Durch die Klimakrise kommt es immer häufiger vor, dass Städte und Regionen überflutet werden oder Waldbrände sich den Weg durch trockenes Gestrüpp und Wälder bis hin zu Wohngebieten bahnen. Nicht nur wir Menschen leiden unter den Folgen, die eine solche Katastrophe mit sich bringt. Viele Tiere werden während einer Umweltkatastrophe ihrem eigenen Schicksal überlassen. Doch als Teil der Familie sollten wir immer auch an unsere tierischen Mitbewohner im Falle einer Evakuierung denken.
Erfahren Sie in diesem Beitrag wichtige Informationen zur Evakuierung im Katastrophenfall und wie Sie für sich und Ihre „Haustiere“ für den Notfall vorsorgen können.
Was ist eine Evakuierung?
Als Evakuierung wird die Räumung eines gefährdeten Gebietes bezeichnet. Oft werden dabei Katastrophengebiete oder einzelne Gebäude in Folge von zum Beispiel Zerstörungen und Unfallgefahren geräumt. Diese Evakuierung ist gesetzlich verpflichtend, sobald sie von einer Behörde angeordnet wurde.
In ihrer Angst vor der zerstörerischen Kraft von Feuer, Erdbeben und Wasser fliehen viele Menschen und lassen immer wieder ihre tierischen Mitbewohner zurück. Doch auch die Tiere brauchen in solchen Situationen dringend einen sicheren Ort an der Seite ihrer Familie, an dem sie mit Nahrung und Wasser versorgt werden. Allein zurückgelassen zu werden ist für die Tiere nicht nur traumatisch, sondern wird auch schnell zu einem Kampf um Leben und Tod.
Wie läuft eine Evakuierung ab?
Bahnt sich eine Naturkatastrophe an – wie beispielsweise bei Waldbränden – werden, sobald das Feuer sich in Richtung Wohngebiet bewegt, Evakuierungsmaßnahmen getroffen, um die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen. Dabei werden Menschen und Tiere aus dem gefährdeten Gebiet evakuiert und die Gefahrenzone wird gesichert. Dies bedeutet umgekehrt, dass auch niemand in das betreffende Gebiet hineinkommt.
Oft bleiben nur wenige Stunden Zeit, das eigene Zuhause zu verlassen und die wichtigsten Dinge einzupacken und mitzunehmen. Niemals vergessen werden sollten dabei unsere tierischen Mitbewohner, egal ob Hund, Kaninchen oder Wellensittich. Sie alle sind auf unsere Fürsorge angewiesen und werden im schlimmsten Fall einem qualvollen Tod überlassen, wenn sie bei einer Flucht oder Evakuierung nicht mitgenommen werden.
Katastrophenvorsorge: So können Sie sich für den Ernstfall vorbereiten
- Bleiben Sie informiert: Während einer sich anbahnenden Katastrophe können sich Eilmeldungen zur gegenwärtigen Situation im Minutentakt ändern. Dazu sollte Ihr Mobiltelefon stets einen vollgeladenen Akku haben, denn einige Warnungen werden mit einem Rundfunkverfahren, dem Cell-Broadcast, an die Geräte versendet.
- Installieren Sie Warn-Apps auf Ihr Smartphone: Verschiedene Apps wie die „NINA-App“ vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe können auf das Handy vorinstalliert werden, um Warnungen vor Naturkatastrophen direkt in der App einzusehen. Dies ist besonders ratsam für all jene, die in Risikogebieten leben.
- Vorbereitung wichtiger Dokumente: Richten Sie schon vor einer Katastrophe eine Mappe mit den wichtigsten Dokumenten für den Fall einer Evakuierung. In der Hektik können sonst wichtige Unterlagen vergessen werden. Dort können Sie alle benötigten Unterlagen wie Reisepässe, Impfbescheinigungen und Fahrzeugpapiere sammeln.
