Wer Mitte der Siebziger und Anfang der Achtziger für Heavy Metal-Musik brannte, dem dürfte eine Band nicht unbekannt sein: Die Scorpions schafften es, aus dem hannoverschen Provinz-Nest Sarstedt weit über die Grenzen hinaus in die weite Welt. Aber nicht nur musikalisch, auch gesellschaftlich-politisch sollte ihr Hit „Wind Of Change“ sogar Auswirkungen auf das gespannte Verhältnis zwischen Ost und West haben.
Auch beim 62-jährigen Gitarristen der Scorpions Rudolf Schenker weht der Wind der Veränderung immer noch, von innerer Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit ist der drahtige Mann weit entfernt. Gerade hat er sein Buch „Rock Your Life“ veröffentlicht. Ein Lebensratgeber, in dem er vor allem auch für ein bewusstes Leben plädiert. Und dass Tierquälerei da überhaupt nicht reinpasst, ist für Schenker keine Frage.
Vor allem das unnötige Halten von exotischen Tieren ruft bei Schenker völliges Unverständnis hervor. Gerade war er im Amazonas unterwegs und konnte dort die bunte Tierwelt bewundern. Der Trip in den Amazonas hatte allerdings einen wichtigen Grund, denn die Scorpions wollten damit auch auf die Abholzung dieses sensiblen Ökosystems aufmerksam machen, das u.a. von Tierhändlern ausgebeutet wird.
Dass Menschen diese Tiere aus Brasilien importieren lassen, um sie anschließend im Wohnzimmer in einem kleinen Terrarium zu „bewundern“, findet Schenker unverständlich.
Apropos Scorpions: Den Namen hat sich die 1965 gegründete Band ursprünglich gegeben, da Skorpione besonders beständige Tiere sind. Eine Eigenschaft, die in gewisser Weise auch die Geschichte der Band durch Höhen und Tiefen wiedergibt. Im letzten Jahr wurde die Band sogar mit dem Echo für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und bis heute haben die Scorpions 100 Millionen Tonträger verkauft.
Dass der Skorpion, bedingt durch seinen gefährlichen Stachel, leider auch ein negatives Image als hinterhältiger Killer hat, findet Schenker fatal.
Für Rudolf ist jedenfalls klar, dass zu einem ganzheitlichen, positiven Leben Tierschutz einfach dazugehört. Er selbst hat eine Katze, die definitiv einen fast schon menschlichen Charakter hat, sagt er. Es ist ebenfalls selbstverständlich für ihn, dass auch exotische Tiere über eine Persönlichkeit verfügen und daher genauso wenig Unterhaltungsmittel sind wie Hunde und Katzen. Wenn sich Menschen exotische Tiere unbedingt halten wollen, plädiert Schenker dafür, die in Not geratenen Tiere aus dem Tierheim zu holen.
Wer das Energiebündel übrigens live sehen will, hat in diesem Jahr wohl zum letzten Mal die Chance, wenn sich die Band aus Hannover auf eine zweijährige Welttour begibt. Die Tonträger hingegen wird es noch lange nach der kommenden Welttour geben.
Für Schenker ist jedenfalls klar: „Skorpione gehören in den CD-Player – und nicht in das Wohnzimmer-Terrarium!“
Text & Interview: Raoul Festante