Waschbären wurden in den 1920/30er-Jahren für die Pelzindustrie aus Nordamerika nach Deutschland gebracht und bewusst ausgesetzt. [1] Heute wird der Waschbär als gebietsfremde „invasive Art“ bezeichnet und unter diesem Vorwand erbarmungslos verfolgt und oft auf grausame Weise getötet. In der Jagdsaison 2019/2020 wurden rund 200.000 Waschbären getötet, die meisten davon durch Abschüsse und Fallen. [2]
Jäger:innen versuchen gerne, die massenhaften Tötungen mit angeblichen Artenschutz-Parolen und fadenscheinigen Argumenten pro Jagd zu rechtfertigen – doch die Fakten sprechen eine völlig andere Sprache. Im Folgenden finden Sie Gründe, die gegen die unnütze Jagd auf Waschbären sprechen.
Unterstützen Sie jetzt unsere Petition, um Waschbären endlich von der EU-Liste der invasiven Arten zu streichen und die Tiere so besser vor einem unnötigen sowie grausamen Tod zu schützen.
5 Fakten, die gegen die Jagd auf Waschbären sprechen
1. Die Jagd auf Waschbären ist kontraproduktiv
Im Rahmen einer langjährigen Forschungsarbeit fanden Expert:innen heraus, dass Waschbären mit erhöhter Fortpflanzung auf die Jagd reagieren. In bejagten Populationen ist der Anteil der sich fortpflanzenden weiblichen Tiere höher als in nicht bejagten Populationen. Je mehr Waschbären getötet werden, desto mehr Jungtiere werden daher geboren. Auf diese Weise gleichen die Tiere die Verluste durch die Jagd aus und kompensieren diese sogar über. Die Folge ist ein Anstieg der Population. [3]
2. Waschbären sind keine Bedrohung für die heimische Artenvielfalt
In keiner wissenschaftlichen Untersuchung wurde bislang nachgewiesen, dass von einer grundsätzlichen ökologischen Gefahr durch den Waschbären in Deutschland auszugehen ist. Im Gegenteil: Langjährige Forschungsergebnisse zeigen, dass der Waschbär keine wesentliche Gefahr für die Natur und Artenvielfalt darstellt. Die Tiere ernähren sich in der Regel vornehmlich von leichter Beute wie Regenwürmern, Insekten oder Obst. [5, 6, 7]
Beispielsweise wurden im Rahmen einer mehrjährigen Forschungsarbeit von Dr. Berit A. Michler gezielt zwei unterschiedliche Gebiete auf den Einfluss des Waschbären untersucht: ein Wirtschaftswald unweit von Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern sowie ein naturnahes feuchtes Mischwaldareal im Müritz-Nationalpark/ Mecklenburg-Vorpommern das viele seltene Arten beherbergt. Die Ergebnisse dieser in Europa einmaligen Studie lassen aufhorchen: Waschbären fressen vor allem das, was ohnehin in großer Zahl da ist. Und das waren in beiden Gebieten Regenwürmer. Besonders gern verspeisten sie auch Schnecken und Muscheln sowie Früchte von Bäumen und Sträuchern. Bedrohte Arten gehören jedoch so gut wie nicht zum Nahrungsspektrum des Waschbären. [8]
Es wird auch gerne behauptet, der Waschbär würde eine Gefahr für populationsrückläufige Arten wie beispielsweise die Sumpfschildkröte darstellen. Dafür ist jedoch in erster Linie der Mensch verantwortlich. Der Verlust von Lebensraum durch die Begradigung von Flüssen und die tödliche Gefahr durch den Straßenverkehr haben die Reptilien an den Rand des Aussterbens getrieben. [9]
3. Eine Krankheitsübertragung durch Waschbären ist nahezu auszuschließen
Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut [10] und das Risiko einer Übertragung des Waschbärenspulwurms ist nahezu auszuschließen. Eine Ansteckung des Menschen als Fehlwirt ist extrem selten und findet ausschließlich durch den Kontakt mit infektiösen Eiern über den Mund statt – diese können sich im Kot infizierter Tiere befinden. Selbst in Gebieten, in denen ein hoher Anteil der Waschbären Träger des Parasiten ist, tritt eine Erkrankung an einer Waschbären-Spulwurminfektion beim Menschen nur äußerst selten auf.
4. Die Fallenjagd verursacht furchtbare Tierqual
Bei der Fallenjagd werden Waschbären zunächst mithilfe von Lebendfallen eingefangen. Anschließend töten die Jäger:innen die Tiere per Kopfschuss. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz verursacht das lebendige Fangen von Wildtieren hohen Stress und erhebliches Leiden. Wildtiere geraten in höchste Panik, wenn sich die Falle schließt und ziehen sich bei verzweifelten Fluchtversuchen oftmals schwere Verletzungen zu – bis hin zum Tod durch Kreislaufversagen. [11, 12].
