Ludwigsburg: Video deckt illegales Schächten und Fehlbetäubungen in Schlachthof auf

Teilen:

Update vom 27. Januar 2023

Nach PETA-Anzeige: Schlachthaus in Dorsten muss wegen illegaler Schächtung schließen

Kurz nachdem wir von PETA Deutschland am 24. Januar 2023 schockierende Bilder aus einem Schlachtbetrieb in Baden-Württemberg veröffentlicht hatten (siehe Originalbeitrag weiter unten), spielten uns Whistleblower:innen einen weiteren Fall von massivem Tierleid in einem Schlachtbetrieb im nordrhein-westfälischen Dorsten zu. Der Inhaber des Betriebs sowie unbefugte Personen schächteten dort illegal Hühner, Ziegen, Schafe und Rinder ohne Betäubung. Laut Augenzeug:innen führten auch Kinder die betäubungslosen Tötungen durch und gingen grob mit den Tieren um.

Das Veterinäramt handelte unverzüglich und verhängte noch während einer unangekündigten Kontrolle ein sofortiges Schlachtverbot. Wir fordern nun neben der dauerhaften Schließung zusätzlich ein lebenslanges Tierbetreuungs- und Tierhalteverbot für die Verantwortlichen des Dorstener Betriebs.

„Das sofortige Eingreifen der zuständigen Behörde hat dazu geführt, extremes Tierleid in diesem Betrieb endlich zu beenden. Schafe, Ziegen, Hühner und Rinder haben hier über Jahre hinweg massive Gewalt erlebt, damit ist jetzt Schluss. Die Politik und unser Rechtssystem müssen jetzt unverzüglich ihre anhaltende Untätigkeit beenden und Tierquälerei endlich drastisch mit Haft bestrafen. Es ist dringend notwendig, dass die Kontrollinstanzen bei auffälligen Betrieben durchgreifen und Schließungen veranlassen.“

Scarlett Treml, PETA Deutschland

Originalbeitrag vom 24. Januar 2023

Ende Dezember 2022 wurde uns von PETA Deutschland umfangreiches Videomaterial zugespielt, das in einem Schlachtbetrieb in Eberdingen im Landkreis Ludwigsburg entsetzliche Fälle von illegalem Schächten und unzureichender Betäubung zeigt.

Die Aufnahmen sind erdrückend und machen uns fassungslos. Einige Tiere sind fehlbetäubt, andere  werden gänzlich betäubungslos getötet. Sie alle werden unter unvorstellbaren Schmerzen und teils bei vollem Bewusstsein regelrecht zu Tode gequält.

Fehlbetäubungen und unverlässliche Kontrollinstanzen sind Standard

Das uns vorliegende Material zeigt die Tötung von Schafen, die unter Todesangst leiden:

  • Einzelne Schafe werden betäubungslos geschächtet, indem ihre Kehle aufgeschlitzt wird.
  • Die Tiere werden auf Metalltischen fixiert, dann wird ihnen die Luft- und Speiseröhre sowie die Halsschlagader durchtrennt. Es beginnt eine minutenlange Phase der Todesangst.
  • Während weitere Schafe neben ihnen aufgeschnitten werden, liegen die Tiere da und verbluten langsam. Aufgrund der liegenden Haltung und der Position des Halsschnitts wird der qualvolle Prozess durch den Blutentzug in die Länge gezogen, bis die Bewusstlosigkeit bzw. der Tod eintritt. Die Schafe treten um sich, richten ihren Körper auf, versuchen der Situation zu entkommen – doch vergeblich.
  • Ab und zu kommen Angestellte und schneiden noch einmal in ihre Kehle – die Schmerzen müssen unvorstellbar schlimm sein.

Darüber hinaus zeigen die Aufnahmen zahlreiche Fälle, in denen Schafe offenbar unzureichend betäubt wurden. Unmittelbar nachdem die Betäubungszange angesetzt und die Tiere auf den Entblutungstisch geworfen wurden, sind Bewegungen zu sehen, die erkennen lassen, wie sie ihr Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen zurückerlangen. Dies liegt daran, dass in diesen Fällen die Zange inkorrekt angesetzt wurde oder die Betäubungszeit nicht ausreichend war – beides ist auf den Videos teils erkennbar.

