In deutschen Taubenzuchten werden etwa 2,5 Millionen sogenannte Brieftauben gezüchtet und gehalten. Die Tiere werden bei regionalen, nationalen und internationalen Wettflügen eingesetzt oder auf Zuchtausstellungen zur Schau gestellt. Hierzulande engagieren sich Zehntausende Menschen in der Taubenzucht und hoffen auf hohe Preisgelder und Auszeichnungen. Für die Tauben jedoch bedeutet dieses grausame Hobby ein Leben voller Qualen. Erfahren Sie hier, wie die Vögel im sogenannten Brieftaubensport ausgenutzt werden und welchem Leid sie ihr Leben lang ausgesetzt sind.
Brieftauben: Treue Tiere mit ausgeprägtem Familiensinn werden skrupellos ausgenutzt
Tauben sind überaus treue Tiere – sowohl gegenüber ihrem Standort als auch in sozialen Beziehungen.
- Sie haben einen extrem ausgeprägten Familiensinn.
- Sie verbringen in der Regel ihr ganzes Leben mit nur einem Partner.
- Gemeinsam mit ihrem Partner ziehen sie ihren Nachwuchs groß und sorgen oft noch für ihre Kinder, nachdem diese das Nest bereits verlassen haben.
Mit der „Nestmethode“ oder „Witwermethode“ werden diese Eigenschaften bei Wettflügen skrupellos ausgenutzt.
- Die Tiere werden teilweise über tausend Kilometer weit von ihrem Taubenschlag entfernt aufgelassen.
- Sie versuchen verzweifelt, so schnell wie möglich wieder zu ihren Familien zurückzufinden.
- Da Tauben regelmäßig für Wettflüge trainiert werden, ist dieser Stress Alltag für die sensiblen Tiere.
Während der Saison der Wettflüge werden die Tauben immer wieder von ihrem Partner getrennt, um die Sehnsucht möglichst groß zu halten. Am Tag vor dem langen Transport in oftmals schlecht belüfteten LKW dürfen sie nur wenige Stunden mit ihrem Partner verbringen. Während der Fahrt erhalten die Tiere in der Regel nur wenig Nahrung und Wasser. Nach ihrer Rückkehr und Wiedervereinigung mit ihrem Partner sind Aufregung und Freude groß – doch nur kurze Zeit später werden sie wieder voneinander getrennt und eines der Tiere muss die qualvolle Fahrt und den langen Flug erneut auf sich nehmen. Viele Tauben finden den Weg nach Hause nicht, und so verlieren die treuen Tiere immer wieder ihren geliebten Partner.
Einkalkulierte Verlustraten: Tauben für Auszeichnungen den Tod geschickt
Der Tod sogenannter Brieftauben ist von Anfang an einkalkuliert. Bei Tauben-Wettflügen wird generell mit einer sehr hohen Verlustrate gerechnet – durchschnittlich 53 Prozent. [1] Besonders viele Tiere sterben bei sogenannten Tribünenflügen.
Hunderttausende Tauben werden jedes Jahr für erhoffte Auszeichnungen oder Preisgelder in den Tod geschickt. Jene, die nicht zum Taubenschlag zurück finden, sterben qualvoll. Zu den Todesursachen gehören unter anderem:
- Flüssigkeitsmangel
- Erschöpfung
- Verletzungen
Viele Tiere landen orientierungslos in Städten, wo sie ein leidvolles Leben führen, unerwünscht sind und oft tierquälerisch vertrieben werden.
Sogenannte Brieftauben als Geschäftsmodell: Sie werden regelrecht verscherbelt
Zahlreiche Tauben-Auktionsportale im Internet zeigen, dass es bei der Haltung und Zucht von Tauben nicht um das Wohlbefinden der Tiere geht, sondern nur um möglichst hohe Profite. Dort werden sogenannte Zuchttauben nach gewonnenen Preisen und Abstammung eingestuft und an Höchstbietende verkauft.
Sowohl Anbietende als auch Kaufende nehmen dabei bedenkenlos in Kauf, dass die sozialen Tiere von ihrem Heimatschlag und vor allem von ihrer Familie und ihrem Schwarm getrennt werden. Tauben sind standorttreu, kehren also immer wieder zu dem Ort zurück, den sie kennen. Für Zuchttauben, die teilweise für hohe Summen weiterverkauft und nicht in Wettflügen eingesetzt werden, bedeutet das, dass sie niemals frei fliegen und ihren Schlag verlassen können. Sie werden ihr Leben lang eingesperrt und trotz der Treue zu ihrem Partner immer wieder schmerzvoll von diesem getrennt, um zur weiteren Zucht mit anderen Tauben verpaart zu werden. Ihre Flugmuskulatur entwickelt sich dadurch niemals vollständig, und sie werden nie erfahren, was es bedeutet, wirklich frei fliegen zu können.
Tauben, die nicht schnell genug sind, werden qualvoll getötet
Die obersten Ziele der Taubenzucht sind die Leistung der Tiere und erfolgreiche Wettflüge. Die Tauben sollen bis zu 130 km/h schnell fliegen – doch viele schaffen das nicht. Jene, die nicht schnell genug fliegen oder sich verirren, werden nicht selten skrupellos getötet. Dabei wird der Hals der Tiere lang gezogen und ihr Kopf umgedreht – alles ohne Betäubung.
Bewusste Verstöße gegen den Tierschutz
Züchter:innen und Halter:innen verstoßen oft bewusst gegen das Tierschutzgesetz:
- Das Töten von Tieren ohne Betäubung und ohne vernünftigen Grund verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Den Halter:innen ist dies jedoch meist egal, denn sie wollen die für sie nutzlosen Tiere so schnell wie möglich los werden.
- Nach § 3 Nr. 1 des Tierschutzgesetzes ist es auch verboten, „einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist und die offensichtlich seine Kräfte übersteigen“. Die hohen Verlustraten bei Wettkämpfen sind ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die meisten Tiere den abverlangten Leistungen nicht gewachsen sind. Dennoch werden Tauben regelmäßig zu solch anstrengenden Flügen gezwungen.
Helfen Sie, das Leid der sogenannten Brieftauben zu beenden
- Besuchen Sie niemals einen Taubenwettflug oder eine Zuchtausstellung und unterstützen Sie diese auch nicht finanziell.
- Schreiben Sie einen Kommentar zu Zeitungsartikeln, um auf die Grausamkeit dieses Hobbys aufmerksam zu machen.
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot der grausamen Wettflüge:
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Quellen
[1] Warzecha, M., Kahlcke, K. und Kahlcke, M. (2009): Beitrag zur Ermittlung von Kennzahlen zu Verlusten bei Wettflügen von Brieftauben (Untersuchungszeitraum: 2004–2008), https://www.kleintierpraxis-oering.de/files/Tierarztpraxis_Oering/pdf/downloads/Warzecha_Studie’09_Setzverluste_26.07.09_RZ-1.pdf, (eingesehen am 09.12.2021)