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Warum Sie niemals Reptilien kaufen sollten | Alle Infos & Tipps

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Jedes Jahr werden in Deutschland hunderttausende Reptilien und Amphibien wie Schlangen, Echsen oder Frösche online, auf Tierbörsen und im Zoohandel verkauft. Viele Menschen kaufen ein solch empfindliches Tier spontan und ohne Vorkenntnisse über seine hohen Ansprüche. Dabei sind Reptilien Wildtiere und nicht an eine Haltung in Wohnzimmern oder an ein Leben mit dem Menschen angepasst.

Nachfolgend finden Sie alle Informationen zum Kaufen und Halten von Reptilien und wie Sie sich für die Tiere einsetzen können.

Inhalte im Überblick

Welche Reptilien kann man kaufen?

Zu den Reptilien, die online, auf Börsen oder in Zoohandlungen angeboten werden, gehören beispielsweise:

Viele der zum Kauf angebotenen Tiere, wie Bartagame sind Wildfänge und wurden ihrer Heimat entrissen. Dadurch wird nicht nur die Art gefährdet, sondern auch das Ökosystem, in dem sie lebt. Die Sterberaten beim Transport, beim Einfangen in der Natur oder bei der Zucht liegen Studien zufolge bei bis zu 72 Prozent. Für Händler:innen ist diese hohe Zahl an toten Tieren normal – sie wird im Preis und bei der „Bestellmenge“ einkalkuliert. [1]

Eine Recherche von PETA USA bei dem weltweit agierenden Großhändler USGE, der auch deutsche Großhändler beliefert, zeigte auf, dass von insgesamt 26.000 Tieren 80 % krank, verletzt oder bereits tot waren. Jede Woche wurden etwa 3.500 tote und sterbende Tiere „aussortiert“.

Kann man Reptilien online kaufen?

Online werden zahlreiche Reptilien angeboten, es gibt sogar richtige Onlineshops, in denen die fühlenden Lebewesen per Klick bestellt und per Post geliefert werden können. Dabei wird nicht überprüft, wer die Tiere kauft, ob Fachkunde vorhanden ist und wie diese gehalten werden.

Immer wieder sterben Reptilien, weil uninformierte Halter:innen Krankheiten, die meist auf eine fehlerhafte Haltung zurückzuführen sind, zu spät oder gar nicht erkennen. Und auch auf Börsen oder in Zoohandlungen werden die Käufer:innen nicht nach Auflagen überprüft.

Wie viel kostet ein Reptil?

Während manche Reptilien bereits nur wenige Euro kosten, verdienen Händler:innen mit selteneren Tierarten oder „besonderen“ Züchtungen enorm viel Geld. Neu entdeckte Tierarten oder speziell gezüchtete Färbungen, neue Formen oder die Zucht auf Schuppenlosigkeit, die für die Tiere große Qual bedeuten, bringen dabei besonders viel Geld ein.

Auf Reptilienbörsen werden die exotischen Tiere wie billiger Trödel angeboten und häufig in kleinen Plastikboxen, in denen sie sich kaum bewegen können, oder strukturlosen Glaskästen an jede interessierte Person verkauft. Das Wohlergehen der Tiere steht bei diesem skrupellosen Handel ganz hinten an, denn die Züchter:innen und Verkäufer:innen wollen mit den Exoten vor allem möglichst viel Geld verdienen.

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Mehr Infos zu Reptilienbörsen
Schlangen zum Verkauf in Terrarien

Tierbörse Karlsruhe

Gecko in Plastikbox

Terraristika in Hamm

Boxen mit Tieren auf Exotenboerse

Infos zu Reptilienbörsen

Zudem sind Terraristikbörsen auch ein Umschlagplatz für den illegalen Handel, bei dem Umsatz mit illegal importierten Tieren gemacht wird, die oft vom Aussterben bedroht sind und daher in ihrem Ursprungsland streng geschützt sind. Immer wieder werden rund um solche Veranstaltungen Verstöße aufgedeckt, so etwa bei der Terraristika in Hamm.

