Nahrung besonders am frühen Morgen in der Morgendämmerung und am Abend vor der Abenddämmerung. Dann sollte an den Futterstellen Nahrung bereit stehen.

Die Vögel brauchen z.B. Energie, um die Kerntemperatur des Körpers konstant zu halten. Die gefiederten Freunde verbrauchen dabei in kalten Nächten eigene Fettsubstanz. Beispielsweise verbraucht eine Blaumeise in einer Nacht bei einer Umgebungstemperatur von -10 Grad Celsius eine Energiemenge, die etwa zehn Prozent ihres Körpergewichtes aufzehrt. Wenn ein Vogel nach einer kalten Winternacht nicht innerhalb von 30 Minuten etwas zum Essen findet, besteht die Gefahr, dass er keine Kraft mehr hat, um weiterzusuchen, und sterben kann. Mit der geeigneten Nahrung kommen Kohlmeisen, Grünfinken, Amseln und Co. dank sicherer Futterstelle jedoch gesund auch über kalte Wintertage.

Übrigens, die kleinen gefiederten Gesellen danken Ihnen auch, wenn der Vogelfutterplatz vor Katzen sicher ist. Da auch Fensterscheiben eine Gefahrenquellen für die gefiedertenGeschöpfe sind, ist es sinnvoll, Futterplätze mindestens vier Meter entfernt von den Scheiben aufzustellen.

Was ist bei der Fütterung der Vögel ungeeignet?

Verschimmelte Nahrung gehört sicherlich in den Abfall. Lebensmittel mit alten Ölen oder ranzigen Fetten sind ebenfalls im Mülleimer zu entsorgen. Außerdem sollte Kuchen, Brot und andere für Menschen geeignete Lebensmittel, in denen Zucker, Weißmehl und Salz enthalten sind, von den Vogel-Futterstelle fern gehalten werden. Denn sie können bei Vögeln gesundheitliche Probleme verursachen.

Unsachgemäße Fütterung schadet den Tieren. Ich verstehe bis heute nicht, warum Menschen Vögel und Enten mit altem Brot füttern. Es quillt bei ihnen im Magen auf und enthält zu viel Salz. Das Salz verursacht bei ihnen Stoff wechselprobleme und kann schon in kleinen Mengen tödlich sein.

Zudem sollte beim Kauf von Vogelnahrung darauf geachtet werden, dass es sich um Qualitätsnahrung handelt. Leider enthalten „Billigprodukte“ aufgrund der kostengünstigen Herstellung oft keine oder nur geringe Anteile an geeigneten Nährstoffen. Somit ist das für die Vögeln ebenfalls keine Hilfe und schadet nur.

Welche Futterbehälter sind für Singvögel geeignet?

Ach ja, um geschälte Sonnenblumenkerne etc. zu füttern, benötigt man eine Futterröhre, die das Nass-Werden und Schimmeln des Futters verhindert. Futtersäulen und Futtersilos spenden Nahrung, ohne dass die Vögel in der Nahrung herumhüpfen können. Die Vögel verschmutzen die Nahrung also nicht mit Kot. Solche Futtersäulen und -silos müssen somit nur gelegentlich gereinigt werden, bevor diese mit neuer Nahrung befüllt werden. Sinnvoll ist es auch, mehrere Futterstellen anzubieten, auf die sich die Vögel verteilen können.

Ich persönlich habe eine Futtersäule, sie ist perfekt geeignet, um meine Gartenbesucher das ganze Jahr über zu füttern. Besser geht’s wirklich nicht!