Streichelzoos bieten Kindern die Möglichkeit, Tieren näherzukommen. Sie halten vor allem domestizierte Tiere, die die Nähe zu Menschen gewohnt sind. Daher empfinden Menschen, die Zoos und Wildparks aus ethischen Gründen ablehnen, den Besuch eines Streichelzoos teilweise als moralisch vertretbar. Doch was viele nicht wissen: Sowohl für Menschen als auch für die in Streichelzoos gehaltenen Tiere stellt der enge Kontakt Risiken dar.
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Welche Tiere werden im Streichelzoo gehalten?
Besonders oft werden in Streichelzoos domestizierte Tierarten gehalten, darunter
- Ziegen
- Schweine
- Schafe
- Ponys
- Esel
- Lamas und Alpakas
- Hühner
- Enten
Teilweise sollen auch Kleintiere wie Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen die Besucher:innen anlocken. Obgleich die Haltung von Tieren in solchen Einrichtungen grundsätzlich mit Stress verbunden ist, ist der Kontakt vor allem für Kleintiere noch problematischer. Häufig wollen Kinder die Tiere auf den Arm nehmen, die diese Zuwendung ganz und gar nicht mögen, sich ihr aber kaum entziehen können.
Sind Streichelzoos Tierquälerei?
Streichelzoos geben vor, Kindern Tiere näherzubringen. Dies darf jedoch nicht auf Kosten der Tiere geschehen. In Streichelzoos müssen Tiere den ganzen Tag lang mit Menschenmengen interagieren und leiden enorm unter dem Stress. Inhaber:innen von Streichelzoos sind so auf den Betrieb ihres Geschäfts und den Profit fokussiert, dass sie oftmals die grundlegendsten Bedürfnisse der Tiere wie Nahrung, Wasser, Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten oder tierärztliche Versorgung nicht erfüllen.
Obwohl meist ausdrücklich darauf hingewiesen wird, bringen Besucher:innen oft unerlaubt Speisereste oder ungeeignete Nahrung für die Tiere mit. Von diesen Nahrungsmitteln, die nicht auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind, können die verschiedenen Tierarten krank werden.
Ein weiteres Problem ist die Zucht: Um möglichst viele Besucher:innen anzulocken, werden Tierbabys nachgezüchtet. Das führt nicht selten dazu, dass ein Streichelzoo mehr Tiere hat, als er versorgen kann. Was mit den „überschüssigen“ Tieren passiert, ist meist unklar.
Sind Streichelzoos gefährlich?
Neben Stress und Leid für die Tiere bergen Streichelzoos auch gesundheitliche Risiken für Tier und Mensch. Der direkte Kontakt stellt für beide Seiten eine Gefahr dar.
Infektionsrisiken mit Zoonosen wie EHEC
Viele Streichelzoos bieten zwar Hygieneeinrichtungen zum Schutz der Besucher:innen, doch häufig befinden sich diese nicht in unmittelbarer Nähe zu den Gehegen. Der Kontakt zu den Tieren birgt für Menschen das Risiko einer Infektion mit verschiedenen Bakterien, darunter E. coli und Salmonellen. [1]
Eine Dissertation am Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig untersuchte 300 klinisch gesunde Ziegen in 14 Streichelzoos auf zoonotische Erreger und stellte fest, dass diese teils regelmäßig auftraten, was ein Übertragungsrisiko für Zoobesucher:innen darstellt. [2] Die Gefahren eines Streichelzoos sollten daher niemals unterschätzt werden – das zeigen auch zahlreiche Infektionsfälle: [3]
- Nach dem Besuch eines Streichelzoos im US-Bundesstaat Maine erkrankte ein Kleinkind am hämolytisch-urämischen Syndrom, ausgelöst durch EHEC, und verstarb. [4]
- Hunderte Kinder erkrankten an ernst zu nehmenden, teils lebensverändernden Krankheiten, nachdem sie Streichelzoos besucht hatten: [5] Viele mussten gegen Nierenversagen ankämpfen, so auch ein Mädchen, bei dem eine Transplantation nötig war.