Bei deutschen Großhändler:innen und im Handel werden die empfindlichen Tiere, die eigentlich Bewohner von Wüsten, Gebirgen, tropischen Wäldern oder Savannen sind, in Plastikboxen, sogenannten Rackboxen, auf Vorrat gehalten, oftmals über viele Jahre, in der Hoffnung mit ihnen irgendwann noch Geld zu machen.

Welche Reptilien kann man als „Haustier“ halten?

Reptilien im Heimtierhandel stammen aus den verschiedensten Regionen der Erde. Die Anforderungen an ihren Lebensraum hinsichtlich Reviergröße, Vegetation, Luftfeuchtigkeit, Bodensubstrat, Lichtverhältnissen, Nahrung und Temperatur lassen sich mit der Haltung in einem Terrarium nicht vereinen. Allein der Blick eines Menschen kann ein Wildtier in Todesangst versetzen. Werden die Tiere gestreichelt oder auf den Arm genommen, kann man sich nur vorstellen, welche Panik dies bei den Tieren auslöst.

In Gefangenschaft zeigen viele Reptilien oftmals auffälliges oder gar stereotypes Verhalten, das auf Angst und/oder Stress hindeutet, wie das ständige „Hochlaufen“ an den Glaswänden ihres Terrariums – denn in ihrer Welt gibt es keine durchsichtigen Grenzen. In den allermeisten Fällen sieht man Reptilien und anderen exotischen Tieren Unwohlsein, Krankheit oder Schmerzen nicht an. Reptilien leiden still und sterben meist viel zu früh.

Welche Reptilien eignen sich für Anfänger:innen?

Exotische Tiere wie Reptilien leiden nicht nur unter der Haltung im Terrarium, sie werden zudem oft Opfer von uninformierten Halter:innen, die denken, Reptilien wären einfache „Haustiere“. Besonders Bartagamen, Schildkröten oder Kornnattern werden gerne als „Anfängertiere“ gehandelt, doch das stimmt bei weitem nicht, denn die sensiblen Tiere haben sehr hohe Ansprüche an ihre Umwelt.

Viele Reptilien in Wohnzimmern sterben frühzeitig, weil die Halter:innen eine Erkrankung gar nicht erkennen, die Behandlung zu spät begonnen wird oder schlichtweg keine fachkundige tiermedizinische Praxis in der Nähe ist. Eine tierärztliche Fallstudie an verstorbenen Reptilien kam zu dem Ergebnis, dass 51 % der untersuchten Tiere an Krankheiten litten, die durch Haltungsfehler verursacht wurden. [2] Viele Halter:innen sind schnell mit den Tieren und den Kosten durch die Haltung überfordert und setzen sie aus oder bringen sie in ohnehin bereits überfüllte Tierheime und Auffangstationen.

Eine gruene Echse haengt an einem Stamm in einem Terrarium.
Es ist niemals möglich, den realen Lebensraum von Reptilien in einem Terrarium artgerecht nachzustellen. 

Reptilien übertragen gefährliche Krankheitserreger

Von den sogenannten exotischen „Haustieren“ gehen für den Menschen hauptsächlich zwei Gefahren aus:

So können viele Reptilien dem Menschen durch Gift oder Körperkraft gefährlich werden. Auch das Verletzungspotenzial durch große Würgeschlangen oder Leguane ist nicht zu unterschätzen. Immer wieder ereignen sich Vorfälle, bei denen Menschen zu Tode kommen oder verletzt werden. [3]

Darüber hinaus tragen geschätzte 90 % aller in Gefangenschaft gehaltenen Reptilien Salmonellose-Erreger in sich. Für die Tiere selbst sind die Erreger unproblematisch, auf den Menschen übertragen können die – oft exotischen Stämme – allerdings zu schweren Erkrankungen führen. Gerade Säuglinge, Kleinkinder und Immungeschwächte sind gefährdet. Das Robert Koch-Institut bestätigte, dass durch Reptilien verursachte Infektionen bei Säuglingen zugenommen haben und jede dritte Salmonelleninfektion bei Kindern von exotischen Tieren stammt. [4] Auch andere Infektionen beispielsweise durch Parasiten sind nicht ausgeschlossen.

