In Deutschland werden Hummer und andere Krebstiere meist lebend in kochendes Wasser gesetzt und sind so minutenlangen Todesqualen ausgesetzt. Viele Verbraucher sind sich diesem unermesslichen Tierleid bewusst, was eine von PETA Deutschland im Oktober 2014 in Auftrag gegebene Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) deutlich aufzeigte. Wie das Ergebnis der Studie aufwies, geht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer davon aus, dass Hummer leiden, wenn sie lebend gekocht werden.
PETA hat das Bundeslandwirtschaftsministerium zum Erlass eines Kochverbots für unbetäubte Krebstiere aufgefordert, doch bis heute hat sich an den Vorgaben des Tierschutzgesetzes nichts geändert – das Kochen von Hummern ohne vorherige Betäubung ist in Deutschland weiterhin erlaubt. [1]
Hummer verfügen über ein komplexes Nervensystem
Hummer gehören zu den Wirbellosen, zum Stamm der Arthropoda (Gliederfüßer), die neben den Krebstieren unter anderem auch Insekten und Spinnentiere umfasst. Krebstiere weisen ein Strickleiternervensystem auf, das sich aus segmental angeordneten Ganglien zusammensetzt. Die einzelnen Ganglien bilden durch quer und längs verlaufende Verbindungen eine Art Kette und sind teilweise auch durch Verschmelzung zu großen Nervenknoten konzentriert.
Studien beweisen, dass Hummer Schmerz empfinden
Wenn Hummer lebend in kochendes Wasser gesetzt werden, versuchen sie, dem kochenden Wasser zu entkommen – leider vergeblich. Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) besagte bereits 2005, dass Hummer sowie Krabben und Krebse kognitive Fähigkeiten aufweisen, über ein Verhaltensrepertoire, ein Bewusstsein, ein Gedächtnis sowie komplexe Gehirnstrukturen verfügen und dass sie Schmerz empfinden können. Die Tiere werden von der EFSA in der Kategorie 1 eingestuft – das bedeutet, dass sie Schmerz und Stress empfinden können und deshalb Schutz verdienen. [2]
Auch Wissenschaftler aus Belfast kamen in verschiedenen Studien zu dem Ergebnis, dass Hummer sowie kleinere Krebstiere Schmerzen empfinden und sich an diesen später auch erinnern, indem sie Elektroschocks gezielt ausweichen. Das bedeutet folglich, dass sie ein Gedächtnis haben, bewusst Entscheidungen treffen und lernfähig sind. Zudem reagieren sie wie Wirbeltiere positiv auf Schmerzmittel. [3]
Bei Flusskrebsen wurde in einer französischen Studie neben einem Schmerzempfinden auch ein dem Menschen ähnliches Angstempfinden nachgewiesen. [4] Eine vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) geförderte Studie zeigte, dass bei Hummern und Flusskrebsen, die in kochendes Wasser gesetzt wurden, über ein bis zwei Minuten eine starke Aktivität im Zentralnervensystem messbar war. [5]
Auch ein Bericht der schottischen Organisation Advocates for Animals, der sich auf 15 Jahre Forschung stützt, besagt, dass das Verhalten der Hummer darauf schließen lässt, dass sie Schmerz empfinden und über biologische Strukturen zur Wahrnehmung von Schmerz verfügen. [6]
Zudem haben Wissenschaftler:innen der London School of Economics 2021 Forschungsergebnisse ausgewertet und sind ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass Krebstiere und Tintenfische Schmerz empfinden können. [7] Daraufhin wurden in Großbritannien Kopffüßer wie Tintenfische und Kalmare sowie Zehnfußkrebse wie Hummer, Krabben und Garnelen in einen neuen Gesetzentwurf aufgenommen, der die Meerestiere als empfindungsfähige Wesen anerkennt.
