„Was mache ich hier eigentlich?“ Diese Frage stellte sich Justin Reineke immer wieder, als er in einem Schweinebetrieb im kanadischen Steinbach (Manitoba) arbeitete – und irgendwann konnte er all das Leiden und Töten einfach nicht mehr ertragen. In einer Kurzdokumentation von PETA USA bringt Justin jetzt die grausamen Praktiken der Schweineindustrie ans Licht. Er hofft, dass seine Geschichte auch andere Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Tierhaltung dazu ermutigt, ihre Stimme zu erheben.
Schweinebabys ohne Schmerzmittel verstümmelt
In den USA werden Ferkel ihren Müttern bereits ein oder zwei Tage nach der Geburt entrissen. Ähnlich wie in Deutschland kürzen Arbeiter ihnen nun Zähne und Schwanz. Wie das Video von PETA USA zeigt, schneiden Arbeiter ohne entsprechende Qualifikation in den Hodensack der Ferkel und ziehen ihre Hoden heraus. Während dieser Verstümmelung schreien die kleinen Ferkel vor Schmerz und zappeln wie wild. Man kann sich die Qualen, die jedes einzelne dieser Tierkinder durchmacht, kaum vorstellen.
In den Stallbereichen, in denen die Ferkel geboren werden, sah Justin, dass Schweine geschlagen und zu Boden geschmettert wurden. Es handelte sich um Tiere, von denen die Mitarbeiter annahmen, sie würden eh nicht überleben. Das Video zeigt, wie Arbeiter Schweinebabys auf den Betonboden schleudern. Die Körper der Tiere zittern und zucken stark, während sie inmitten von Ausscheidungen und anderen zerschmetterten Leichen qualvoll sterben. In der Schweineindustrie sind dies Standardpraktiken.
Abgestumpft gegenüber Gewalt und Leid
Justin war erst 17 Jahre alt, als er bei der Arbeit zum ersten Mal Schweinebabys verstümmelte und tötete. Er fühlte, wie er emotional immer mehr abstumpfte. Auch seine Frau Carolina erinnert sich noch gut daran, dass Justin aufgrund der Arbeitsbelastung mit Gewalt und Drogenmissbrauch zu kämpfen hatte.
Studien zeigen, dass Personen, die Gewalttaten an Tieren begehen, häufig bei Menschen weitermachen.
Um ältere Zuchtschweine zu töten, wurde Justin zufolge ein 220-Volt-Elektrokabel an Ohr und Schwanz eines Tieres angebracht; dann wurde bis zu fünf Minuten lang Strom durch das Schwein gejagt. „Das Tier stand nur so da, starrte uns an und sabberte“, erinnert sich Justin. „Als würde es mich fragen: ‚Warum tust du mir das an?‘“Es waren diese Momente der starken Verbindung zwischen Tier und Mensch, die Justin dazu bewegten, das ganze System zu hinterfragen. Ihm wurde klar, dass er gegenüber der Gewalt völlig abgestumpft geworden war. „Die Menschen verstehen nicht, dass sie dafür zahlen“, erklärt Carolina gegenüber PETA. „Sie verstehen nicht, was mit den Tieren passiert.“
„Wenn es sich falsch anfühlt, ist es falsch.“
Die meisten Menschen könnten sich nie im Leben vorstellen, ihren Hund in einem feuchten, dunklen Stall auf kotverschmiertem Betonboden zu halten. Sie bedenken jedoch nicht, dass Schweine – genau wie Hunde – Schmerz, Freude, Angst und Leid empfinden.
Nach mehreren Jahren in der Fleischindustrie kündigte Justin seinen Job und lebt seither vegan. Er rettete sogar ein Schwein namens Bubba, das jetzt bei ihm ein Zuhause gefunden hat.
Die traurige Realität in Deutschland
Jahr für Jahr werden allein in Deutschland fast 60 Millionen Schweine im Schlachthaus getötet – und vor ihrem gewaltsamen Tod erleiden diese Tiere sämtliche Qualen der artwidrigen Haltung in der Fleischindustrie. So dürfen beispielsweise die Hoden männlicher Ferkel nach wie vor ohne Betäubung entfernt werden – und das nach Ablauf einer mehrjährigen Frist, die es den Landwirten ermöglichen sollte, „schonendere“ Methoden zu entwickeln und umzusetzen.