- Auch ein Mädchen aus München erkrankte Ende 2014 nach einem Besuch in einem Streichelzoo an EHEC bzw. E. coli. [6]
- Im Juli 2019 verstarb in den USA ein Zweijähriger an Nierenversagen, nachdem er sich in einem Streichelzoo in San Diego mit E. coli angesteckt hatte. Drei andere Kinder wurden ebenfalls nach einem Besuch im Zoo krank. [7]
Eine EHEC-Erkrankung ist nicht mit einem verdorbenen Magen vergleichbar. Zu den Symptomen gehören blutiger Durchfall, Bauchkrämpfe, Erbrechen und Fieber.
Kinder und Erwachsene können sich mit E. coli anstecken, wenn sie in Streichelzoos mit Tieren in Kontakt kommen. Teilweise reicht jedoch auch der bloße Kontakt zum kontaminierten Umfeld der Tiere. [1] In einigen Fällen wurden Bakterien auf Geländern und Tribünen und sogar in Sägespänen nachgewiesen.
Wenn Kleinkinder die Erreger an den Fingern haben, können sie diese auf ihre Schnabeltassen und Schnuller übertragen oder direkt über das Daumenlutschen aufnehmen. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) warnt:
Beim Umgang mit Tieren besteht immer das Risiko, sich mit Zoonose-Erregern zu infizieren. [1] Umgekehrt besteht auch die Gefahr, dass Menschen Tiere mit Krankheiten anstecken.
Streichelzoos vermitteln Kindern ein falsches Bild
Streichelzoos vermitteln Kindern die irreführende Vorstellung, es sei in Ordnung, Tiere zur Unterhaltung von Menschen einzusperren. Tiere sind jedoch fühlende Lebewesen, die das Recht auf ein möglichst selbstbestimmtes und glückliches Leben haben.
In Streichelzoos werden oftmals jene Tierarten gehalten und von Besucher:innen gestreichelt und umsorgt, die normalerweise in der Ernährungsindustrie ausgebeutet und für den menschlichen Konsum getötet werden. So werden Schweine, Ziegen, Hühner und andere Tiere in Streichelzoos bewundert, während ihre Artgenossen in der industriellen Tierhaltung leiden und lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung im Schlachthof getötet werden.
Die Unterhaltungsindustrie verursacht immenses Tierleid. Sie basiert auf einer speziesistischen Denkweise, die es ermöglicht, Tiere entgegen ihren natürlichen Bedürfnissen einzusperren und zur Unterhaltung von Menschen zu zwingen.
So können Sie Tieren in Zoos helfen
Machen Sie zum Wohl der Tiere und Ihrer Kinder bitte einen großen Bogen um Streichelzoos und andere zoologische Einrichtungen. Es gibt zahlreiche tierfreundliche Möglichkeiten, Kindern Respekt und Mitgefühl gegenüber anderen Lebewesen beizubringen und Kinderaugen zum Strahlen zu bringen.
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Quellen
[1] Bütikofer, B. et al.: Vorkommen von Zoonosen in Streichelzoos und Beurteilung der Hygienemassnahmen für die Übertragung auf den Menschen, https://sat.gstsvs.ch/fileadmin/media/pdf/archive/2005/12/SAT147120532.pdf (eingesehen am 14.04.2022)
[2] VETimpulse (15.07.2024): Risiko Zoonose: Wie gefährlich ist ein Besuch im Streichelzoo?, 33. Jahrgang, Ausgabe 13/14
[3]factsheet: Health Hazards of Petting Zoos, https://www.peta.org/wp-content/uploads/2021/02/petting-zoo-factsheet.pdf (eingesehen am 25.04.2022)
[4] Portland Press Herald: Maine man says 20-month-old son died of illness caused by E. coli bacteria, https://www.pressherald.com/2015/10/06/child-dies-of-illness-caused-by-e-coli-father-says/ (eingesehen am 14.04.2022)
[5] Neporent, Liz (2013): Parents Sue County Fair, Petting Zoo Over Son’s E.Coli Death, https://abcnews.go.com/Health/parents-sue-state-fair-petting-zoo-sons-ecoli/story?id=19609248 (eingesehen am 14.04.2022)
[6] Süddeutsche: Gefahr im Streichelzoo, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ehec-gefahr-im-streichelzoo-1.2242269 (eingesehen am 14.04.2022)
[7] Holcombe, Madeline (2019): 2-year-old boy dies from E.coli after visiting the San Diego County Fair, https://edition.cnn.com/2019/06/29/health/e-coli-county-fair/index.html (eingesehen am 14.04.2022)
[8] Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien, https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/ehec/ (eingesehen am 14.04.2022)