Schon mehr als 5 Jahre sind vergangen, seit 2014 die schrecklichen Bilder aus einem Tübinger Tierversuchslabor an die Öffentlichkeit gelangten. Gefangene Affen mit aufgebohrtem Schädel, implantierten Elektroden, verschraubten Kopfhalterungen, aufgekratzten Wunden. Eine halbseitig gelähmte Affendame, der es offensichtlich gar nicht gut geht – sie erbricht wiederholt, Tage später wird sie getötet. Die Bilder sind so schwer zu ertragen, dass sie bei YouTube sogar mit einer Altersbeschränkung versehen sind.
Über die Tierquälerei wurde jahrelang diskutiert
Das Max-Planck-Institut in Tübingen hatte die Affenversuche Jahre später beendet. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen drei verantwortliche Mitarbeiter und beantragte Strafbefehle. Das Verfahren wurde Ende 2018 jedoch gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt, der Prozesstermin wieder abgesagt.
Der öffentliche Druck hat den Institutsleiter und Hirnforscher Nikos Logothetis inzwischen dazu gezwungen, die Experimente an Affen aufzugeben. Doch statt sich einer tierleidfreien Wissenschaft zuzuwenden und die Entwicklung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden voranzutreiben, entschied er sich für Experimente an Ratten: Tiere, die ebenso liebenswert und sensibel sind wie Affen und die wie jedes Tier – auch wir Menschen – Schmerz, Leid und Angst empfinden.
Ethik-Flucht: Affenexperimente werden nun einfach ins Ausland verlagert
Nun wurde bekannt: Die Experimente an Affen, die jahrelang für Diskussionen und Demonstrationen in Deutschland gesorgt hatten und aufgrund des öffentlichen Drucks eingestellt wurden, werden nun nach China verlagert. Ab spätestens 2021 will Logothetis dort mit seinem Team Affen Elektroden ins Gehirn implantieren und sie Versuchen aussetzen, bei denen ihnen zeitweise sogar Wasser oder Nahrung verwehrt werden. Die Praxis des sogenannten „ethischen Dumpings“, also die Abwanderung in Länder mit niedrigeren ethischen und gesetzlichen Forderungen, wird jedoch in der Wissenschaft stark kritisiert: Der „Globale Verhaltenskodex für Forschung in ressourcenarmen Gegenden“ soll sogenanntes ethisches Dumping verhindern. In Artikel 17 ist dazu zu lesen: „In Situationen, in denen Tierschutzstandards am Forschungsstandort im Vergleich zum Ursprungsland der Forscher unzureichend oder nicht vorhanden sind, müssen Tierversuche immer in Übereinstimmung mit den höheren Tierschutzstandards durchgeführt werden.“ [1] Logothetis und sein Team üben hier eine Form des „Ethik-Dumpings“ aus, bei der sie die Interessen der Tiere für die eigene intellektuelle Neugier opfern, indem sie vor gesellschaftlichen ethischen Auflagen in Deutschland flüchten – und die grausamen Affenversuche einfach in China weiterführen.
Die Zukunft ist tierversuchsfrei
Das Verlagern der qualvollen Experimente von Deutschland nach China bedeutet für die Tiere unverändertes Leid. Es zeigt auch, dass unsere Gesellschaft Tierversuchen immer kritischer gegenüber steht und ein Paradigmenwechsel längst überfällig ist. Und auch aus wissenschaftlicher Sicht kann es sich die Forschung nicht länger leisten, wehrlose Tiere für Experimente zu missbrauchen, die in den allermeisten Fällen noch nicht einmal auf den Menschen übertragbar sind!
Was Sie tun können
Klären Sie Ihre Freunde und Verwandten über Tierversuche auf und informieren Sie sich mithilfe unserer Artikel zum Thema Tierversuche.
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Quellen:
[1] Globaler Verhaltenskodex für Forschung in ressourcenarmen Gegenden, URL: http://www.globalcodeofconduct.org/wp-content/uploads/2018/07/TRUST-Global-Code-of-Conduct-Brochure-German.pdf (abgerufen am 29.01.2020)