Schafe in Deutschland – Tierleid auf idyllischen Wiesen

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Nur weil Schafe im Gegensatz zu vielen anderen von der Landwirtschaft genutzten Tieren vorwiegend im Freien gehalten werden, geht es ihnen noch lange nicht gut. Jedes Jahr erreichen uns zahlreiche Whistleblower-Meldungen über tote, kranke und vernachlässigte Schafe auf heimischen Weiden. Anhand dieser Fälle zeigen wir auf, warum die Schafhaltung in Deutschland nur auf den ersten Blick idyllisch wirkt und wie groß das Leid vieler Schafe in Deutschland wirklich ist.

Inhaltsverzeichnis:

Tierleid hinter Wolle, Fleisch und Milch aus Deutschland

Schafe werden in Deutschland vorwiegend gezüchtet, um sie für die Landschaftspflege sowie die Herstellung von Fleisch und Milch einzusetzen. Obwohl hierzulande kaum noch Wolle produziert wird, werden bis auf wenige Haarschafe ausschließlich Tiere ohne natürlichen Fellwechsel gezüchtet. Bei dieser Form der Qualzucht ist eine regelmäßige Schur durch den Menschen für das Wohlergehen der Schafe zwingend notwendig. Denn ihr dichtes Vlies wächst immer weiter und verfilzt.

Die Tiere schwitzen, ihre Haut beginnt zu jucken und sie werden anfälliger für parasitäre Erkrankungen wie Milbenbefall, Schaffliegen oder Haarlinge. Im schlimmsten Fall sterben sie ohne die Schur an einem Hitzschlag. [1] Zugleich ist das Scheren für die sensiblen Fluchttiere immer mit Stress und Panik sowie blutigen Schnittwunden verbunden.

Tote Schafe und Lämmer auf der Weide

Nachdem sie kahlgeschoren wurden, kommt es immer wieder vor, dass Tiere ohne Schutz vor der Witterung zurück auf die Weide getrieben werden. Bei Kälteeinbrüchen frieren sie stark und können sogar an Unterkühlung sterben. Immer wieder werden uns Bilder von toten Tieren auf frostigen Weiden zugeschickt. Besonders häufig sterben Jungtiere. Bis zu 50 Prozent der im Winter geborenen Lämmer sterben an Lungenentzündungen, Unterkühlung und Nahrungs- und Energiemangel. [2]

Es mangelt an Kontrollgängen über die Weiden, bei denen überprüft werden könnte, ob den Neugeborenen und ihren Müttern ein Unterschlupf zur Verfügung steht und sie mit Wärme und Nahrung versorgt sind. Obwohl die hohe Sterblichkeit bekannt ist, wird die Geburt von Lämmern weiterhin von vielen Tierhaltern in den Winter gelegt, da sie so von den höheren Preisen für Lammfleisch im Frühjahr profitieren. [2]

Wassermangel und Hitzetod auf grünen Wiesen

In Deutschland lebt ein Großteil aller Schafe in der sogenannten Hütehaltung. [3] Das bedeutet, dass die Tiere außer im Winter das ganze Jahr über auf der Weide sind. Auch wenn die Haltung im Freien auf den ersten Blick idyllisch aussieht, birgt sie aufgrund mangelnder Weidebeaufsichtigung und Versorgung der Tiere oftmals viele Gefahren.

Immer wieder werden uns Bilder zugespielt, die zeigen, wie sich Schafe in Zäunen verfangen haben und dort unentdeckt verenden, an offenen Wasserstellen ertrinken, im Hochsommer vor leeren Wassertrögen verdursten, keinen Schattenplatz oder Unterstand bei Regenwetter zur Verfügung haben oder an Ketten und Seilen angebunden werden. Derartige Missstände sind Alltag in der Schafhaltung.

Schafe stehen in verdreckten Ställen in ihrem eigenen Kot und Urin

Im Winter hingegen stehen die meisten Tiere in überfüllten Ställen ohne Sonnenlicht. Da die Ställe in der Regel nur im Frühjahr ausgemistet werden, wenn die Tiere auf die Weide zurückkommen, stehen sie mehrere Monate lang in ihrem eigenen Kot und Urin. Häufig leiden sie im Stall an

  • ungeeigneter Nahrung, Bewegungsmangel,
  • zu wenigen oder verschmutzten Liegeflächen,
  • schlechtem Stallklima (eine mangelnde Belüftung führt z.B. zu Lungenentzündungen),
  • Klauenproblemen und Gelenkentzündungen durch harte und rutschige Böden und Liegeflächen
  • und unter zahlreichen Krankheitserregern, denen sie aufgrund der Enge zu ihren Artgenossen besonders intensiv ausgesetzt sind. [5]

An diese dunkle Zeit denkt kaum ein Spaziergänger, wenn er an einer Schafherde im Freien vorbeiläuft.

