Ein gemeinsamer Gastblog von Andreas Morlok (ProWal) und Sebastian Margenfeld (Förderverein Animal Hope & Wellness e.V.)
Im Juni 2017 waren wir in einigen Städten im Süden Chinas unterwegs und gingen der Frage nach, ob dort immer noch Hunde und Katzen gegessen werden. Tatsächlich wird heutzutage noch in 5 der 22 Provinzen Chinas Hunde- und Katzenfleisch gegessen.
Bei unseren Recherchen in der Provinz Guangxi stießen wir auf Märkte, auf denen neben Gemüse auch Fische, Schildkröten, Kaninchen, Hühner und Nagetiere angeboten wurden. Alles was lebt, wird dort verkauft – selbst Schlangen, gegrillte fette Maden und Skorpione. Lebende Fische zappelten in Wannen ohne Wasser und wurden auf Kundenwunsch lebend zerhackt.
Auf den Märkten gab es Schlachthäuser, in denen lebende Hunde angeboten wurden. Kunden konnten sich einen Hund aus einem Drahtkäfig aussuchen, ihn schlachten lassen und danach abholen. Die Preise für einen lebenden Hund lagen bei etwa 4 € und für das Fleisch eines toten Hundes bei etwa 5 € pro Kilogramm.
Die etwa einjährigen Hunde, die von Bauern aus umliegenden Dörfern stammten, wurden überwiegend mit Knüppeln erschlagen, wenige davon erhängt oder ertränkt. Die Haut vieler Hunde wird auch für internationale Märkte als Leder angeboten.
Warum werden in China noch Hunde gegessen?
Wir gingen auch der Frage nach, warum denn überhaupt noch Hunde gegessen werden. Offenbar sind viele Chinesen viel zu leichtgläubig. Chinesen aller Bevölkerungsschichten essen Hunde wegen eines – wohl von Profiteuren – verbreiteten Irrglaubens, dass das Fleisch der Hunde gesund sei. Angeblich helfe es, kranke Menschen wieder gesund zu machen und gesunde Menschen nicht krank werden zu lassen.
Gleichwohl ist für jeden ersichtlich, dass auch kranke Hunde verkauft werden. Ich frage mich, wie so etwas für den Menschen gesund sein kann. In China sterben jedes Jahr 2.000 Menschen an Tollwut! Leichtgläubige Chinesen sind auch davon überzeugt, Hundefleisch würde die Potenz steigern.
Werden in China auch Katzen zum Essen angeboten?
Wir stießen auf den Märkten auch auf Verkäufer, die Katzen anboten. Völlig verwahrloste Katzen stapelten sich in kleinen Käfigen in drei Lagen übereinander. Manche der Samtpfoten wiesen üble Verletzungen auf, und wir hatten den Verdacht, dass Ratten, die es auf diesen Märkten zuhauf gab, die Katzen anfraßen. Eine lebende Katze kostete etwa 4 €.
Wir retteten 13 Katzen aus einem Schlachthaus und brachten sie in das Tierheim unserer Partner-Organisation Bo Ai.
Yulin – verfolgt von der Hunde-Mafia
Während wir auf den Märkten in der Region noch relativ unbehelligt recherchieren und dokumentieren konnten, gestaltete sich dies in der Stadt Yulin als nicht so einfach.
Auf Westler reagierten in dieser Stadt so einige Personen allergisch – was nicht wirklich verwunderlich ist, denn seit Jahren richtet sich eine wütende internationale Protestwelle gegen das alljährlich zur Sommersonnenwende stattfindende Hundefleisch-Festival.
Auf einem Hundefleischmarkt umgaben uns acht Personen, die uns auch folgten. Die Hunde-Mafia, welche den Handel kontrolliert und wohl große Profite damit einfährt, ist gut organisiert. Sie ist dafür bekannt, nicht gerade zimperlich zu sein und zu Gewalt zu neigen. Daher war dieser Besuch für uns nicht ganz ungefährlich.
An einem Stand wurde in einem Topf Hundefleisch gekocht und angeboten. Auf einem Motorrad fuhr ein Händler mit gegrillten Hunden an uns vorbei.
Wir stellten fest, dass die weitverbreitete Meldung, es sei verboten, eine Woche vor dem Festival Hundefleisch zu verkaufen, falsch war. Solche Meldungen scheinen, von wem auch immer, gezielt gestreut zu werden, um die Proteste gegen das Hundefleisch-Festival, zu dem etwa 10.000 Hunde und Katzen für den Verzehr geschlachtet werden, zum Erliegen zu bringen.
Vor dem Festival kostete ein lebender Hund auf dem Dashichang Markt etwa 19 € und eine lebende Katze etwa 5 €. Auf dem Dongkou Markt wurde das Fleisch von geschlachteten Hunden für etwa 4 € pro Kilogramm angeboten.
In der chinesischen Stadt Yulin werden Hunde schon seit Jahrhunderten gegessen. Die Massaker finden nicht nur zu dem sogenannten Litschi-Festival, sondern das ganze Jahr über statt. Die meisten Hunde werden auf Lastwagen nach Yulin gebracht – oftmals aus anderen Regionen. Die meisten der Tiere stammen von dubiosen Händlern, die sie von Privatpersonen oder Züchtern aufkaufen. Darunter sind auch viele gestohlene Haustiere.
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Rettungsaktionen
Gemeinsam konnten wir sieben Hunde aus einem Schlachthaus retten, die kurz davor waren, erschlagen zu werden. Eine Hündin war sogar trächtig. Die geretteten Hunde wurden in ein Tierheim transportiert und sollen ab Ende Oktober nach Deutschland gebracht werden.
Um die jährlichen Massaker an etwa 20 Millionen Hunden und Katzen in China zu stoppen, hat ProWal eine Online-Kampagne gestartet, mit der die chinesische Regierung dazu aufgefordert wird, den Verkauf von Hunde- und Katzenfleisch gesetzlich zu verbieten. Falls das nicht beschlossen wird, wollen wir nächstes Jahr wieder nach China reisen und noch mehr Hunde und Katzen retten, um sie vor dem Kochtopf zu bewahren.