Geschaechtete Schafe liegen auf Tischen und bluten aus
Videomaterial aus einem Schlachtbetrieb in Eberdingen deckt massive Tierquälerei auf.

Die unzureichende Betäubung fügt den Tieren die gleichen Schmerzen zu wie ihren Artgenossen, die geschächtet werden. Die grausamen Szenen zeigen bei gänzlich betäubungslosen oder fehlbetäubten Schafen ähnliche Abwehrreaktionen und den gleichen verzweifelten Todeskampf.

Eines ist unverkennbar: Die Betäubung wird bei keinem einzigen Schaf kontrolliert. Und kein einziges Tier wird nachbetäubt, was die einzige Möglichkeit darstellt, um eine Fehlbetäubung von normalen Muskelzuckungen zu unterscheiden.  

Die Aufnahmen zeigen außerdem einen Mann, der sich während der Tötung von Tieren, die zuvor betäubt wurden, Notizen auf einem Klemmbrett macht. Ob zu dieser Zeit eine Kontrolle, möglichweise durch das zuständige Veterinäramt, stattgefunden hat, muss nun die Staatsanwaltschaft prüfen. Genau wie andere, teils betriebsfremde, Personen trägt auch dieser Mann keine Schutzkleidung. Es verwundert nicht, dass der Tierschutz in diesem Betrieb ganz offensichtlich vernachlässigt wird, wenn nicht einmal Hygieneschutzmaßnahmen eingehalten werden.

Skalpiertes Schaf, schreiende Ziege und schwangere Schafe

Einige Tötungen machen uns besonders fassungslos. Auf den Aufnahmen sind betriebsfremde Personen zu sehen, die unsachgemäß und ohne Schutzkleidung den Hals eines Schafsbocks regelrecht durchsäbeln. Das Tier wird skalpiert, obgleich es noch deutliche Anzeichen von Bewusstsein zeigt. Es muss Schmerzen erlitten haben, die sich niemand von uns auch nur ansatzweise vorstellen kann. Bei dieser Tötung ist zudem ein kleines Kind anwesend.

Wie das Videomaterial zeigt, wurden in diesem Schlachthof offenbar auch schwangere Schafe getötet. Obgleich die Tötung von Schafen während der Schwangerschaft gesetzlich nicht verboten ist, ist diese Praxis für uns nicht nachvollziehbar. Die ungeborenen Lämmer wurden zusammen mit den restlichen Innereien offenbar wie Müll entsorgt.

Andere Aufnahmen zeigen eine Ziege, die unter lauten Schreien ins Schlachthaus getragen und grob auf dem Metalltisch fixiert wird. Erst nach dem dritten Anlegen der Betäubungszange verstummen ihre Schreie.

Verängstigte Schafe und roher Umgang im Wartestall

Der allgemeine Umgang mit den Tieren im vorgelagerten Wartebereich ist äußerst grob. Die Schafe sehen, hören und riechen den Tod ihrer Artgenossen, die nur wenige Meter entfernt im Schlachtraum um ihr Leben kämpfen. In unmittelbarer Nähe der Tiere im Wartebereich steht ein Ständer, über dem das frisch abgezogene Fell von gerade getöteten Tieren aus ihrer Herde hängt.

Die Schafe versuchen panisch, den Fangversuchen zu entkommen. Einige von ihnen werden mithilfe von Anhängern grob gezogen und unter Schmerzen aus dem Wartestall in den Schlachtraum gezogen. Viele werden an ihrem empfindlichen Vlies, also ihrer Wolle, gezerrt und getragen. Dies ist verboten, denn es ist, als würde man uns Menschen an den Haaren schleifen und in die Höhe ziehen.

Schafe sind sensible Fluchttiere, für die die Trennung von ihrer Herde mit großem Stress und Angst verbunden ist. All diese Strapazen, Ängste, Qualen und letztlich den verzweifelten Todeskampf erleiden Schafe und andere Tiere aus einem einzigen Grund: weil wir Menschen ihr Fleisch essen wollen.