Vernachlässigte, ungepflegte Schafe mit eingewachsenen Klauen

Auch Parasitenbefall ist auf den ersten Blick meist nicht erkennbar. Dabei ist es eine der häufigsten Todesursachen bei Schafen. [4] Aus Kosten- und Zeitgründen werden Schafe oft unzureichend oder gar nicht behandelt. Meist experimentiert der Tierhalter einfach selbst, anstatt einen Veterinärmediziner zu Rate zu ziehen. Neben äußeren Parasiten wie Milben oder Zecken leiden viele Schafe ohne regelmäßige Entwurmung unter Kokzidiose, Leberegeln oder Lungenwürmern.

Ebenfalls verbreitet ist Lahmheit. Gründe sind neben zu seltener Klauenpflege auch Infektionen wie die Moderhinke, bei der die Tiere starke Schmerzen haben und zur Entlastung ihrer Füße oftmals über den Boden robben. Besonders auf weichem Untergrund wie Matsch oder einseitigen Wiesen ist der Klauenabrieb unzureichend. Da die Klauenpflege ein Kraftakt ist und neben Zeit und Geld viele Nerven kostet, führen viele Tierhalter die Prozedur zu selten durch.

verwahrloste schafe
Diese Tiere wurden stark vernachlässigt in Düsseldorf gehalten und litten augenscheinlich an Räude. Daran erkrankte Tiere kratzen und scheuern sich, wodurch kahle Stellen im Fell entstehen.

Qualvolle Verstümmelungen in der Schafzucht

Neben Vernachlässigung, Erkrankungen und den Gefahren auf der Weide durchleben fast alle Schafe grausame Standardeingriffe wie das Durchstechen ihrer Ohren mit einer Erkennungsmarke, das Abbrennen ihrer Hörner oder die betäubungslose Kastration. Hierfür werden Lämmern mit einer Kastrationszange brutal die Hoden abgequetscht, wenn sie erst wenige Tage alt sind. Dieser Eingriff ist extrem schmerzhaft und ist auch in der ökologischen Tierhaltung nicht komplett verboten.

Aus hygienischen Gründen und für eine einfachere Befruchtung wird zudem zahlreichen weiblichen Schafen und Zuchtböcken der Schwanzwirbel mit Gummiringen abgetrennt. Die Tiere winden sich dabei mehrere Tage vor Schmerzen. [5]

Millionen Lämmer im Schlachthof getötet

Jedes Jahr werden in deutschen Schlachthäusern über eine Million Schafe getötet – fast alle davon sind Lämmer [6]. Hierfür werden die Tierkinder deutlich früher von ihren Müttern getrennt als von der Natur vorgesehen und für die Fleischproduktion gemästet. Der Handel unterscheidet zwischen „Milchlämmern“, die nach etwa zwei bis fünf Monaten getötet werden, und „Fleischlämmern“, die nach spätestens zwölf Monaten zum Schlachthaus transportiert werden. Auch ältere Schafe werden konsumiert.

Ausgewachsene Hammel werden unter anderem von Menschen bestimmter Religionsgruppen ohne Betäubung getötet. Das Ausbluten bei vollem Bewusstsein ist für die Tiere mit Todesangst und panischen Bewegungen verbunden. Doch auch der Tod mit Betäubung im Schlachthaus ist für die Tiere immer mit Stress und Schmerzen verbunden – zudem ist die Fehlbetäubungsrate hoch.

Wolle, Fleisch und Milch ohne Tierleid gibt es nicht

Sicherlich gibt es auch Schafzüchter, die um das Wohlergehen ihrer Tiere bemüht sind, aber auch hier sind die Tiere in erster Linie eine Ware und eine möglichst wirtschaftliche Haltung geht immer auf Kosten der Tiere. Die Produktion von Fleisch, Milch und Wolle ist daher immer mit Tierleid verbunden. Zudem sind Schafe, die geschoren werden müssen, immer eine Qualzucht, die keinen natürlichen Fellwechsel mehr hat, und das Leben fast aller Schafe endet im Schlachthof, wo ihnen nach einem stressigen Transport voller Angst und Panik gewaltsam die Kehle durchgeschnitten wird.

Was Sie tun können

Sie können die Qualen dieser Tiere ganz einfach verhindern, indem Sie auf vegane Alternativen wie tierfreie Wolle oder leckere pflanzliche Rezepte zurückgreifen.

Halten Sie zudem beim Spazierengehen die Augen offen. Sehen Sie eine Weide mit Schafen oder Alpakas, achten Sie darauf, ob die Klauen ausreichend gepflegt sind, dass die Tiere im Hochsommer geschoren sind und nicht unter einem dicken Vlies schwitzen sowie ausreichend Wasser und Schattenplätze zur Verfügung haben. Sollten Sie Missstände entdecken, dokumentieren Sie das Leid fotografisch und setzen Sie sich mit dem zuständigen Veterinäramt in Verbindung. Sollte dieses nicht aktiv werden, melden Sie den Fall unter unserem Whistleblower-Formular und wir versuchen, den Tieren zu helfen.