- Packen einer Notfalltasche: Auch hier ist die Vorbereitung bereits vor einer Evakuierung entscheidend. Packen Sie Ihre Wertsachen und die wichtigsten Inhalte der Hausapotheke, Hygieneartikel und Wechselkleidung in eine Tasche. Wasser und Verpflegung sollten für die ersten 1 bis 2 Tage reichen und Decken sowie Taschenlampen können im Notfall wärmen und Licht spenden.
- Sorgen Sie für die Identifikation Ihres Tieres: Beschriften Sie die Transportbox oder direkt Halsband und Geschirr des Tieres mit wichtigen Informationen wie Kontaktdaten und Name. Tragen Sie ein Foto von Ihrem Tier mit sich, falls Sie sich doch verlieren sollten. Aktualisieren Sie außerdem die Kontaktdaten des Mikrochips bei dem entsprechenden Heimtierregister damit Sie kontaktiert werden können, sollte Ihr tierischer Freund gefunden werden.
- Bereiten Sie ein Notfall-Set für Ihr Tier vor: Darin sollten Nahrungsvorräte für ca. zwei Wochen vorhanden sein. Packen Sie außerdem ein kleines Erste-Hilfe-Set für Ihren Vierbeiner sowie alle wichtigen Unterlagen wie den EU-Heimtierausweis oder Medikamentenpläne. Im Falle einer Evakuierung bleibt Ihnen sehr wahrscheinlich nur wenig oder keine Zeit, danach zu suchen.
- Achten Sie auf den Impfschutz Ihres Tieres: Stellen Sie sicher, dass Ihr Hund, Ihre Katze oder auch Frettchen immer über einen aktuellen Tollwutimpfschutz verfügt, so dass Sie im Notfall auch problemlos und zügig über Ländergrenzen reisen können. Auch der Impfschutz für weitere Krankheiten kann hier sinnvoll sein. Informieren Sie sich in einer tierärztlichen Praxis, welcher Impfschutz bei Ihrem Tier ebenfalls nicht fehlen sollte.
- Trainieren Sie mit Ihrem Tier: Bereiten Sie Ihren tierischen Freund behutsam auf potenziell stressige Situationen vor. Zum Beispiel das Fahren in den öffentlichen Verkehrsmitteln, das Anlegen eines Beißkorbes oder der Aufenthalt in einer Transportbox. So vermeiden Sie starke Panik durch allzu viele unbekannte Situationen bei einer schnellen Flucht.
Was muss man bei einer Evakuierung beachten?
Bewahren Sie Ruhe und folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte. Achten Sie auf Durchsagen der Behörden und folgen Sie diesen Anweisungen. Helfen Sie außerdem älteren oder hilfsbedürftigen Menschen bei der Evakuierung. Solle dies nur eingeschränkt möglich sein (aufgrund eingeschränkter Barrierefreiheit), bitten Sie die örtlichen Rettungsdienste um Hilfe.
Nehmen Sie Ihr bereits gepacktes Hab und Gut und Ihre tierischen Mitbewohner mit auf den Weg und schließen Sie die Türen Ihrer Wohnung, schalten Sie den Strom aus und schließen Sie die Fenster.
Was sollte man bei einer Evakuierung mitnehmen?
Wenn Sie vorgesorgt haben, vergessen Sie nicht Ihr Notfall-Set und das Ihres tierischen Mitbewohners. Damit haben Sie für die nächsten Tage ausreichend Nahrung, ein Erste-Hilfe-Set und alle wichtigen Unterlagen bei sich. Nehmen Sie wenn möglich Handtücher oder Decken mit. Diese können auch benutzt werden, um die Tiere bei Nässe zu trocknen oder zu wärmen, und als weiche Liegeunterlage dienen.
Was passiert bei einer Evakuierung mit Haustieren?