Fang und Transport von Hummern
Mithilfe von Lebendfallen auf dem Meeresboden werden Hummer in den sicheren Tod gelockt. Zahlreiche dieser Hummerfallen gehen auf den Meeresgründen verloren, was dazu führt, dass die darin gefangenen Hummer qualvoll verhungern. Nach dem Fang werden Hummer auf Fließbändern sortiert, mit zusammengebundenen Scheren in enge, feuchte Transportkisten verpackt und über Tausende von Kilometern in alle Welt verschickt.
Die Tiere erhalten nun keine Nahrung mehr und leiden bis zu ihrem qualvollen Tod oft wochenlang gefesselt und hungernd. Außerhalb des Wassers können sie nicht richtig atmen; zudem kommt es zu Konflikten mit gefangenen Artgenossen. Daneben leiden die Hummer unter plötzlichen Temperaturschwankungen, schlechter Wasserqualität und physischen Verletzungen. Ihr Leidensweg endet schließlich damit, dass sie in einen Topf mit kochendem Wasser gesetzt und minutenlangen grausamen Todesqualen ausgesetzt werden.
Jedes Jahr werden Tausende Hummer und viele weitere Krebstiere nach Deutschland importiert, überwiegend aus den USA und Kanada.
Auch Hummern, die direkt nach dem Fang in einem „Hummer-Schlachthof“ verarbeitet werden, steht unfassbares Leid bevor: Wie eine Undercover-Recherche von PETA USA aufdeckte, werden die empfindungsfähigen Tiere ohne jegliche Betäubung verstümmelt oder auf dem Müll entsorgt.
Importverbot von lebenden Hummern
Hummer sind fühlende Lebewesen, die für den menschlichen Konsum nicht leiden und sterben sollten. Die ethisch verantwortliche Forderung an die Politik lautet daher, das Kochen unbetäubter Tiere und den Import lebender Hummer nach Deutschland zu verbieten.
Was Sie tun können
- Bitte essen Sie keine Krebstiere oder andere Tiere.
- Fordern Sie Restaurants und Supermarktketten wie METRO auf, den Hummerverkauf einzustellen.
- Unterschreiben Sie unsere Petition an das Bundeslandwirtschaftsministerium für ein Kochverbot lebender Hummer.
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Quellen
[1] Bundesamt für Justiz: Tierschlachtverordnung, §12 (11), https://www.gesetze-im-internet.de/tierschlv_2013/BJNR298200012.html (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[2] European Food Safety Authority (22.12.2005): Opinion of the Scientific Panel on Animal Health and Welfare (AHAW) on a request from the Commission related to the aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes, S. 16, https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.2903/j.efsa.2005.292 (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[3] B. Magee; R. W. Elwood (2013): Shock avoidance by discrimination learning in the shore crab (Carcinus maenas) is consistent with a key criterion for pain, The Journal of Experimental Biology S. 353-358, https://jeb.biologists.org/content/216/3/353 (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[4] P. Fossat; J. Bacqué-Cazenave; P. De Deurwaerdère; J.-P. Delbecque; D. Cattaert (13.06.2014): Anxiety-like behavior in crayfish is controlled by serotonin, Science, 1293-1297, https://science.sciencemag.org/content/344/6189/1293.full (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[5] Bickmeyer, U.; Fregin, T. (2015): Vergleichende Untersuchungen zur tiergerechten Betäubung oder Tötung von Krustentieren, https://service.ble.de/ptdb/index2.php?detail_id=32099&site_key=145&stichw=krustentiere&zeilenzahl_zaehler=1#newContent (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[6] Advocates for Animals (2005): Cephalopods and decapod crustaceans: their capacity to experience pain and suffering, https://www.onekind.org/uploads/publications/cephalopods-decapod-crustaceans.pdf (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)[7] Birch, Jonathan & Burn, Charlotte & Schnell, Alexandra & Browning, Heather & Crump, Andrew (11.2021): Review of the Evidence of Sentience in Cephalopod Molluscs and Decapod Crustaceans, https://www.lse.ac.uk/business/consulting/reports/review-of-the-evidence-of-sentiences-in-cephalopod-molluscs-and-decapod-crustaceans, (eingesehen am 06.12.2021)