Im Jahr 2015 und 2016 veröffentlichten wir von PETA Deutschland weitreichende Recherchen im Kleintier- und Reptilienverkauf, die gravierende Mängel und schlimme Tierquälerei in zahlreichen Zoohandlungen und bei deren Zulieferern offenlegten.
Seit der Veröffentlichung stehen wir mit etlichen Zoohandlungen und Baumärkten im Dialog, um den Ausstieg aus dem Tierverkauf voranzubringen. Aufgrund der Gespräche gab das Unternehmen hagebau im November 2020 bekannt, den Verkauf von Reptilien ab 2021 zu beenden.
hagebau steigt nach Gesprächen mit PETA Deutschland aus Reptilienverkauf aus
Mit unseren Veröffentlichungen über das Leid der Tiere für den Reptilienhandel konnten wir die Baumarktkette hagebau dazu bewegen, den Reptilienverkauf zu beenden. In der Vergangenheit haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass dieser mit immensem Tierleid verbunden ist. Die öffentliche Kritik hatte bereits dazu geführt, dass der Großteil der hagebau-Märkte in den vergangenen Jahren aus dem Verkauf von Reptilien ausgestiegen ist. 2021 soll schließlich die letzte Verkaufsstelle für Reptilien von hagebau geschlossen werden.
Für diese tierfreundliche Entscheidung bedanken wir uns und begrüßen ausdrücklich den richtungsweisenden Schritt des Unternehmens hagebau für mehr Tierwohl.
Mit dem Verkaufsstopp ab 2021 übernimmt hagebau Verantwortung und leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass künftig keine Reptilien mehr in Deutschland verkauft werden.
Reptilienverkauf: von Baumärkten und Zoohandlungen unterstütztes Tierleid
Unsere Veröffentlichung im August 2016 verschaffte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien für den deutschen Heimtiermarkt. Bildmaterial dokumentierte massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern.
Eine vom Bundesumweltministerium im März 2020 vorgestellte Studie bestätigt außerdem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. [1] Aus Gründen des Arten- und Naturschutzes müsse daher dringend entsprechend gehandelt werden. Allein beim Fang und Transport von Reptilien sterben bis zu 70 Prozent der Tiere [2] durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen.
Viele der in Deutschland verkauften exotischen Tiere stammen darüber hinaus als sogenannte Wildfänge aus Asien, Afrika und Südamerika – sie wurden also zuvor ihrem natürlichen Lebensraum entrissen. Aufgrund der unbekannten Herkunft der Tiere lässt sich in solchen Fällen nicht sagen, ob oder welche tödlichen Viren und Bakterien die Reptilien in sich tragen. Auf den Kontakt zu wildlebenden Tieren lässt sich nachweislich mit 72 Prozent der größte Teil aller Zoonosen zurückführen. [3]
China hat aufgrund des Coronavirus verboten, Wildtiere zu konsumieren, und Märkte weitgehend eingeschränkt. Doch auch hierzulande ist ein umgehendes Handeln erforderlich. Zusammen mit elf weiteren deutschen Tier- und Artenschutzorganisationen haben wir uns daher im März 2020 schriftlich an verschiedene Bundesministerien sowie Parteivorsitzende gewendet und ein umfassendes Importverbot für exotische Wildtiere gefordert.
Handel mit „Haustieren“: Tiere sind keine Ware
Mit unterschiedlichen Aktionen und Demonstrationen haben wir uns in der Vergangenheit für einen Ausstieg aus dem Kleintier- und Reptilienverkauf eingesetzt. Einige Unternehmen stellten daraufhin den Handel mit Tieren ein – zuletzt hatte das Unternehmen OBI Ende 2019 den Ausstieg aus dem Tierverkauf bekanntgegeben. Auch eBay Kleinanzeigen hatte im Herbst 2020 angekündigt, mit strengeren Richtlinien auf seinem Anzeigenportal für mehr Tierschutz zu sorgen.
Wir rufen andere Unternehmen dazu auf, sich an den vorbildlichen Entscheidungen der Baumarktketten hagebau und OBI sowie von eBay Kleinanzeigen zu orientieren und ebenfalls den Verkauf von Reptilien und Kleintieren einzustellen, damit der kommerzielle Missbrauch von Tieren als Ware für immer beendet wird.
Was Sie tun können
Wenn Sie einen tierischen Mitbewohner bei sich aufnehmen möchten, sollten Sie immer zuerst ein Tierheim in Ihrer Nähe oder einen lokalen Tierschutzverein aufsuchen. Dort warten unzählige Tiere auf eine zweite Chance in einem neuen Zuhause.
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Quellen
[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren, https://www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/, (eingesehen am 19.11.2020)
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.
[3] Toland, E., Warwick, C., Arena, P. (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3.