Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass auch Tierversuche an Katzen durchgeführt werden. In den vergangenen Jahren wurden nur in Deutschland Tausende Katzen für Tierversuche missbraucht, dabei haben Experimente an Tieren erwiesenermaßen kaum eine klinische Relevanz für den Menschen. Allein 2022 waren es 538 Katzen, die leidvollen Versuchen unterzogen wurden. [1]
In welchen grausamen Experimenten Katzen aus welchen Gründen Leid ausgesetzt werden und weshalb die Tierquälerei aufhören muss, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Werden Katzen für Tierversuche eingesetzt?
Ja. Weltweit und auch in Deutschland werden Katzen – darunter auch Katzenbabys – neben vielen anderen Tierarten für grausame Tierversuche missbraucht. Die Tiere mussten bereits unter anderem für folgende Zwecke herhalten:
- Veterinärmedizin
- Tiernahrung
- Pharmakologische Tests
- Routineproduktion (z. B. Blutprodukte)
- Hirnforschung
- Hörforschung
- Krebsforschung
- Forschung zum Immunsystem
- Verhaltensforschung
- Berufliche Ausbildung
In den Bereichen der biomedizinischen Forschung und Produktentwicklung finden Tierversuche an Katzen statt. Die oft grausamen Experimente sollen der Erforschung von Krankheiten dienen, die vor allem Tiere betreffen, aber auch menschliche Erkrankungen werden noch an Katzen erforscht. Dazu wurden im Jahr 2021 beispielweise Versuche an Katzen in Bereichen der Grundlagenforschung für Krebs oder das Immunsystem gemacht. Die meisten Katzen werden jedoch in Tests für Tierarzneimittel oder bestimmte Tiernahrungsmittel missbraucht.
In pharmakologischen Tests wird die Wirkung von neu entwickelten Medikamenten auf lebende Organismen wie zum Beispiel Katzen untersucht. Ziel ist es, die Sicherheit, Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen eines Tierarzneimittels vor seiner Vermarktung zu überprüfen. Auch bei dem 2019 aufgedeckten Skandal in einem niedersächsischen Labor waren Katzen betroffen und es wurde deutlich, wie sehr Tiere für solche Versuche leiden.
Wie belastend sind Tierversuche für Katzen?
Tierversuche sind für Katzen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Die Tiere müssen Schmerzen und Stress durch invasive Eingriffe wie Operationen, Implantate oder Injektionen ertragen. In vielen Fällen werden sie absichtlich krank gemacht oder geschädigt, was zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen kann, etwa dem Verlust von Sinneswahrnehmungen wie Gehör.
Zusätzlich müssen Katzen in tristen und beengten Laborbedingungen leben. Dies führt zu zusätzlichem Leid – jede Katze verdient ein Zuhause, in dem sie liebevoll umsorgt wird und sich sicher fühlt.
Welche Tierversuche werden an Katzen durchgeführt?
Tierversuche an Katzen in den USA
Wie Tierversuche mit Katzen in den USA aussahen und teils noch immer aussehen, zeigen Fotos unserer Partnerorganisation PETA USA aus dem Jahr 2012. Die Bilder zeigen das Leid einer Katze namens Double Trouble, die in den Laboren der University of Wisconsin-Madison (UW-Madison) für unvorstellbar grausame Experimente missbraucht und am Ende getötet wurde.
Zwar konnten die archaischen Schallortungsexperimente an Katzen an der Universität von Wisconsin-Madison nach langen und intensiven PETA-Kampagnen mit der Schließung der UW-Madison 2015 beendet werden. Dabei konnten die Katzen, die die Experimente bis dahin überlebt hatten, gerettet und zur Adoption freigegeben werden. Das Leid unzähliger Katzen in anderen Einrichtungen setzt sich jedoch unverändert fort.