PETA erstattet Anzeige und fordert harte Strafen

Wir von PETA Deutschland haben Strafanzeige gegen die Beteiligten erstattet und fordern für diese Taten hohe Haftstrafen. Wer Tiere quält und ihre Rechte missachtet und mit Füßen tritt, muss mit Strafen rechnen, die über Geldbußen hinausgehen. Daneben fordern wir das Veterinäramt Ludwigsburg auf, gegenüber den Verantwortlichen ein Tierbetreuungs- und erforderlichenfalls Tierhalteverbot auszusprechen. Diese Menschen dürfen nie wieder die Erlaubnis erhalten, mit Tieren zu arbeiten – alles andere ist inakzeptabel.

Der Eberdinger Schlachtbetrieb wurde nach der Meldung an das Veterinäramt vorerst geschlossen. Leider war diese Schließung nur temporär, weshalb es den Tieren nur hilft, wenn wir alle unser Ernährungsverhalten ändern und keine tierischen Produkte konsumieren. Denn sonst werden die Schafe einfach in einem anderen Schlachthof getötet – und das womöglich unter denselben oder noch grausameren Bedingungen.

Tierqual und Fehlbetäubungen in deutschen Schlachthäusern betreffen uns alle

Laut Bundesregierung sind je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine und 4 bis über 9 Prozent der Rinder nicht ausreichend betäubt, wenn sie kopfüber an einem Bein aufgehängt werden und ihre Kehle durchtrennt wird. [1] In absoluten Zahlen bedeutet dies jährlich über 300.000 Rinder und bis zu 6 Millionen Schweine. Da es jedoch keine Pflicht zur Statistikführung über unzureichende Betäubungen gibt, liegt die Dunkelziffer wahrscheinlich weitaus höher.

Für andere Tierarten, wie etwa Schafe oder befiederte Tiere, wurde bislang noch keine Fehlbetäubungsrate ermittelt. Alleine diese Tatsache verdeutlicht erneut die Gleichgültigkeit, die Verantwortliche dem haarsträubenden Problem der Fehlbetäubung entgegenbringen.

Angesichts der entsetzlichen Aufnahmen aus dem Eberdinger Schlachtbetrieb wird deutlich, dass das Thema Tierleid in deutschen Schlachtbetrieben nicht zum Problem muslimischer oder jüdischer Gemeinden gemacht werden sollte. Vor dem Hintergrund täglicher Fehlbetäubungen in deutschen Schlachthäusern, die einer Schächtung nahezu gleichkommen, wäre dies eine Realitätsverzerrung. Das Schächten von Tieren ist laut Tierschutzgesetz generell verboten, und nur in höchst seltenen Fällen und unter hohen Hürden werden Ausnahmegenehmigungen erteilt. Im Gegensatz dazu sind Grausamkeit und Fehlbetäubungen leider Alltag an deutschen Schlachthöfen.

Previous
Next
Aufdeckungen
Rind wird im Schlachthof betauebt

Schlachthof-Kontrolle: 48,9 % Tiere fehlbetäubt

kuh haengt im schlachthof kopfueber

Oldenburg: Rinder bei Bewusstsein getötet

Schwein im Transporter

Regio Schlachthof lässt Schweine in der Hitze

Rind erhaelt einen Bolzenschuss im Schlachthof

Wiederholt Tierquälerei in Schlachthöfen

Schlachthof Fenster

Verbrauchertäuschung beim Schlachthof

Schwangere Kuh wird geschlachtet

Schlachthof tötet schwangere Kühe

Vegan werden und die Tierquälerei in der Ernährungsindustrie verringern

Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Tierleid geben. Bitte leben Sie daher vegan, denn damit tragen Sie aktiv dazu bei, das Leid der Tiere nach und nach zu beenden. Wenn wir alle Tierschutz konsequent zu Ende denken, wird es irgendwann keine Schlachthäuser mehr geben.

Eine vegane Ernährung ist der einfachste und effektivste Weg, um Millionen empfindungsfähiger Lebewesen wie Schafe, Schweine, Hühner und Rinder vor einem Leben voller Leid und nicht erfüllter Bedürfnisse zu bewahren. Mit unserem 30-tägigen Veganstart-Programm erhalten Sie kostenlose Tipps für den veganen Alltag, köstliche vegane Rezepte und spannende Informationen über den positiven Einfluss, den die vegane Ernährung außerdem auf das Klima, die Gesellschaft und Ihre Gesundheit hat.