In Deutschland ist der Tierschutz seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert, wird durch die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung – und von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner – jedoch missachtet. Auch bei den Sauen arbeitet Ministerin Klöckner an Gesetzesänderungen zu Ungunsten der Tiere: Laut aktueller Tierschutznutztierhaltungsverordnung (Abschnitt 5, Paragraf 24 (4)) muss es Sauen möglich sein, ihre Gliedmaßen und Köpfe im Liegen voll auszustrecken. Anstatt diesen Minimalkonsens in der Praxis umzusetzen oder die tierquälerische Kastenstandhaltung zu verbieten, bemüht sich Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), diesen Passus aus der Verordnung zu streichen.
Auch Biosiegel bedeuten Tierleid
Für zahlreiche Verbraucher gilt Demeter als Vorreiter und Vorbild der Bio-Bewegung. Doch was viele nicht wissen: Bei Demeter ist die Tierhaltung vorgeschrieben, und selbst kleine Betriebe müssen tierische Produkte zukaufen, um die Demeter-Kriterien zu erfüllen. Zudem ist die Anbindehaltung von Kühen bei Demeter nach wie vor erlaubt. Bei dieser grausamen Haltungsform sind die Tiere an kurzen Ketten fixiert und können im Prinzip nur einen Schritt nach vorne und einen nach hinten machen. Im Winter, wenn sie nicht auf der Weide sind, ist dies für viele Monate ein Dauerzustand – und die Winter hierzulande sind lang.
Genau wie in konventionellen Betrieben findet auch in Bio-Betrieben die Trennung der Kälber von ihren Müttern statt – eine extrem belastende Situation für Mutter und Kind. Oftmals rufen Mutter und Kalb tagelang voller Verzweiflung nacheinander, auch wenn sie räumlich voneinander getrennt sind. Die systematische Mutter-Kind-Trennung wird in der Milchindustrie aus wirtschaftlichen Gründen vorgenommen, denn sie soll verhindern, dass das Kalb die Milch seiner Mutter trinkt, die der Landwirt an den Einzelhandel und somit an uns Verbraucher verkaufen will.
Veganer Ökolandbau: Ein Umdenken findet statt
Um dem Tierleid und der Umweltzerstörung entgegenzuwirken, stellen in den letzten Jahren immer mehr Landwirte auf bio-vegan um – nicht zuletzt wegen der gestiegenen Nachfrage. Was viele Menschen nicht wissen: Auch Obst wird konventionell mit großen Mengen an tierischen Düngemitteln wie Knochen- und Blutmehl, Hühnerschnäbel, Haarpellets und Molkenpulver gedüngt – und das selbst in Bio-Betrieben. Beim biozyklisch-veganen Anbau hingegen werden ausschließlich pflanzliche Düngemittel wie Seetang, getrocknete Malzkeime, Grünschnitt oder eigens angebaute Leguminosen genutzt.
Dies ist zwar mit mehr Aufwand verbunden und aufgrund der momentan verteilten Subventionen vergleichsweise teuer, aber Landwirte, die den Umstieg gewagt haben, sind sich sicher: Wenn Verbraucher die Hintergründe der konventionellen und Bio-Haltung von Tieren erfahren, dann werden sie die Bemühungen der Landwirte für einen fairen veganen Ökolandbau unterstützen und mit ihrem Kaufverhalten honorieren. Und mit einem veränderten Kaufverhalten der Verbraucher entsteht zudem mehr Druck auf die Politik, staatliche Subventionen zu einer Landwirtschaft umzuleiten, die Menschen, Tieren und der Umwelt gut tut.
Ersparen Sie Schweinen dieses Leid
Justin wurde irgendwann klar: Empfindungsfähige Lebewesen wie Geldmaschinen zu behandeln, ist schlichtweg falsch.
Es ist speziesistisch, zu glauben, dass Menschen allen anderen Tieren überlegen sind und wir deshalb das Recht hätten, sie zu einzusperren und zu verstümmeln. Steigen Sie noch heute auf die vegane Ernährung um und ersparen Sie damit Tieren im Jahr ein leidvolles Leben und einen gewaltsamen Tod – einfach, indem Sie sie von Ihrem Speiseplan streichen.
Zum Glück ist es heute einfacher denn je, vegan zu leben. Und das gilt selbst für die Feinschmecker unter uns – denn für jede erdenkliche Gaumenspeise gibt es auch ein veganes Rezept. In unserem kostenlosen Veganstart-Programm erhalten Sie jede Menge Tipps und Informationen.