Solche und ähnliche Experimente müssen Katzen in Tierversuchen erleiden
PETA USA vorliegenden Aufzeichnungen zufolge wurde Double Trouble an der UW-Madison mehrfach invasiven Operationen an Augen, Ohren und Gehirn unterzogen. Zunächst implantierten Experimentierende Stahlringe in die Augen der Kätzin, außerdem schraubten sie einen Stahlbolzen in ihren Schädel, an dem sie für die Experimente bewegungslos fixiert wurde. In einer späteren OP bohrten sie Löcher in ihren Kopf, durch die Elektroden in ihr Gehirn gesteckt wurden. Die Aufzeichnungen belegen weiter, dass Double Trouble während dieser Operation aufwachte, weil die Betäubung nachließ. Sie war also zwischenzeitlich bei Bewusstsein, während Experimentator:innen in ihren Schädel schnitten und bohrten.
Nach den Eingriffen wurde die Katze Experimenten ausgesetzt, in denen die „Forschenden“ ihren Kopf an einer Vorrichtung fixierten und ihren Körper in einen Nylonsack steckten, während sie Tests an ihrem Gehör vornahmen. Double Trouble bekam mehrere Tage vor den Experimenten keine Nahrung mehr, sodass sie sich mit kleinen Essensbrocken zur Kooperation zwingen ließ. In der folgenden Zeit ging es Double Trouble gesundheitlich immer schlechter. Den Aufzeichnungen zufolge bekam sie Zuckungen, eine partielle Gesichtslähmung und die Wunde an ihrem Kopf entzündete sich schmerzhaft. Obwohl sich antibiotikaresistente Bakterien in ihrer Wunde ansiedelten, musste Double Trouble noch lange zwei Monate leiden – bis sie schließlich getötet wurde.
Katzenversuche in Europa
Auch in Europa werden Katzen für grausame Versuche in der Grundlagen- und angewandten Forschung missbraucht – allein 2022 waren es über 2.000 Tiere.
Im Juli 2012 wurde in Großbritannien ein besonders grausamer Fall aus der Hirnforschung publik: Katzenbabys wurden die Augenlider zugenäht und sie mussten in kompletter Dunkelheit leben. Nach den grauenvollen Experimenten wurden sie getötet, um ihr Gehirn zu untersuchen. [2]
In Deutschland gab es bereits ähnliche Versuche. Die Universität Osnabrück und die Ruhr-Universität Bochum haben beispielsweise 2011 einen Tierversuch publiziert, bei dem Katzen nach einem Luftröhrenschnitt künstlich beatmet und medikamentös gelähmt wurden. Experimentator:innen öffneten den Schädelknochen der Tiere und gaben eine Chemikalie in ihr Gehirn, die Nervenzellen anfärbt. Um bestimmte Hirnaktivitäten zu beobachten, wurden die Augen der Tiere dabei auf Filmaufnahmen gerichtet.
Solche Versuchsreihen enden in der Regel damit, dass die misshandelte Katze nach einem leidvollen Leben getötet und ihr Gehirn seziert wird – obwohl es längst bessere tierleidfreie Methoden gibt, die für den Menschen tatsächlich hilfreiche Ergebnisse liefern.
Grausame Taubheitsversuche an Katzen
Ebenfalls in Deutschland wurden gesunde Katzen kurz nach der Geburt absichtlich taub gemacht. [3] Dafür bekamen sie täglich über 14 Tage ein Antibiotikum (Neomycin), das die Sinneshaare im Innenohr schädigt. Nach 24 Tagen waren alle Katzen dauerhaft taub.
Dann wurden den Tierkindern im Alter von drei bis fünf Monaten Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die den Experimentator:innen zeigen sollen, wie die verschiedenen Hirnregionen auf Töne unterschiedlicher Lautstärke reagieren. Dabei wurde den Katzenbabys beispielsweise der Kopf aufgeschnitten und Nerven im Gehirn durchtrennt, um Untersuchungen zur Behandlung von Taubheit durchzuführen. Dafür nähten Experimentator:innen eine Apparatur an die Schulterblätter von Katzenkindern, verschraubten einen Teil davon am Schädel der Tiere und implantierten Elektroden in ihre Halsmuskeln und ihr Innenohr. Die Katzen mussten 6 Monate lang mit dieser Apparatur leben, bevor sie am Ende des Experiments getötet wurden.
