Wer vegan lebt, um Tierleid zu verhindern, wird mit verschiedensten Fragen konfrontiert – teilweise aus Interesse, teilweise aus Provokation. „Ist Hefe vegan?“ oder „Darfst du das überhaupt essen?“ gehören oftmals dazu. Grund zur Diskussion bietet auch der weitverbreitete Mythos, Feigen seien nicht vegan. Erfahren Sie hier, was es mit dieser Frage auf sich hat.
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Sind Feigen vegan? Was Sie über diesen Mythos wissen sollten
Selbst vegetarisch und vegan lebende Menschen sind sich teilweise nicht einig, ob Feigen vegan sind. Meist werden die Früchte der Echten Feige verzehrt. Allerdings gibt es hierbei ein Problem, denn in jeder dieser Früchte befindet sich eine tote, zersetzte Feigenwespe. Der Tod der Wespen ist jedoch ein natürlicher Vorgang innerhalb des Lebenszyklus von Feigen und Wespen. [1, 2]
Eigentlich ist eine Feige keine Frucht, sondern das blütentragende Organ der Feigenpflanze mit innenliegenden Blüten. Diese müssen bestäubt werden, damit sich die Pflanze fortpflanzen kann. Diese Aufgabe übernimmt die Feigenwespe – und lässt dabei ihr Leben. Doch auch die Wespen profitieren davon: Die symbiotische Beziehung zwischen Feige und Feigenwespe sieht so aus, dass die Feige der Ort ist, an dem die Insekten ihre Eier legen und in dem die Jungen der Wespe schlüpfen und wachsen können. [3]
Wie werden Feigen befruchtet?
Die Feigenpflanzen haben komplexe Beziehungen mit Feigenwespen. Fast alle der über 850 Arten von Feigenpflanzen haben eine auf sie spezialisierte Art von Feigenwespe. Nur diese eine Wespenart kann die jeweilige Feige bestäuben.
Für die Bestäubung muss die Feigenwespe männliche Pollen in die weiblichen Blüten bringen.
- Ist eine Feige zur Bestäubung bereit, stößt sie einen Geruch aus, von dem ausschließlich die eine spezifische Wespenart angelockt wird. Die angelockte weibliche Wespe krabbelt durch ein winziges Loch am Fuß der Feige. Diese Öffnung ist so eng, dass die Insekten ihre Flügel und Antennen verlieren. Den Rest ihrer zweitägigen Lebensspanne verbringen die Wespen in der Feige.
- In der Kammer der Feige bestäubt die Wespe die weiblichen Blüten mit dem mitgebrachten männlichen Pollen. Gleichzeitig beginnt sie, ihre Eier in die einzelnen Blüten zu legen, bevor sie stirbt. Die Feige erkennt die abgelegten Eier und umgibt sie mit Pflanzengewebe, das die Larven mit Nahrung versorgt, sobald sie geschlüpft sind.
- Als erstes Schlüpfen die wurmähnlichen und flügellosen männlichen Jungen. Bevor die weiblichen Larven schlüpfen werden sie von den männlichen befruchtet. Nach der Befruchtung beißen sich die männlichen Larven mit ihren Mundwerkzeugen durch das Fruchtfleisch der Feige und schaffen so einen Ausweg für ihre Schwestern. Die weiblichen Tiere sind beim Schlupf bereits befruchtet und tragen somit die nächste Generation der Wespen mit sich. Auf ihrem Weg durch die von den männlichen Tieren geschaffenen Tunnel bleiben die Pollen der Feige an den Körpern der Wespen hängen, und der Lebenskreislauf der Feigen und Wespen beginnt von Neuem. [3]
„Dürfen“ vegan lebende Menschen Feigen essen?
Bei der natürlichen Bestäubung von Feigenblüten sind Feigenwespen unerlässlich. Doch auch wenn einige essbare Feigen faktisch nicht rein pflanzlich sind, sind sie dennoch mit einem veganen Lebensstil vereinbar, da es sich um eine natürliche Symbiose zwischen zwei Lebewesen handelt, ohne die weder die Feige noch die Wespen überleben könnten. Außerdem kann auch eine vegane Lebensweise Tierleid nicht zu 100 Prozent verhindern, denn selbst bei der Getreideernte sterben Tiere. Es geht bei einer veganen Lebensweise darum, systematisches Tierleid zu verhindern. Das gilt unter anderem für die skrupellose Ausbeutung von Milliarden fühlender Lebewesen, die unter anderem in der Ernährungsindustrie aus reiner Profitgier gequält und getötet werden.
Zudem werden die meisten kommerziellen Feigensorten, die im Supermarkt erhältlich sind, ohne Bestäubung angebaut und beispielsweise aus Ablegern gezüchtet [3]. Für diese Feigen sind somit keine Wespen gestorben, und die Früchte sind tatsächlich rein pflanzlich.
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Quellen
[1] Stern (2017): In jeder leckeren Feige steckt eine tote Wespe – und das ist gut so, https://www.stern.de/genuss/warum-in-jeder-feige-eine-tote-wespe-steckt-7671774.html (eingesehen am 24.01.2023)
[2] Multhaupt, Philipp (2021): Feigen sind nicht (immer) vegan – das solltest du wissen, https://utopia.de/ratgeber/feigen-sind-nicht-immer-vegan-das-solltest-du-wissen/ (eingesehen am 24.01.2023)
[3] Melvin, Molly (2021): Feigen und Wespen. Wie Pflanzen und Bestäuber zusammenarbeiten, https://www.foodunfolded.com/de/artikel/feigen-und-wespen-wie-pflanzen-und-bestauber-zusammenarbeiten (eingesehen am 06.02.2023)
