Elefanten sind soziale, sensible und intelligente Tiere, die in Zirkussen unter mangelhaften Haltungsbedingungen und einer gewaltsamen Dressur leiden. Viele von ihnen sterben im Zirkus lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung. [1]
Die Zahl der Elefanten in deutschen Zirkussen ist seit Jahren zum Glück rückläufig. Während 2012 noch über 80 Elefanten im Zirkus lebten, [2] waren 2018 nur noch 45 Elefanten registriert. Reisende Zirkusse führten 29 dieser Tiere regelmäßig auf Tourneen mit – die übrigen Tiere wurden dauerhaft oder zeitweise stationär gehalten. [3] Schätzungen zufolge befinden sich 2021 noch mindestens 25 Elefanten in deutschen Zirkussen. [4]
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Sind Elefanten im Zirkus erlaubt?
Anders als in vielen anderen Ländern gibt es in Deutschland kein Verbot für bestimmte Tierarten im Zirkus. Somit ist auch die Haltung von Wildtieren wie Elefanten und Primaten (bisher) grundsätzlich erlaubt. Eine artgerechte Haltung in den beengten Verhältnissen und provisorischen Gehegen von Zirkusbetrieben ist jedoch unmöglich.
Was machen Elefanten im Zirkus?
Immer seltener müssen Elefanten unnatürliche Bewegungsabläufe wie Kopfstand, Handstand oder Aufsitzen vorführen, diese sind für die Tiere wegen ihres Körpergewichts und der damit einhergehenden wiederholten und erheblichen Fehlbelastung besonders gefährlich. [5] Doch auch „natürlichere“ Bewegungen wie Drehen und Hinstellen führen Elefanten auf Kommando nicht freiwillig auf – allen Tricks und Show-Einlagen geht eine grausame Dressur voraus.
Wie funktioniert die Dressur von Elefanten?
Elefanten sind Wildtiere. Damit sie die Befehle der Dompteure ausführen, müssen sie zum Gehorsam gezwungen werden. Dabei kommen verschiedene tierquälerische Methoden wie etwa Stromstöße oder der sogenannte Elefantenhaken zum Einsatz. Wenn die Tiere nicht wie gewünscht reagieren, stechen Dompteure mit einem Stock, an dessen Ende sich spitze Metallhaken befinden, in besonders empfindliche Stellen der Elefantenhaut. Diese befinden sich zum Beispiel hinter den Ohren, am Rüssel, an den Beinen und an den Füßen. Die Elefanten erinnern sich später an den Schmerz und gehorchen aus Angst vor der drohenden Bestrafung.
Einige Dompteure schrecken nicht einmal davor zurück, die Elefanten in der Zirkusmanege vor den Augen des Publikums zu quälen. Ein Video aus dem Jahr 2012 zeigt, wie der Elefanten-Dompteur René Casselly die Tiere mit dem Metallhaken unter Kontrolle hält: Von den meisten Besuchern unbemerkt zieht er den Haken aus seiner Tasche und sticht einem Elefanten in den Kinn- und Beinbereich.
Es gibt keine gewaltlose Elefantendressur. Wildtiere führen unnatürliche Kunststücke niemals freiwillig auf, sondern immer nur aus Angst vor Bestrafung.
Wie leben Elefanten im Zirkus?
Bewegungsmangel
Während Elefanten in der freien Natur durchschnittlich 25 Kilometer am Tag zurücklegen, [8] können sie in der Zirkusgefangenschaft ihren natürlichen Verhaltensweisen nicht nachgehen. Laut den sogenannten „Zirkusleitlinien“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) muss ein Stallzelt für ein bis drei Tiere nur 100 Quadratmeter groß sein, das Außengehege mindestens 250 Quadratmeter. [9] In Zirkussen haben die Tiere sogar noch weniger Platz als in Zoos, denn dort stehen vier Tieren 330 Quadratmeter zuzüglich einer Außenfläche von 2.000 Quadratmetern zu. Allerdings bedeuten bereits diese Haltungsbedingungen erhebliches Leid für die bewegungsfreudigen Tiere.
