Da wir Fische nicht schreien hören können, wenn sie Schmerzen spüren, fällt es einigen Menschen schwer, genauso viel Mitgefühl für sie zu empfinden wie für einen Hund oder eine Katze. Besonders unter Angler:innen redet man sich gerne ein, Fische hätten kein Schmerzempfinden. Dabei zeigen zahlreiche internationale Studien, dass Fische durchaus Schmerzen spüren können – ganz ähnlich wie wir Menschen.
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Hat ein Fisch Schmerzen beim Angeln?
Fische haben ein komplexes Nervensystem. [1] Sie spüren es ganz deutlich, wenn sie einen Angelhaken durch die Lippe gestochen bekommen, in Netzen zerquetscht oder an die Luft gezogen werden, wo sie nicht mehr atmen können.
Beim Menschen steuert die Großhirnrinde, auch Neocortex genannt, das Schmerzempfinden. Das Schmerzzentrum bei Fischen hingegen ist wie bei Vögeln auch, in anderen Gehirnregionen angesiedelt. [2] In einer Studie wurde beispielsweise herausgefunden, dass Fische über Nozizeptoren im Kopfbereich verfügen, die negative Reize wie Druck, Hitze oder chemische Stoffe wahrnehmen. [3] Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt,
„[…] dass Fische auch ohne Neocortex zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten.“ [4]
Wie schmerzempfindlich sind Fische?
Unzählige Studien haben das Schmerzempfinden von Fischen untersucht. [1] Dabei zeigte sich vor allem, dass die Tiere ihr Verhalten ändern, um schmerzhafte Ereignisse zu meiden. Beispielsweise verzichteten die Fische in einem Aquarium tagelang auf Nahrung, da es diese nur in einem Bereich gab, in dem sie Stromschlägen ausgesetzt wurden.
Auch zeigten Fische, denen Essigsäure oder Bienengift in den Mund gespritzt wurde, Schmerzverhalten. [5] Die Tiere machten ruckartige Bewegungen auf dem Bodengrund, rieben ihren Mund an der Beckenwand und am Kies, nahmen keine Nahrung zu sich und wiesen eine deutlich höhere Atemfrequenz auf. Die Gabe von Schmerzmitteln führte zu einer deutlichen Reduzierung dieser Verhaltensweisen.
Ein weiterer Versuch zeigte, dass Fische sogar bereit sind, ein „Opfer“ zu bringen, um ihre Schmerzen loszuwerden. [6] Zebrabärblinge, denen Essigsäure in die Lippen gespritzt worden war, bevorzugten den sonst ungeliebten Aufenthalt im kahlen Bereich des Beckens, wenn dort Schmerzmittel im Wasser gelöst waren.
Haben Fische Schmerzen, wenn sie sterben?
Ja, Fische spüren es genau wie wir Menschen, wenn sie keinen Sauerstoff bekommen, einen Schlag auf den Kopf erhalten und aufgeschnitten werden.
Viele Angler:innen behaupten, Fische würden nur rein mechanisch auf unangenehme Reize wie Hitze oder Druck reagieren, ohne dabei einen bewussten Schmerz zu fühlen. Das stimmt aber nicht. Fähigkeiten von Fischen wie Schmerzvermeidungsverhalten, Lernen, Gedächtnis, Unterscheidung von Individuen, Spielen, Werkzeuggebrauch, Planen, Kooperation, Solidarität und vieles mehr zeigen deutlich, dass Fische ein Bewusstsein haben und somit auch Schmerzen bewusst wahrnehmen können.
Haben Fische Gefühle?
Fische sind wie wir: Sie spüren Freude, Angst und Schmerz. Sie schließen Freundschaften und beschützen ihre Kinder. Sie spielen, singen und sind solidarisch. Sie erkennen einander, rivalisieren und verteidigen ihr Revier.
Fische wollen leben und kämpfen um ihr Leben. Lassen wir sie in Ruhe.
Was Sie tun können, anstatt zu angeln
Angeln ist Tierquälerei. Wie wäre es daher, wenn Sie statt Fische zu angeln auf tierfreundliche Freizeitbeschäftigungen wie Magnetangeln oder Müllfischen setzen? Mit diesen sinnvollen Aktivitäten tun Sie nicht nur den Tieren und der Umwelt was Gutes, Sie können sich dabei auch an der Natur erfreuen, ohne ihr zu schaden.
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Quellen
[1] Sneddon, Lynne U. (2019): Evolution of nociception and pain: Evidence from fish model, in: Philosophical Transactions of the Royal Society B. London: The Royal Society
[2] Braithwaite, Victoria A. (2006): Cognitive Ability in Fish. Behavior and Physiology of Fish. San Diego: Elsevier Academic Press
[3] Sneddon, Lynne U.; Braithwaite, Victoria A., Gentle, Michael J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system, in: Philosophical Transactions of the Royal Society B. London: The Royal Society
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013
[5] Sneddon, Lynne U. (2003): The Evidence for Pain in Fish: The Use of Morphine as an Analgesic, Applied Animal Behaviour Science, 83(2),153-162
[6] Sneddon, Lynne U. (2012): Clinical anesthesia and analgesia in fish. Journal of Exotic Pet Medicine, 21(1), 32-43
[7] Balcombe, Jonathan (2016): What a Fish Knows: The Inner Lives of Our Underwater Cousins. New York: Scientific American / Farrar, Straus and Giroux