Der Reptilienhandel ist eine Katastrophe für den Artenschutz

Der massenhafte „legale“ Handel ist wegen des großen Leids der Tiere eine Katastrophe für den Tier- und Artenschutz. Nur ein kleiner Teil der Arten ist geschützt, doch selbst diese werden von der Reptilienszene nicht in Ruhe gelassen. Der illegale Handel mit bedrohten Arten gilt mittlerweile nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel als größtes illegales Geschäft weltweit. [5]

Durch Falschdeklaration werden Artenschutzgesetze einfach umgangen. Aus einem illegalen Wildfang wird per Stempel schnell eine legale Nachzucht. Eine Untersuchung deckte beispielsweise auf, dass von den jährlich aus Indonesien exportierten Grünen Baumpythons 80 % illegal in freier Wildbahn gefangen und über „Zuchtfarmen“ mit dem Prädikat „In Gefangenschaft gezüchtet“ weiterverkauft wurden. [6] Die wahre Herkunft der Tiere lässt sich meist nicht überprüfen.

Grafik Zahlen Exotenhandel

In vielen Fällen ist es schwierig und langatmig, einen ausreichenden Schutzstatus innerhalb des Artenschutzabkommens CITES für eine Tierart zu erreichen; und bis dies der Fall ist, können Wildtierhändler:innen eine Art ungeschützt ausbeuten und ihre Existenz beinahe auslöschen. Selbst wenn der Schutzstatus gegeben ist, fehlt es oft an Kontrollen und staatlicher Durchsetzung. So fangen kriminelle Händler:innen unzählige Tiere ein, die in ihren Herkunftsländern geschützt sind, schmuggeln sie nach Europa und verkaufen sie hier völlig legal. Denn noch immer fehlen in der EU Gesetze, die den Handel mit Tieren verbieten, die nur in ihren Herkunftsländern geschützt sind.

Durch das Entreißen der Tiere aus ihrer Umwelt und das damit oft verbundene Ausrotten einer Art an diesem Ort, können ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten und dadurch auch andere Lebewesen gefährdet werden.

Wie Sie Reptilien helfen können

Kaufen Sie niemals ein Reptil. Wenn Sie nach ausführlicher Überlegung entschieden haben, einem Tier ein liebevolles Zuhause zu geben, genug Platz und Fachwissen vorweisen, adoptieren Sie bitte eins aus dem Tierheim. Dort warten zahllose Reptilien und andere Tiere auf eine zweite Chance.

Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot der Terraristika – der größten Reptilienbörse der Welt, auf der jedes Jahr unzählige Tiere leiden.

  • Quellen:

    [1] PubMed (29.05.2014): Morbidity and mortality of invertebrates, amphibians, reptiles, and mammals at a major exotic companion animal wholesaler, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24875063/ (e9ngesehen am 06.05.2024)

    [2] Schmidt, Volker: Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien, Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress, 2008

    [3] Stern (02.07.2009): Python-Attacke „Unsere blöde Schlange hat das Baby erwürgt“, https://www.stern.de/panorama/python-attacke–unsere-bloede-schlange-hat-das-baby-erwuergt–3806766.html (eingesehen am 12.09.2023)

    [4] Robert Koch Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien, in: Epidemiologisches Bulletin, 4. März 2013, Nr. 9

    [5] Pro Wildlife: Tierhandel, https://www.prowildlife.de/tierhandel/ (eingesehen am 12.09.2023)

    [6] Lyons, J.A./Natusch, D.J.D: Wildlife laundering through breeding farms: Illegal harvest, population declines and a means of regulating the trade of green pythons (Morelia viridis) from Indonesia, in: Biol. Conserv, (2011)