Kettenhaltung
Die Haltungseinrichtungen von Zirkussen sind vor allem auf die hohe Mobilität der Betriebe ausgelegt. Stallzelte lassen sich zwar schnell auf- und abbauen, ermöglichen aber meist keine ausbruchssichere Unterbringung. Daher dürfen Elefanten in Zirkussen in ihrer ohnehin begrenzten Bewegungsfreiheit noch weiter eingeschränkt werden. Nachts, vor den Vorstellungen und Proben sowie zur Pflege dürfen sie angekettet werden – maximal an zwei gegenüberliegenden Vorder- und Hinterbeinen oder am Hals. Laut den Zirkusleitlinien ist es ausreichend, wenn die Kette so lang ist, dass der Elefant sich hinlegen sowie einen Schritt vor und zurück machen kann. [9]
Verdeckte Kontrollen in 19 deutschen Zirkusunternehmen zeigten im Jahr 2011 auf, dass sich die Elefanten in der überwiegenden Mehrheit der Betriebe (90 Prozent) zumindest nachts mindestens acht Stunden lang in Kettenhaltung befanden. In acht Betrieben war kein Außenpaddock aufgebaut, bei sechs Unternehmen hatten die Tiere keinen Zugang zum Außengehege. [10]
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Beispiele:
Circus Krone
2013 wurde dokumentiert, dass die Elefanten bei Circus Krone während der Tournee täglich 18 bis 20 Stunden angekettet wurden. Damit war Circus Krone der schlechteste von mehreren untersuchten Zirkusbetrieben mit Elefantenhaltung.
Circus Afrika bzw. Elefantenpark Starkenberg
Im Elefantenpark Starkenberg, der früher unter dem Namen Circus Afrika reiste, beobachteten Augenzeugen im März 2021, dass drei Elefanten tagsüber in einer Scheune angekettet waren. Dies ist jedoch nur nachts oder unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
Gruppen- und Einzelhaltung
Alle Elefanten in deutschen Zirkussen sind Wildfänge, die als Babys aus ihrer Familie und ihrem natürlichen Lebensumfeld in Afrika oder Asien gerissen wurden. [11] Elefanten gehören zu den Tieren mit den engsten sozialen Bindungen; ihr ausgeprägtes Sozialverhalten ist für sie essentiell. [12] Im Zirkus hingegen leben sie in unnatürlichen Sozialgefügen, denn dort werden Elefanten vergesellschaftet, die nicht miteinander verwandt sind. Teilweise leben die Tiere sogar in gemischten Gruppen aus Afrikanischen und Asiatischen Elefanten. Diese willkürliche Gruppenzusammensetzung fördert Aggressionen zwischen den Gruppenmitgliedern. Während eines Gastspiels des Circus Krone im Juli 2018 in Osnabrück beispielsweise drängten zwei Elefantinnen ihre Artgenossin Mala aus der Manege, sodass diese in den Zuschauerbereich stürzte. [13] Nach dem Unfall gab die Zirkusdirektorin zu, dass es seit dem Tod der Leitkuh Delhi Spannungen im Sozialgefüge der Elefantengruppe gegeben habe.
Obwohl die Einzelhaltung von Elefantinnen tierschutzwidrig ist, werden einige Tiere isoliert gehalten. Ein Beispiel ist die Afrikanische Elefantendame Buba, die seit Jahren ohne Artgenossen lebt – mittlerweile in den Niederlanden. Die Einzelhaltung weiblicher Elefanten ist gemäß deutscher Tierschutzbestimmungen nicht erlaubt, weil der Kontakt zu Artgenossen zu den Grundbedürfnissen der sozialen Herdentiere gehört. [14]
Ständige Transporte
Reisende Zirkusse wechseln bis zu 50 mal im Jahr ihren Standort. Für die Tiere bedeuten diese ständigen Transporte immensen Stress. Besonders für Elefanten stellen die Fahrten in engen LKW-Anhängern enorme Strapazen dar. Viele Elefanten leiden an Arthrose oder deformierten Gliedmaßen, denn beim Abbremsen und Beschleunigen werden die Gelenke besonders belastet. [10] Selbst bei kurzen Fahrtzeiten verbleiben die Tiere über längere Zeiträume in den Transportwagen. Eine Recherche bei Circus Krone von 2011 zeigte auf, dass die Elefanten bis zu 20 Stunden im Transportwagen eingesperrt waren. [15]
Gefahrenpotenzial
Elefanten gehören zu den gefährlichsten Wildtieren. Dennoch sind ihre Außengehege meist nur unzureichend abgesichert, denn flatternde Elektrobänder ermöglichen den Ausbruch der intelligenten Tiere. Einige Zirkusse gehen zu Werbezwecken mit den Elefanten spazieren. Fehlende Vorsicht und Sicherheitsmaßnahmen führen dazu, dass es dabei immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen und Unfällen kommt, teilweise mit tödlichem Ausgang.