Auch Totschlagfallen kommen bei der Jagd auf Beutegreifer in vielen Bundesländern noch immer zum Einsatz. Die Tiere werden dabei regelrecht zerquetscht oder sterben aufgrund von Trümmerbrüchen oder abgetrennten Gliedmaßen einen langsamen und schmerzhaften Tod. Bei Waschbären ist die Wahrscheinlichkeit einer nicht sofortigen Tötung besonders hoch, da die Tiere bei der Nahrungsaufnahme ihre Pfoten nutzen. Greifen Waschbären mit der Pfote nach dem Köder in der Falle, schnappt diese zu. Lediglich in einigen wenigen Bundesländern wurden die Totschlagfallen bereits verboten bzw. unter Genehmigungsvorbehalt gestellt. [13]
Retten Sie jetzt Waschbären vor der Jagd
Geben Sie den Waschbären Ihre Stimme – unterzeichnen Sie jetzt unsere Petition, um die gnadenlose Verfolgung von Waschbären in der Europäischen Union zu stoppen! Fordern Sie mit Ihrer Stimme die EU-Kommission auf, Waschbären von der Liste der invasiven Tierarten zu streichen.
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Quellen
[1] Stadt Kassel (2014): Waschbär – Die Tiere mit der Zorromaske. Stadt Kassel – Ordnungsamt mit Unterstützung von Roland Ruhnau, Naturkundemuseum Kassel und Dr. Ulf Hohmann, Landesforsten Rheinland-Pfalz.
[2] Deutscher Jagdverband e.V.: Jagdstatistik für einzelne Wildarten, https://www.jagdverband.de/zahlen-fakten/jagd-und-wildunfallstatistik/jagdstatistik-fuer-einzelne-wildarten, (eingesehen am 07.10.2020)
[3] Frankfurter Allgemeine Gesellschaft (2013): Waschbären „Die Rasselbande zerstört alles“, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/waschbaeren-die-rasselbande-zerstoert-alles-12173341.html, (eingesehen am 07.10.2020)
[4] Badische Zeitung (2017): Invasive Art Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder, http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html, (eingesehen am 07.10.2020)
[5] Michler B. (2015): Unsuspicious immigrant or ecological threat: A long-term fieldwork study on the introduced raccoon in Germany ECM Stockholm 2015.
[6] Michler, B.A.; Michler, F.-U.; Rieger, S. & Roth, M. (2014): Effects of raccoon settlement in Germany – a closer look at the ecology of an unfamiliar invasive species. – In: Ulbrych, L.; Jankow, W.; Zalewski, A.; Wypychowski, K. (eds.): Ekologia i wplyw na srodowisko gatunków inwazyjnych. – Park Narodowy „Ujscie Warty“, pp. 69-71. Abstract.
[7] Badische Zeitung (2017): Invasive Art Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder, http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html, (eingesehen am 07.10.2020)
[8] Quelle: Michler, B.A. (2020): Koproskopische Untersuchungen zum Nahrungsspektrum des Waschbären Procyon lotor im Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern) unter spezieller Berücksichtigung des Artenschutzes und des Endoparasitenbefalls. – Wildtierforschung in Mecklenburg-Vorpommern, Band 5, 168 S., https://www.projekt-waschbaer.de/fileadmin/user_upload/Wildtierforschung_Waschbaer_Band5_final.pdf (eingesehen am 12.03.2021).
[9] Das Erste (2012): Video: Sumpfschildkröte – willkommen zurück!, http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/videos/sumpfschildkroete-willkommen-zurueck-100.html, (eingesehen am 07.10.2020)
[10] Robert Koch-Institut: Tollwutratgeber, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tollwut.html, (eingesehen am 08.10.2020)
[11] Michler, F.-U.F. & Michler, B.A. (2012): Ökologische, ökonomische und epidemiologische Bedeutung des Waschbären (Procyon lotor) in Deutschland – eine aktuelle Übersicht, – Beitr. Jagd- u. Wildforsch. 37: 389-397.
[12] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz für Jäger. Merkblatt Nr. 123.
[13] TAZ (07.12.2019): Falle zu, Fuchs in Not, https://taz.de/Online-Petition-gegen-Totschlagfallen/!5629960, (eingesehen am 07.10.2020)
[14] B.Z. Berlin (02.10.2021): Umzug in die Stadt: Hunderte Waschbären sind Berliner geworden, https://www.bz-berlin.de/berlin/umzug-in-die-stadt-hunderte-waschbaeren-sind-berliner-geworden, (eingesehen am 07.10.2021)
[15] Berlin, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Ein Waschbär – und nun? Wissenswertes rund um die Waschbär-Vor-Ort-Beratung Berlin, https://www.projekt-waschbaer.de/fileadmin/user_upload/Flyer_Waschbaer_Berlin_2021.pdf, (eingesehen am 07.10.2021)