Dürfen Christen Fleisch essen?

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„Alles, was sich regt und lebt, diene euch zur Nahrung; wie die grünen Pflanzen überlasse ich euch alles“ (Gen 9, 3).

Vermutlich kennt jeder von uns diesen Bibelvers, der heutzutage häufig angeführt wird, um zu erklären, warum wir Menschen Fleisch und tierische Produkte essen dürfen. Es ist kein geringerer als Gott selbst, der hier offenbar die Erlaubnis dazu erteilt. Doch hinter diesem Vers steckt mehr als eine bloße Erlaubnis. Sie ist vielmehr ein Zugeständnis aufgrund unserer Sündhaftigkeit!

Am Anfang war die Beziehung zwischen Gott, den Menschen und den Tieren harmonisch und im Einklang miteinander. Das Leben im Paradies war, so legt es die Heilige Schrift nahe, vegan:

Weiter sagte Gott zu den Menschen: »Als Nahrung gebe ich euch die Samen der Pflanzen und die Früchte, die an den Bäumen wachsen, überall auf der ganzen Erde. Den Landtieren aber und den Vögeln und allem, was auf dem Boden kriecht, allen Geschöpfen, die den Lebenshauch in sich tragen, weise ich Gräser und Blätter zur Nahrung zu.« So geschah es. (Gen 1, 29-30)

Doch die menschliche Sünde zerstörte diese Harmonie im Garten Eden. Der Mensch war nicht bloß gut, sondern besaß auch eine Neigung zur Boshaftigkeit, die in einer ersten Tragödie endete: Kain ermordete seinen Bruder Abel.

Als der Herr sah, dass die Boshaftigkeit der Menschen auf der Erde groß war und die Gedanken ihres Herzens immer nur auf das Böse gerichtet waren, da bereute der Herr, dass er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und er war tief betrübt. (Gen 6, 5-6)

Um der fortschreitenden Sündhaftigkeit des Menschen Einhalt zu gebieten, schickte Gott die Sintflut, um eine neue, bessere Welt zu schaffen, in der das Gute herrscht und der ursprüngliche Schöpfungsfrieden wiederhergestellt werden konnte. Doch Gott erkannte, dass es nicht ausreichen würde, dem Menschen Regeln und Verbote aufzustellen, um seine Triebhaftigkeit zu unterdrücken.

Ich will die Erde nicht wieder wegen des Menschen verfluchen, denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Nicht noch ein mal [sic!] will ich alle Lebewesen vertilgen, wie ich es getan habe. (Gen 8, 21)

Er hatte den Menschen so geschaffen, ihn mit einem freien Willen beschenkt – und er liebte ihn bedingungslos. Diese Einsicht veranlasste Gott dazu, dem Menschen nach der Sintflut ein Zugeständnis zu machen: Neben den Pflanzen durfte der Mensch fortan auch das Fleisch von Tieren essen.

Was bedeutet das heute für uns?

Heutzutage wird Gottes Zugeständnis benutzt, um unseren maßlosen Konsum von Fleisch und tierischen Produkten zu rechtfertigen. Dabei vergessen viele, was Gottes ursprünglicher Gedanke war: ein universaler Friede zwischen den Spezies. Und auch das Friedensreich Jesajas greift die Vision eines universalen Schöpfungsfriedens auf:

Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. (Jes 11, 6-9)

Und sollte nicht genau das unser Ziel sein: so zu leben, wie Gott es ursprünglich vorgesehen hatte? So zu handeln, dass wir Gottes Auftrag – die Schöpfung zu bewahren – gerecht werden können?

Wir befinden uns in der privilegierten Situation, uns für vegane Lebensmittel, tierfreundliche Mode, tierversuchsfreie Kosmetik und tierleidfreie Freizeitangebote entscheiden zu können und den Zustand eines visionären Schöpfungsfriedens auch auf Erden ein Stück weit Realität werden zu lassen.

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