Elefanten in Zirkussen leiden körperlich und seelisch
Verhaltensstörungen als Zeichen für seelisches Leid
Das sogenannte „Weben“ bezeichnet ein gleichförmiges Bewegungsmuster, bei dem die Elefanten mit Kopf und Rüssel hin und her schwingen oder nicken. Diese Verhaltensstörung tritt bei frei lebenden Elefanten nicht auf und wird als Anzeichen für seelisches Leiden der Tiere gewertet. Nahezu alle Elefanten in Zirkussen zeigen solche Verhaltensstörungen. [16]
Körperliches Leid
Zahlreiche Elefanten in Zirkussen leiden unter haltungsbedingten Erkrankungen wie Arthrose und anderen Gelenkerkrankungen, die durch Bewegungsmangel und unphysiologische Bewegungsabläufe bei der Dressur bedingt sind. Nicht arttypische Verhaltensweisen und Bewegungen, bei denen einzelne Körperteile anhaltend überbelastet werden, sind tierschutzrelevant und somit als tierschutzwidrig einzustufen. Zu diesen unnatürlichen Verhaltensweisen zählen Kopf- und Handstand sowie die ausschließliche Fortbewegung auf den Hinterbeinen. [17] Wenn Elefanten solche Bewegungsabläufe wiederholt ausführen müssen, begünstigt dies Gelenkerkrankungen und Eingeweidebrüche. [18] Generell können Elefanten im Zirkus ihrer Körperpflege nicht ausreichend nachgehen. Bei fehlenden Bademöglichkeiten etwa ist artspezifisches Verhalten wie Scheuern oder Suhlen eingeschränkt, was häufig zu Hautproblemen führt. Elefanten in Zirkusbetrieben sind nachweislich kleiner als ihre Artgenossen im Zoo bzw. in freier Wildbahn. Bei 80 Prozent aller Afrikanischen Elefanten im Zirkus kommt es aufgrund der schlechten Haltungsbedingungen zu Wachstumsstörungen. [10] Darüber hinaus sind Elefanten sehr kälteempfindlich und können im Winter Erfrierungen erleiden, zum Beispiel an den Ohren. In den kalten Monaten verschärft sich zudem der Bewegungsmangel, da Zirkusse kaum über große, geheizte Hallen und feste Winterquartiere verfügen.
Verkürzte Lebenserwartung
Elefanten in Zirkussen haben eine stark verkürzte Lebenserwartung: [10] Zwischen 2001 und 2012 starben in europäischen Zirkussen 24 Afrikanische Elefanten im Alter zwischen 17 und 32 Jahren. Nur zwei Tiere erreichten ein Alter von über 30 Jahren. [6] In Freiheit hingegen können Elefanten 60 bis 70 Jahre alt werden: Die Afrikanischen Elefanten im Amboseli-Nationalpark beispielsweise erreichten ein Durchschnittsalter von 56 Jahren. [19]
Ein Verbot von Tieren im Zirkus ist überfällig
Wie andere Wildtiere können auch Elefanten in Zirkussen nicht artgerecht gehalten werden. In vielen europäischen Ländern gelten bereits Verbote für alle oder bestimmte Tierarten im Zirkus. In Deutschland hingegen gibt es bislang kein bundesweites Zirkus-Wildtierverbot. Dennoch haben sich Städte und Gemeinden teilweise für kommunale Verbote ausgesprochen, sodass Wanderzirkusse dort nicht mehr gastieren dürfen.
Die schlechten Haltungs- und Lebensbedingungen von Zirkussen haben vor allem für große Säugetiere negative Auswirkungen. Doch auch andere Tiere wie Löwen und Tiger, Zebras oder domestizierte Tiere Tiere wie Ziegen, Schweine, Kaninchen und Hunde werden in Zirkussen gehalten, dressiert und zu Auftritten gezwungen. Auch sie leiden unter Stress, Lärm, beengten Verhältnissen und einer oftmals mangelhaften Pflege und Versorgung.
