Weiße Tauben sollen Frieden und Treue symbolisieren. Deshalb werden die Tiere immer öfter im Rahmen von Hochzeitszeremonien „aufgelassen“ – als Teil einer vermeintlich romantischen Inszenierung. „Auflass“ bedeutet, dass die sogenannten Hochzeitstauben an einen für sie unbekannten Ort gebracht und dort fliegen gelassen werden. Anschließend müssen die Tiere ihren Weg zurück in den Heimatschlag finden.
Leider wissen viele Brautpaare nicht, dass der vermeintliche „Brauch“ für Tauben und Schmetterlinge Tierquälerei und oftmals den sicheren Tod bedeutet.
Warum werden Tauben zu Hochzeiten fliegen gelassen?
Menschen wollen mit der Hochzeit ihr persönliches Glück feiern. Doch wer sogenannte Hochzeitstauben fliegen lässt, fügt den betroffenen Tieren großes Leid zu. Die Tauben werden ihrem Heimatschlag entnommen und zu einem für sie unbekannten Ort transportiert. Sie müssen in kleinen Boxen ausharren, werden häufig von fremden Menschen in die Hand genommen – was für die Tiere extrem strapazierend ist – und schließlich fliegen gelassen.
Was passiert mit den „Hochzeitstauben“?
Nach dem Tierschutzgesetz ist es verboten, Tiere auszusetzen – doch nichts anderes geschieht mit Tauben, die auf Hochzeiten oder bei Wettflügen fliegen gelassen werden. Denn Tauben sind domestizierte Tiere, die auf sich allein gestellt kaum zurechtkommen. Auf ihrem Flug zurück zum Heimatschlag sind sie großen Gefahren durch Greifvögel oder Orientierungsverlust ausgesetzt. Viele sterben auch an Erschöpfung.
- Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Anbieter wird auch bei der Vermietung von sogenannten Hochzeitstauben mit hoher Wahrscheinlichkeit die bei Wettflügen gängige sogenannte Witwermethode angewandt.
- Damit die Tiere möglichst schnell zurückfliegen, wird ein Paar der monogam lebenden Tauben getrennt, um so den Heimkehrwillen der Tiere auszunutzen.
Abgesehen vom grundsätzlichen Tierleid, das den Tauben dabei zugefügt wird, ist es sicherlich ein schlechtes Omen, ein Taubenpaar auseinanderzureißen, um einen der Partner als Glücksbringer für die eigene Hochzeit zu missbrauchen.
Wie viel kosten weiße Tauben für Hochzeitszeremonien?
Heutzutage vermieten viele Taubenzüchter:innen Tauben für Hochzeitszeremonien. Dabei geht es ihnen ausschließlich um Profit, denn es handelt sich um ein lukratives Geschäftsmodell. Die sogenannten Hochzeitstauben werden wie Ware angeboten und kosten abhängig von Anzahl und Angebot zwischen 80 und 370 Euro. [1]
Wenn Sie darüber nachdenken, eventuell Tauben zu Ihrer Hochzeit aufsteigen zu lassen, entscheiden Sie sich den Tieren zuliebe bitte dagegen. Für die Vögel bedeutet ein derartiges Event enormen Stress – und in vielen Fällen den sicheren Tod. Unterstützen Sie niemals die tierquälerische Taubenzucht.
Warum sterben sogenannte Hochzeitstauben?
Spaziergänger:innen finden immer wieder weiße „Ziertauben“, die orientierungslos und ausgehungert herumirren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden diese Tiere im Rahmen von Hochzeiten fliegen gelassen. Nach dem sogenannten Auflass an einem ihnen unbekannten Ort fehlt den Tauben die Orientierung. Sie verlieren den Anschluss an ihre Artgenossen und finden häufig nicht mehr zurück zum Heimatschlag. Diese „Hochzeitstauben“ sind in der Natur und in städtischer Umgebung nicht überlebensfähig – sie verhungern oder verdursten meist qualvoll, sterben an Schwäche oder werden von Greifvögeln getötet.
Die Zucht von Tauben ist maßgeblich für dieses Tierleid verantwortlich. Weiße Tauben werden wegen ihrer hellen Farbe bevorzugt gezüchtet, was dazu führt, dass durch diese Zuchtform andere Fähigkeiten, wie der in der Natur überlebenswichtige Orientierungssinn, weniger stark ausgeprägt sind.
Speziesismus: Tauben werden aus reinem Eigennutz ausgebeutet
Die Tatsache, dass Tauben nach einem Auflass wieder zu ihrem Heimatschlag zurückfliegen, wird oft als Liebe zu den Züchter:innen fehlinterpretiert. In Wahrheit sind Tauben standorttreue Tiere, die ihren Brutplatz nur zur Nahrungsaufnahme verlassen.
Diese Standorttreue wurde schon seit der Antike vom Menschen missbraucht, um Tauben als Boten zu nutzen. Die Reduzierung der Tiere auf einen bestimmten menschlichen Zweck, in diesem Fall die Beförderung von Briefen oder Botschaften, entspricht einer speziesistischen Gesinnung. Speziesismus ist ein ausbeuterisches Denkmuster, bei dem andere Arten lediglich nach ihrem Nutzen für den Menschen bemessen werden. Der Missbrauch von Tieren, beispielsweise als sogenannte Hochzeitstauben, wird durch eine speziesistische Einstellung legitimiert – egal, wie viel Leid den Lebewesen dadurch angetan wird.
Tierliebe endet bei sogenannten Stadttauben
Viele Menschen wissen nicht, dass es sich bei sogenannten Stadttauben um domestizierte Arten von Felsentauben handelt – also um verwilderte Haus- und Brieftauben bzw. deren Nachkommen. Taubenzüchter:innen behaupten zwar gerne, dass ihnen die Vögel am Herzen liegen – doch das ist ein unglaubwürdiges Argument. Wäre dies tatsächlich so, würden sie sich um den Bau und die Betreuung von öffentlichen Schlägen für heimatlose Tauben in Städten kümmern, anstatt die Stadttaubenpopulationen mit ihrer Zucht immer weiter zu vergrößern.
Tauben sind ausgesprochen intelligente und faszinierende Tiere, die monogam leben und sich fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmern. Es ist verwerflich, den Tieren für Hochzeitszeremonien und andere Veranstaltungen großes Leid zuzufügen. Daher: Finger weg von sogenannten Hochzeitstauben.
Verirrte Taube gefunden? So können Sie helfen
Bitte entscheiden Sie sich für eine tierleidfreie Hochzeit und buchen oder verschenken Sie keine Tauben zu Hochzeiten. Wenn Sie verirrte und hilfsbedürftige Tauben finden, bringen Sie diese bitte zum örtlichen Tierschutzverein.
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Quellen
[1] Focus (11.01.2021): Romantischer Brauch, der Tiere quält: Das grausame Geschäft mit Hochzeitstauben, https://www.focus.de/familie/beziehung/romantischer-brauch-der-tiere-quaelt-das-grausame-geschaeft-mit-hochzeitstauben_id_11111841.html (eingesehen am 23.06.2022)