Koppen beim Pferd: Alle Infos zu der Verhaltensstörung

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Wenn Pferde koppen, leiden sie unter einer ernstzunehmenden Verhaltensstörung, die auf anhaltenden Stress zurückzuführen ist. Das Pferd versucht sich dann selbst zu beruhigen. Wissenschaftler:innen vermuten, dass rund 2 bis 10 Prozent aller Pferde koppen – damit gehört das Koppen zu den häufigsten Stereotypien bei Pferden. [1, 2]

Ursachen, die zum Koppen beim Pferd führen, sowie Tipps zum Abgewöhnen des Verhaltens finden Sie in diesem Beitrag.

Inhalte im Überblick

Was bedeutet es, wenn ein Pferd koppt?

Koppen bei Pferden ist eine der häufigsten stereotypen Verhaltensstörungen bei Pferden, die in menschlicher Obhut leben. Beim Koppen setzt das Pferd die Schneidezähne auf einer Oberfläche ab – beispielsweise einem Trog, an Toren, dem Zaun des Paddocks oder der Box – und schluckt Luft. Beim sogenannten Aufsatzkoppen entsteht ein charakteristisches Geräusch, das an menschliches Rülpsen erinnert. Beim sogenannten Freikoppen bewegt das Pferd seinen Kopf erst zur Brust und dann in einer ruckartigen Bewegung nach vorne.

Verhaltensstörungen zeigen an, dass das Tier durch die Haltungs- und Umweltbedingungen, denen es ausgesetzt ist, am Ausleben seiner natürlichen und essentiellen Verhaltensmuster gehindert wird. Hierdurch wird die Anpassungsfähigkeit erheblich überfordert. Verhaltensstörungen sind immer ein Indikator dafür, dass ein Tier erheblich leidet.

Pferde nutzen das Koppen zum Abbau von chronischem Stress, der beispielsweise durch nicht artgerechte Haltungsbedingungen, zu geringe Bewegung, Ausbildungs- und Trainingspraktiken, Schlüsselereignisse mit einer besonderen Belastung oder durch eine falsche Ernährung verursacht wird. [1, 3] Stereotype Verhaltensstörungen treten bei „Sportpferden“ erheblich häufiger auf als bei „Freizeitpferden“, möglicherweise wegen der Überforderung durch die Leistungsanforderungen. [4, 5]

Nuestern zweier Pferde, die aus den Holzstallungen herausschauen.
Beim Koppen setzen Pferde meist ihre Schneidezähne auf feste Gegenstände und saugen Luft ein.

Wie erkenne ich Koppen bei einem Pferd?

Es gibt verschiedene Anzeichen und Symptome, die darauf hinweisen können, dass ein Pferd koppt:

  • Abnutzung der vorderen Zähne oben.
  • Bei Pferden, die auf Zäune oder Gitterboxen beißen, können die Zaunpfähle abgenutzt sein.
  • Wiederkehrende Bauchschmerzen und Schwierigkeiten, das Gewicht zu halten.
  • Unruhe im Stall.
  • Vergrößerte Muskeln am unteren Hals.
  • Niedriger pH-Wert im Kot, was auf mehr Säure hinweist.
  • Geringere Aktivität des ruhigen Nervensystems, was bedeutet, dass das aktivierende Nervensystem stärker dominiert, wenn das Herz in Ruhe schlägt.

Das auffälligste Anzeichen ist das charakteristische Rülps- oder Schluckgeräusch, das das Pferd macht, wenn es Luft schluckt. Pferde, die koppen, nehmen oft eine bestimmte Körperhaltung ein. Sie können ihren Hals strecken, die Zähne an einer festen Oberfläche (z. B. einer Boxentür oder einem Zaun) aufsetzen und dann Luft schlucken.

Koppen kann zu einer vermehrten Luftaufnahme im Magen führen, wodurch Blähungen und andere Magenprobleme ausgelöst werden können. Betroffene Pferde leiden daher häufig unter wiederkehrenden Bauchschmerzen. Durch das ständige Aufsetzen der Zähne an festen Oberflächen zeigt sich häufig eine ungleichmäßige Abnutzung der Schneidezähne.

Pferde, die koppen, zeigen oft anhaltende und zwanghafte Veränderungen im Verhalten. Sie können unruhig wirken oder Schwierigkeiten haben, sich zu entspannen. Häufiges Koppen kann zu einer Vergrößerung der Halsmuskulatur führen, besonders in den Bereichen, die beim Koppen beansprucht werden.

Ein graues Pferd steht in einer Reitbucht und hat seinen Mund weit geoeffnet.
Beim Koppen entsteht ein charakteristisches Geräusch, das einem menschlichen Rülpsen ähnelt.

Warum fängt ein Pferd an zu koppen?

