Nagetiere vegan ernähren – geht das? Ein Erfahrungsbericht

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Angela Böß hat durch ihre Schützlinge jahrelange Erfahrung mit der Ernährung von Nagetieren, wie beispielsweise Hamster, Mäuse und Ratten. Als sie vegan wurde, konnte sie es nicht mehr verantworten, ihre Tiere, die sie alle aus schlechter Haltung übernimmt, mit anderen toten Tieren zu füttern. Deshalb hat sie sich über die vegane Ernährung von Nagetieren informiert. Hier ihr Erfahrungsbericht:

Zwerghamster brauchen lebensnotwendig viel tierisches Eiweiß – das liest man überall in der Fachliteratur. Da ich selbst seit langem vegan lebe, ist es für mich jedoch selbstverständlich, dass ich die Tiere, die mit mir leben, ebenfalls vegan ernähre. Ich rette die Tiere aus Notfallsituationen, um ihnen bei mir ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen – soweit das in Gefangenschaft möglich ist, zu der sie ja nun mal, vom Menschen gezüchtet und zur Ware degradiert, verdammt sind. Sie dann mit anderen Tieren, die ebenso ein Recht auf Leben haben, zu füttern, ist für mich ethisch undenkbar.

Die Fachliteratur ist als Informationsquelle für eine vegane Nagetierernährung keine Hilfe. Allenfalls Rennmäuse oder Ratten könne man „notfalls“ vegan ernähren, keinesfalls aber Hamster und schon gar nicht Zwerghamster, die doch 40-50 % Eiweiß in ihrer Nahrung brauchen, so lesen wir da. Also musste ich selbst kreativ werden.

Wie Menschen können auch Hamster ihren hohen Eiweißbedarf aus tierischen oder pflanzlichen Quellen decken. Das beweist die Vitalität, Gesundheit und lange Lebenszeit der in meiner Obhut befindlichen Tiere.

So sieht das Essen für Mr. Grey aus

Das Grundfutter für unseren Hamster setzt sich etwa zu gleichen Teilen aus diesen Zutaten zusammen: Buchweizen, Hirse, Quinoa, Amaranth, Grassamen, Sesam, Sonnenblumenkerne, Chiasamen, Mungbohnen, Hefeflocken und noch etwas Nuss- und Johannisbrotbruch. Dazu kommen regelmäßig frisch gequetschte oder angekeimte Hülsenfrüchte aller Art (Sojabohnen, Kichererbsen, verschiedene Linsen und Bohnen). Täglich bekommt er wechselndes Gemüse und Blattsalate (besonders beliebt sind Broccoli, Paprika, Zucchini, Gurke, Blumenkohl, Chicorée). Ein bis zwei Mal pro Woche bekommt er einen halben Teelöffel Sojajoghurt (ohne Zusätze) oder ein kleines Stückchen gut abgewaschenen Tofu. Außerdem gebe ich ihm regelmäßig frische Keimlinge und Sprossen, besonders Mungbohnenkeimlinge.

Diese Ernährung schmeckt ihm sehr gut und er ist ausgesprochen munter!
Obst und Getreide sollen Zwerghamster nicht bekommen, davon können sie krank werden.

Grey liebt sein pflanzliches Essen – und es fehlt ihm an nichts

Qualzucht bei Hamstern

Der Mensch hat unterschiedliche Hamster, die sich in der Natur niemals begegnen würden (beispielsweise Dsungaren und Campbell), miteinander verpaart. Praktisch alle heute gezüchteten Zwerghamster sind solche Hybriden mit womöglich krankem Erbgut. Wenn wir diese Tiere bei uns halten, sind wir ihnen schuldig, immerhin die Folgen dieser unverantwortlichen Züchtung so gering wie möglich zu halten.

Die Ernährung von Maja und Paula

Die Rennmäuse, die bei uns leben, werden im Grunde genauso ernährt wie unsere Hamster, nur, dass ich ihrem Grundfutter noch ca. 1/3 Getreide (Hafer, Dinkel, Gerste, Mais) beimische. Denn sie brauchen weniger Eiweiß und mehr Kohlehydrate als Hamster. Zudem bekommen sie regelmäßig Heu. Unsere Rennmäuse sind inzwischen 3 Jahre alt und noch so vital, wie andere nur in den ersten Lebenswochen.

Maja und Paula sind zwei topfitte vegane Rennmäuse

Vitamin B12

Nagetiere essen, ähnlich wie Kaninchen, Teile ihres Kots. Hierdurch bekommen sie wichtige Nährstoffe und so können sie auch ihren Bedarf an Vitamin B12 decken.

Da bleibt nur noch eins: Zum Glück lesen unsere Tiere keine Nagetierfachliteratur …

Was Sie tun können

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