Entsprechend § 17 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) haben Tierhalter:innen eine sogenannte Garantpflicht. Dies bedeutet, dass sie verpflichtet sind, Tiere umfassend vor Gefahren zu schützen. Sollte es aus irgendeinem Grund nicht möglich sein, Ihren tierischen Mitbewohner bei der Flucht mitzunehmen, dann machen Sie Retter:innen darauf aufmerksam, dass sich noch Tiere in Ihrem Haus befinden. Kleben Sie beschriebene Poster oder Papiere an Ihre Haustür, die darauf aufmerksam machen, dass sich noch ein Tier darin befindet. Machen Sie Rettungskräfte auch auf mögliche Krankheiten aufmerksam sowie auf das Wesen des Tiers und hinterlassen Sie Ihre Kontaktdaten. Stellen Sie auch genügend Nahrung und Wasser bereit, welches für die Tiere jederzeit zugänglich ist, sodass die Tiere mehrere Tage in der Not auch ohne Sie überleben können.
Wenn erhebliche Schmerzen oder der Tod des betroffenen Tieres billigend in Kauf genommen wurde, kann dies einen Verstoß gegen § 17 TierSchG begründen. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob die bewusste Gefährdung gerechtfertigt war.
Wohin mit Haustieren bei Evakuierung?
Transportieren Sie Ihr Tier sicher, zum Beispiel in einer geeigneten und beschrifteten Transportbox, welche dem Tier ausreichend Schutz spendet. Versuchen Sie eine Trennung zu vermeiden. Diese kann für Ihr „Haustier“ viel Stress bedeuten, da vor allem Hunde stark an Ihre menschlichen Gefährten und Gefährtinnen gebunden sind.
Informieren Sie sich rechtzeitig über eine geeignete Unterkunft für sich und Ihr Tier. Mittlerweile gibt es viele Hotels, Motels oder auch Sammelunterkünfte, die Tiere in ihren Räumlichkeiten aufnehmen. Als weitere Option können Sie im Voraus Freund:innen oder Verwandte fragen, ob diese im Notfall auf Ihr Tier aufpassen. Sollten Sie keinen passenden Platz finden, können Sie als letzte Möglichkeit Ihren tierischen Mitbewohner in einem Tierheim unterbringen. Denken Sie allerdings daran, dass Tierheime schon vor Katastrophen aufgrund der hohen Menge an abgegebenen Tieren stark überlastet sind.
Bringen Sie auf jeden Fall während eines Sturmes Ihren tierischen Mitbewohner in einem sicheren Gebäude unter. Abbrechende Bäume, Äste, Starkregen, aber auch Dachziegel können schnell zu einer ernsten Gefahr für Tiere werden, die sich draußen aufhalten. Auch nach dem Abklingen eines Sturmes ist die Gefahr von schweren Astbrüchen hoch. Vermeiden Sie es also in dieser Zeit, unter Bäumen wie zum Beispiel im Wald zu laufen.
Risikogebiet Deutschland: Warum Naturkatastrophen künftig zunehmen
Deutschland ist vom Klimawandel betroffen: Die Anzahl der besonders heißen Tage steigt deutlich an. So waren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 [1] die bisher wärmsten Jahre 2018 und 2022 und der Hitzerekord lag bei 41,2 °C. Solche Hitzerekorde lösen vermehrt Naturkatastrophen wie schlimme Waldbrände aus, die durch langanhaltende Trockenheit begünstigt werden. Aber auch starke Niederschläge, die zu Hochwasserkatastrophen führen, werden durch die Klimakrise begünstigt. [2]
Seien Sie in jedem Fall vorbereitet und informieren Sie sich über mögliche Naturkatastrophen in Ihrer Region.
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Quellen
[1] Statista: Jahre mit der höchsten Durchschnittstemperatur in Deutschland von 1881 bis 2022, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164050/umfrage/waermste-jahre-in-deutschland-nach-durchschnittstemperatur/ (eingesehen am 24.07.2023)
[2] WWF: Hochwasser, https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/hochwasser/hochwasser (eingesehen am 17.07.2023)