Die häufigsten Ursachen für Koppen bei Pferden sind Stress, Traumata, Schmerzen, mangelnde Bewegung, zu wenig Kontakt zu anderen Pferden und schlechte Haltungsbedingungen sowie zu wenig oder die falsche Nahrung. Womöglich ist der Grund für die Störung in kleinen Teilen auch in genetischer Veranlagung zu suchen. [3] Wenn Pferden zu viel „Kraftfutter“ bei zu geringem „Raufutteranteil“ zur Verfügung gestellt wird, werden sie in ihrem Normalverhalten stark eingeschränkt. Unter natürlichen Bedingungen sind sie grasend 16 bis 18 Stunden mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, was ihnen bei der oben beschriebenen Ernährungspraktik nicht möglich ist und zu Verhaltensstörungen führt. [3]

Studien wiesen zudem nach, dass Fohlen, die von ihren Müttern gesäugt wurden, seltener zu koppen beginnen. Pferdekinder in ähnlichem Alter, die anderweitig ernährt wurden, entwickelten die Verhaltensstörung öfter. Genauso wie Pferde, die keinen oder eingeschränkten sozialen Kontakt zu Artgenossen haben. [3] Dies könnte auch an der zu frühen Trennung von der Mutter liegen – ein traumatisches Ereignis, das zum Koppen führen kann.

Ist Koppen gefährlich für Pferde?

Pferde betreiben das Koppen ähnlich einer Sucht, bei der Endorphine ausgeschüttet werden – es wird eine Art Glücksgefühl ausgelöst, das mit dem Verhalten verbunden wird. Das Koppen an sich ist als erlerntes Verhalten vergleichbar mit dem Nägelkauen beim Menschen – mit dem Zweck, Stress abzubauen und körpereigene Glückshormone auszustoßen.

Während Pferde häufig zu koppen beginnen, weil sie unter körperlichen Schmerzen oder seelischem Stress leiden, kann die Verhaltensstörung an sich ebenfalls gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Zum einen kann ein sogenanntes Koppergebiss entstehen, was die Tiere beim Essen beeinträchtigen kann. Die Schwierigkeit zu essen wiederum führt häufig zum Abmagern des Tieres.

Wissenschaftler:innen fanden in Studien heraus, dass koppende Pferde aufgrund des anhaltend hohen Stresses zwölf Mal häufiger an Koliken und Magengeschwüren leiden als Artgenossen, die dieses Verhalten nicht zeigen. [6]

Ein braunes Pferd steht vor einem Baum mit leicht geoeffnetem Mund.
Neben Magenproblemen kann das Aufsetzkoppen zur Schädigung der Schneidezähne führen.

Ist Koppen bei Pferden ansteckend?

Koppen ist keine Krankheit, sondern eine Verhaltensstörung und daher nicht ansteckend unter Pferden. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sich andere Pferde das Koppen bei betroffenen Artgenossen „abschauen“. [3]

Kann man Pferden das Koppen abgewöhnen?

Eine häufig gestellte Frage ist, ob man Koppen heilen kann. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Pferd koppt, ist es wichtig, Tierärzt:innnen oder Pferdeverhaltensspezialist:innen einzuschalten, um eine genaue Diagnose und geeignete Maßnahmen zu besprechen.

Wichtig ist es, in einem ersten Schritt die Ursache für die Verhaltensstörung zu betrachten und wenn möglich zu beheben. Es gibt verschiedene Strategien, um das Koppen zu behandeln – dazu gehört vor allem, die Haltungsbedingungen des einzelnen Tieres genau zu analysieren und mögliche Stressfaktoren zu beseitigen – beispielsweise durch ausreichend Bewegung, soziale Kontakte mit Artgenossen und Weidezugang.

Stellen Sie außerdem sicher, dass das betroffene Pferd genügend artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung hat oder diese umgehend geschaffen werden. Jeglicher Stress sollte reduziert werden. Ein koppendes Pferd sollte, wenn die Verhaltensstörung erst einmal entwickelt wurde, keinesfalls daran gehindert werden, zu koppen. Auch permanenter Zugang zu frischem Heu in Kombination mit wenig bis keinem „Kraftfutter“ hilft dem Tier bereits.

Ein braunes Pferd mit weissem Fleck auf dem Kopf grast auf einer gruenen Wiese.
Eine artgerechte Haltung kann das Koppen bei Pferden mindern. Greifen Sie in keinem Fall zu Kopperriemen.

Welche Maßnahmen sollten Sie niemals bei koppenden Pferden ergreifen?

Um einem Pferd das Koppen abzugewöhnen, ändern Halter:innen häufig nicht die stressverursachenden Lebensumstände, sondern wenden tierschutzwidrige Maßnahmen wie Kopperriemen oder Stachelboxen an. Aber: Tierschutzwidrige Maßnahmen wie die Anwendung von sogenannten Kopperriemen oder Stacheln an Trögen sind immer Tierquälerei und ihre Anwendung strafbar.

Auch Operationen werden durchgeführt, bei denen bestimmte Nerven- und Halsmuskel der koppenden Pferde durchgeschnitten werden, damit das Tier die Bewegung nicht mehr ausführen kann. Ihnen wird dadurch die Möglichkeit genommen, den erlebten Stress durch das Koppen zu bewältigen.

Bitte greifen Sie niemals auf derartige „Abgewöhnungsmaßnahmen“ zurück – Sie schaden Ihrem Pferd mehr, als Sie ihm helfen.

Jetzt aktiv werden: So helfen Sie Pferden

Vor allem Pferde, die beispielsweise bei Pferderennen oder im sogenannten Reitsport als „Sportgeräte“ missbraucht werden, leiden unter anhaltendem psychischem Stress – dazu kommt ein enormes Verletzungsrisiko. Unterzeichnen Sie jetzt unsere Petition für ein Verbot von Pferderennen in Deutschland.