Wie Sie Elefanten im Zirkus helfen können
Bitte besuchen Sie keine Zirkusse, Zoos, Tierparks und andere Einrichtungen, in denen Tiere zu Unterhaltungszwecken missbraucht werden. Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten. Entscheiden Sie sich stattdessen für eine tierfreundliche Alternative.
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Quellen
[1] Rhein-Neckar-Zeitung (2020): Raus aus der Manege, https://www.rnz.de/panorama/magazin_artikel,-elefanten-im-zirkus-raus-aus-der-manege-_arid,520062.html, (eingesehen am 31.05.2021)
[2] Deutscher Bundestag (2014): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Haltung von Wildtieren im Zirkus, http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/026/1802690.pdf, (eingesehen am 19.05.2021)
[3] Töffels, O. (2018): Zirkuselefanten in Deutschland, https://www.berlin.de/lb/tierschutz/elefanten/zirkuselefanten-deutschland-2019-09-25.pdf, (eingesehen am 20.05.2021)
[4] EUROGROUP FOR ANIMALS (2021): WILD ANIMALS IN EU CIRCUSES, https://www.eurogroupforanimals.org/sites/eurogroup/files/2021-04/E4A-Circus_Report-2021.pdf, (eingesehen am 19.05.2021)
[5] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2017); https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT_2.4_Elefanten.pdf&did=167, (eingesehen am 31.05.2021)
[6] Quelle: Persönliche Mitteilung an PETA Deutschland e.V.
[7] AMBOSELI TRUST FOR ELEPHANTS (2014): ATE STATEMENT ON CIRCUS ELEPHANTS, https://www.peta.de/wp-content/uploads/2020/11/Elefantenexperten_Statement_Zirkus-2016.pdf, (Übersetzung, eingesehen am 19.05.2021, Originaltext: https://www.elephanttrust.org/index.php/articles/item/this-is-the-article-title-copy-2, eingesehen am 19.05.2021)
[8] Elephants for Africa: Elephant Facts, https://www.elephantsforafrica.org/elephant-facts, (eingesehen am 19.05.2021)
[9] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben, https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/haltung-zirkustiere.html, (eingesehen am 19.05.2021)
[10] European Elephant Group (2011): Quantitative und qualitative Erhebung zur Situation der Elefanten in deutschen Zirkussen. Haltungsfachliches Gutachten auf Anforderung der Landestierschutzbeauftragten des Landes Hessen. Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV).
[11] Landestierschutzbeauftragte Berlin: Elefanten, https://www.berlin.de/lb/tierschutz/elefanten/artikel.711583.php, (eingesehen am 19.05.2021)
[12] BR Wissen (2021): Kluge Dickhäuter mit Familiensinn, https://www.br.de/wissen/elefant-elefanten-dickhaeuter-102.html, (eingesehen am 19.05.2021)
[13] Pöhlking, Markus (2018): Osnabrück: Elefant vom „Circus Krone“ stürzt in Zuschauerbereich, https://www.nw.de/nachrichten/thema/22183307_Elefant-von-Circus-Krone-stuerzt-in-Osnabrueck-in-Zuschauerbereich.html, (eingesehen am 19.05.2021)
[14] Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen (2001). Herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
[15] Presseportal Vier Pfoten (2011); VIER PFOTEN stellt Strafanzeige gegen Circus Krone. Überlange Transportzeiten der Elefanten sind Tierquälerei, gegehttps://www.presseportal.de/pm/17477/2143890, (eingesehen am 19.05.2021)
[16] European Elephant Group: https://www.elefanten-schutz-europa.de/Wissen/Hintergrund-Zirkus/, (eingesehen am 31.05.2021)
[17] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2017): Haltung und Vorführung von Elefanten, https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT_2.4_Elefanten.pdf&did=167, (eingesehen am 19.05.2021)
[18] Kuntze A. (1989): Work-related illness: Hernia perinealis, Bursitis praepatellaris and Tyloma
olecrani in female circus elephants (Elephas maximums), Erkrankungen der Zootiere, vol.
31, pp. 185-187.
[19] Pröll, Stefan (2008): Wo Elefanten alt werden, https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/wo-elefanten-alt-werden/, (eingesehen am 19.05.2021)