In einem anderen Experiment wurde für Tierversuche taub gezüchteten sowie gesunden Katzenbabys ein Loch in den Schädel gebohrt – vier Wochen nach ihrer Geburt. [4] Durch dieses Loch wurde eine Elektrode eingeführt, um die Hirnaktivität auf Klicklaute hin zu messen. Diese Tests wurden später, als die Katzen einige Jahre alt waren, wiederholt. Nun wurden auch die hörenden Katzen taub gemacht, indem ihre feinen Sinneshärchen im Innenohr zerstört wurden. Wieder wurde der Schädel geöffnet und es wurden Elektroden platziert. Während erneuter Hörtests wurde das offene Gehirn mit Silikonöl, einem Geliermittel und Knochenwachs abgedeckt, um Austrocknung und Unterkühlung zu verhindern. Danach wurden die Tiere getötet, um ihr in Scheiben geschnittenes Gehirn zu untersuchen.
Tierversuche mit Katzen für Parasitenmittel: Lungenwürmer in den Magen injiziert
An der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden ebenfalls grausame Tierversuche mit Katzen durchgeführt. [5] Dabei wurde bei einem Experiment an 31 nur wenigen Monate alten ein Parasitenmittel oder ein Placebo verabreicht.
Anschließend wurden den Tieren unter Betäubung hunderte Larven des Katzenlungenwurms direkt in den Magen gepumpt. Die Parasiten wandern durch den Körper der Katzen und nisten sich in der Lunge ein, wo sie schweren Schaden anrichten. Wenige Monate nach Beginn des Experiments wurden die Katzen getötet, um ihre Lungen zu untersuchen und Würmer zu zählen. Besonders die Lungen der Katzen, die das Placebo bekamen, zeigten schwere Anzeichen einer Lungenentzündung wie beispielsweise kollabierte Lungenabschnitte oder Lungenüberblähung. Diese Quälerei zeigt, wie sehr Tiere in der Forschung als bloße Werkzeuge gesehen werden – ohne Rücksicht auf ihr Leiden.
Was sind „Laborkatzen“?
Der Begriff „Laborkatzen“ ist speziesistisch. Er impliziert die Annahme, dass die Katzen einem bestimmten Zweck für den Menschen dienen und unterworfen werden dürfen: In diesem Fall der Missbrauch von Katzen für Tierversuche in Laboren.
Speziesismus ist ein entwertendes und unmoralisches Denkmuster analog zu anderen entwertenden Diskriminierungsformen wie dem Rassismus oder Sexismus. Beim Speziesismus werden Lebewesen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spezies systematisch einem häufig willkürlichen, menschengemachten Zweck unterworfen. Ihr Wert wird dabei allein aufgrund ihrer „Nützlichkeit“ für den Menschen bemessen. Dieses Denken ebnet bis heute den Weg für jegliche Tierquälerei in unserer Gesellschaft. Dabei ist jedes Lebewesen wertvoll und sollte ein Recht auf ein selbstbestimmtes, leidfreies Leben haben.
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Quellen:
[1] Bundesinstitut für Risikobewertung: Zahl der Versuchstiere sinkt das dritte Jahr in Folge. Pressemitteilung vom 11.12.2023, https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2023/29/zahl_der_versuchstiere_sinkt_das_dritte_jahr_in_folge-313771.html (eingesehen am 20.10.2024)
[2] WalesOnline.co.uk: Animal rights group Peta demands probe into kittens sewn eyelids research, https://www.walesonline.co.uk/news/wales-news/animal-rights-group-peta-demands-2056569 (eingesehen am 20.10.2024)
[3] Konerding WS, Janssen H, Hubka P et al. Encapsulated cell device approach for combined electrical stimulation and neurotrophic treatment of the deaf cochlea. Hear. Res. 2017;350:110-121. doi:10.1016/j.heares.2017.04.013
[4] Land R, Radecke JO, Kral A. Congenital Deafness Reduces, But Does Not Eliminate Auditory Responsiveness in Cat Extrastriate Visual Cortex. Neuroscience. 2018;375:149-157. doi: 10.1016/j.neuroscience.2018.01.065
[5] Katharina Raue, Nadja Rohdich, Daniela Hauck et al. (16.02.2021): Efficacy of Bravecto® Plus spot-on solution for cats (280 mg/ml fluralaner and 14 mg/ml moxidectin) for the prevention of aelurostrongylosis in experimentally infected cats, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33593394/ (eingesehen am 11.10.2024)