Ferkelkastration: Betäubungspflicht rettet Ferkel nicht vor Leid

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Nach dem jahrelangen Kampf gegen die betäubungslose Ferkelkastration und Fristverlängerungen ist diese grausame Methode seit Januar 2021 endlich verboten. Durch die vorgeschriebene Betäubung sollen ca. 20 Millionen männlichen Ferkeln jährlich enorme Schmerzen erspart werden. Doch das Leid der Ferkel wird trotzdem weitergehen.

Landwirte dürfen selbst betäuben

Erneut ist die Politik vor der starken Lobby eingeknickt – auf Kosten der Tiere. So können Landwirte laut der neuen Verordnung einen Schnellkurs machen und damit einen Sachkundenachweis erlangen, mit dem sie die Betäubung der Ferkel mit dem Gas Isofluran selbst durchführen können. Es ist davon auszugehen, dass dadurch viele Eingriffe fehlerhaft durchgeführt werden oder einige Landwirte aus Zeitgründe verbotenerweise ganz darauf verzichten – denn Kontrollen gibt es kaum. Somit leiden viele männliche Ferkel in der Landwirtschaft weiter enorme Qualen bei der Kastration, obwohl es Alternativen wie die Immunokastration und die Ebermast gibt, die – bezogen auf die Kastration – mit weniger Leid verbunden sind.

Fristverlängerungen verursachten jahrelanges Tierleid

Mit der Änderung des Tierschutzgesetzes 2013 wurde mit einer fünfjährigen Übergangsfrist ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration beschlossen. Als das Verbot eingeführt werden sollte, beschloss der Bundestag im November 2018 auf Initiative der Bundesregierung eine Fristverlängerung für weitere zwei Jahre. Begründung: Die Schweinezucht in Deutschland soll wirtschaftlich und konkurrenzfähig bleiben. Dies stellte eine schwere Verletzung des Verfassungsrechtsguts Tierschutz aus Art. 20a Grundgesetz dar, da die Verlängerung aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen und der Ausstieg wieder aufgeschoben wurde. Die deutschen Züchter hatten fünf Jahre Zeit, um auf Alternativverfahren umzustellen. Es bestand daher keinerlei Grund, die Frist um weitere zwei Jahre zu verlängern.

Mit einer Kastrationszange werden die Samenstränge von männlichen Schweinen durchtrennt

Auch der Bundesrat sprach sich 2018 gegen eine Fristverlängerung oder die Zulassung des tierquälerischen „Vierten Weges“ aus, bei dem die Landwirte die empfindliche Region um die Hoden der Ferkel selbst durch Injektionen betäuben dürfen. Interessenverbände der Schweinehalter und lobbynahe Politiker haben die Regierung jedoch mit Erfolg unter Druck gesetzt, und die Fristverlängerung trat in Kraft.

Ende Januar 2019 haben wir von PETA Deutschland mehrere deutsche Schweinezuchtbetriebe angezeigt, die Ferkel offenbar weiterhin ohne Betäubung kastrieren, da wir die Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration als verfassungswidrig einstuften. Zudem werfen wir den verantwortlichen Politikern vor, sich der Agrarlobby unterworfen zu haben und somit das Leid von jährlich etwa 20 Millionen männlichen Ferkeln in Deutschland unterstützt zu haben. Bereits im Oktober 2018 überreichten wir den Mitgliedern des Bundestages eine Petition mit fast 17.000 Unterschriften und appellierten an deren Mitgefühl gegenüber den Ferkeln.

Unser Rechtsgutachten zur Frage der Verfassungsmäßigkeit der Verlängerung der betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel können Sie hier nachlesen.

Wie werden Ferkel kastriert?

Jedes Jahr werden deutschlandweit etwa 20 Millionen männliche Ferkel in ihren ersten Lebenstagen kastriert. Hierdurch soll der sogenannte Ebergeruch durch die Ferkelkastration vermieden werden, an dem sich die Verbraucher stören könnten. Dieser entsteht während des Bratvorgangs bei einem geringen Prozentsatz des Fleisches männlicher Schweine. Bei der Kastration wird den Ferkeln die Haut über den Hodensäcken aufgeschnitten. Die Hoden werden herausgedrückt und die Samenstränge durchtrennt oder einfach abgerissen.

Für die Betäubung gibt es die verschiedene Methoden: Die Inhalationsnarkose, welche die Landwirte nun selbst durchführen dürfen, bei der die Ferkel mit dem umweltschädlichen Gas Isofluran betäubt werden, die Injektionsnarkose durch Tierärzte und die „Immunokastration“, eine Behandlung in Form von zwei Impfungen der Tiere. Alle genannten Betäubungsmethoden sind für die Tiere mehr oder weniger mit Stress oder Schmerzen verbunden.

Was Sie tun können

Leider ändert das das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration nichts an den weiteren Qualen, die Schweine in Zucht- und Mastanlagen täglich erleiden müssen. Entscheiden Sie sich für eine vegane Ernährung, denn nur so kann das millionenfache Leid, das die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern verursacht, beendet werden.

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