Katze getötet: Warum erschießen Jäger so viele Katzen?

Teilen:

Immer wieder berichten Privatpersonen, Medien und Tierschutzorganisationen von Katzen, die erschossen aufgefunden wurden – teilweise sogar auch in jenen Bundesländern, in denen der Abschuss von Katzen durch Jäger:innen nach Jagdgesetzänderungen weitestgehend verboten ist.

Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über die Tierquälerei, die vorgebrachten Scheinargumente von Jäger:innen zur Legitimation des grausamen Tötens von Katzen und welche Lösung es gibt, um das Leid zu verhindern.

Wie viele Katzen werden jährlich geschossen?

Nachdem Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Jagd auf Katzen und Hunde im Zuge von Jagdgesetzänderungen weitgehend verboten haben, schätzen wir von PETA Deutschland die Anzahl der in Deutschland getöteten Katzen noch auf 200.000 Tiere pro Jahr. Genaue Zahlen zu den Abschüssen gibt es nicht, weil in den meisten Bundesländern keine Meldepflicht besteht.

Um die massenhaften Tötungen zu rechtfertigen, hängen Jäger:innen der Hauskatze das Image eines „Vogelkillers“ an, der angeblich ganze Populationen auslöscht und Vogelarten gefährden würde. Seriöse Beweise oder belastbare Studien aus der Wissenschaft fehlen für diese Behauptung jedoch.

Tote erschossene Katze
Es gibt keinerlei Gründe für das grausame Töten von Katzen.

Wann darf eine Katze getötet werden?

Leider dürfen Katzen in den meisten Bundesländern unter Einhaltung der „Jagdordnung“ noch immer legal erschossen werden. Sobald eine Katze sich in Jagdrevieren aufhält, haben Jäger:innen laut Bundesjagdgesetz das Recht, sie zu töten. [1] Grund dafür soll das „Wildern“ der Katzen sein. Es gibt jedoch niemals einen „triftigen Grund“, der die Tötung einer Katze rechtfertigen würde.

Wann gilt eine Katze als „wildernd“?

Eine Katze gilt in den meisten Bundesländern als „wildernd“, wenn sie im Jagdbezirk in einer Entfernung von mehr als 200 bis 500 Metern (je nach Bundesland) vom nächsten Haus angetroffen wird. [1] So werden die geliebten Familienmitglieder ohne jeglichen ersichtlichen Beweis für „Wilderei“ getötet oder durch Schüsse oder eine Schlagfalle schwer verletzt – eine Meldepflicht besteht in den meisten Bundesländern nicht. Viele der Tiere sterben einen langsamen qualvollen Tod.

Katze mit Schwanz in Jagdfalle gefangen
Geraten Tiere in Totschlagfallen, sterben sie einen langsamen und qualvollen Tod.

Bei den betroffenen Tierhalter:innen löst der Verlust stets große Trauer aus. Da das Töten von Katzen durch Jäger:innen in der Bevölkerung auf breite Ablehnung stößt, werden die Vierbeiner nach dem Abschuss meist nicht gemeldet, sondern vergraben, am Straßenrand „entsorgt“ oder sogar zusätzlich überfahren, um einen Unfalltod vorzutäuschen. 

Previous
Next
Zwischenfälle mit Jagenden
Person haelt Waffe vor das Gesicht einer Katze in einer Lebendfalle

Video: Jägerin erschießt kaltblütig Katze in Lebendfalle mit Pistole

Jagdhunde zerfetzen Katze

Erfolg: Jäger wird nach Angriff auf Katze zu Geldstrafe und Tierhalteverbot verurteilt

Erschossene Katze

Kater Binky von Jäger erschossen

Bedrohen Katzen wirklich die Artenvielfalt?

Die Jagdlobby versucht das Töten von Katzen häufig damit zu rechtfertigen, dass Katzen eine vermeintliche Bedrohung für die Artenvielfalt darstellen würden. Das ist jedoch falsch. Katzen stellen keine Bedrohung für die Artenvielfalt in unserer Vogelwelt  dar.

Laut einer Studie der „Gesellschaft für Säugetiere“ bestand die Beute der untersuchten 986 Katzen zu 68,6 Prozent aus Säugetieren, darunter hauptsächlich Nager. [2] Dass freilaufende Katzen gelegentlich auch Vögel erbeuten, ist nicht abzustreiten. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um weit verbreitete Arten wie Amseln, Rotkehlchen, Haussperlinge, Meisen und Finken. [2, 3]

vogel im birnenbaum
Katzen haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Population einer Vogelart.

Berichte von Expert:innen weisen zudem darauf hin, dass gegenwärtige Populationsrückgänge wie die des Haussperlings überwiegend auf Nahrungsmangel und verringerte Brutmöglichkeiten zurückzuführen sind. Populationen der meisten Garten- und Siedlungsvögel hingegen sind weitgehend stabil. [4] Bei einer näheren Untersuchung der Populationsentwicklung einer Vogelart in Gebieten mit hoher Katzendichte konnte kein nennenswerter Einfluss festgestellt werden. [3, 5]

Doch es gibt tatsächlich Populationsrückgänge bei bestimmten Vogelarten. Davon sind aber hauptsächlich jene Arten betroffen, die Agrarlandschaften bewohnen. Expert:innen sehen das Problem vor allem in der Zerstörung von Lebensräumen durch die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft und im vermehrten Einsatz von Pestiziden. [4] Diese Bestandsrückgänge den „Hauskatzen“ anzulasten, ist absurd, insbesondere weil sich Katzen überwiegend in Siedlungsbereichen aufhalten und gefährdete Vogelarten nicht zu ihrem Beutespektrum gehören.

Kastrationspflicht ist die nachhaltige Lösung

Da sich Katzen rasant vermehren, bewirken Tötungen keine Reduzierung der Population. Es kommen immer wieder neue Tiere nach. Deshalb haben zahlreiche Städte und Gemeinden die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen eingeführt und sich damit für eine nachhaltige und tierfreundliche Regelung entschieden. Ein weiterer Anstieg der Katzenpopulation kann durch diese Maßnahme dauerhaft verhindert werden.

Infografik Katzenkastration

Was Sie tun können

Im Rahmen unserer Petition für ein Heimtierschutzgesetz in Deutschland fordern wir auch eine dringend notwendige Kastrationspflicht für Katzen. Dieses würde die ungehinderte Vermehrung unzähliger heimatloser Katzen und damit immenses Tierleid verhindern. Unterschreiben Sie jetzt unsere Forderung!

  • Quellen

    [1] Bundesjagdgesetz, § 23 Inhalt des Jagdschutzes, https://www.gesetze-im-internet.de/bjagdg/__23.html (eingesehen am 16.11.2023)

    [2] Woods M., Mc Donald R. & Harris S. (2003) Predation of wildlife by domestic cats Felis catus in Great Britain, Mammal Rev. 2003. Volume 33 No. 2. S. 174-188

    [3] Niemann S. (2010) Katzen und Vögel, Der Falke 57

    [4] Sudfeldt, C., F. Bairlein, R. Dröschmeister, C. König, T. Langgemach & J. Wahl (2012) Vögel in Deutschland – 2012, DDA, BfN, LAG VSW, Münster

    [5] Weggler & Leu (2001) Eine Überschuss produzierende Population des Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros) in Ortschaften mit hoher Hauskatzendichte (Felis catus), Journal für Ornithologie. July 2001 Volume 142 Issue 3. S. 273-283