Tierversuche für Glyphosat
Wissenschaftler und Behörden diskutieren seit Jahren über die Nutzung von Glyphosat und anderen Pestiziden. Während einige Experten davon überzeugt sind, dass Glyphosat beim Menschen Krebs verursachen kann, verlassen sich andere auf das Gegenteil. Bislang wurde keine zufriedenstellende Einigung erzielt. So überraschte es auch nicht, dass nach der Neuzulassung von Glyphosat durch die EU im Jahr 2017 Rufe nach einer Überarbeitung des Regulierungsprozesses laut wurden.
Jahrzehntelang wurden unzählige Tierversuche zur Bestimmung der „Sicherheit“ von Glyphosat durchgeführt, in denen Tausende Ratten, Hunde, Mäuse und Kaninchen gequält und getötet wurden. Obwohl Glyphosat in landwirtschaftlichen Produkten und Konsumprodukten ausgiebig eingesetzt wird, scheint man sich bezüglich ihrer potenziellen Giftigkeit heute uneiniger als je zuvor.
Unzuverlässige Tierversuche zu Krebs
Die Regulierungsbehörden setzen hauptsächlich auf einen Versuch zur Entwicklung von Krebs bei Nagern. Der Test erfordert Hunderte Ratten und/oder Mäuse und soll ermitteln, ob eine Chemikalie beim Menschen Krebs auslöst. Dabei ist mittlerweile allgemein bekannt, dass die Testergebnisse teils variieren und ihre Aussagekraft für die menschliche Gesundheit damit zweifelhaft ist.
Wissenschaftler wissen seit Langem, dass Substanzen, die beim Menschen Krebs auslösen, dies in Versuchen an Ratten und Mäusen häufig nicht tun. Und umgekehrt gilt das Gleiche: Eine Studie zeigte, dass von 20 Substanzen, die für Menschen harmlos sind, 19 bei Tieren Krebs auslösen.
Um zu ermitteln, ob Glyphosat beim Menschen krebserregend ist, prüften internationale Gutachter 14 separate Krebstests an Nagern (8 mit Ratten und 6 mit Mäusen), in denen mehr als 3.500 Tiere zum Einsatz kamen. Kein einziges dieser Experimente lieferte bei Wiederholung die gleichen Ergebnisse! Nach heutigen Bewertungsstandards würde der Nager-Krebstest die wissenschaftlichen Vorgaben für neue, in der Entwicklung befindliche Tests gar nicht mehr bestehen.
Tierversuche als Gefahr
Wenn Studien fragwürdige Ergebnisse hervorbringen, zeigt sich eine erstaunliche Tendenz – besonders bei kontroversen Chemikalien wie Glyphosat: Die Probleme im Zusammenhang mit Tierversuchen werden einfach ignoriert. Und was noch erstaunlicher ist: Es werden noch mehr Tierversuche gefordert! Das verursacht nicht nur weiteres Tierleid, sondern führt auch dazu, dass sich behördliche Entscheidungen über Jahre oder gar Jahrzehnte hinziehen.
Dem Vorsitzenden des Bundesinstituts für Risikobewertung zufolge wurden für nur sieben der vorgeschriebenen Giftigkeitstests von Glyphosat über 100 einzelne Studien durchgeführt. Mindestens 31.000 Tiere wurden dafür getötet.
Die aus diesen Laborversuchen hervorgegangenen Daten können negative gesundheitliche Auswirkungen beim Menschen nicht zuverlässig voraussagen. Es bestehen kaum noch Zweifel: Tierversuche stellen eine Gefahr für den Menschen dar. Und das Problem lässt sich nicht lösen, indem wir noch mehr Geld für völlig irrelevante Tierversuche aus dem Fenster werfen!
Mäuse und Ratten mit Chemikalien zwangsgefüttert und getötet
Für einen einzigen solchen Krebstest an Mäusen oder Ratten sind 400 Tiere nötig.
Begonnen wird, sobald die Ratten- oder Mäusebabys nicht mehr gestillt werden müssen. Meist werden sie dann mit Chemikalien zwangsgefüttert, die ihnen über einen Schlauch im Rachen verabreicht werden.
Die Substanzen rufen häufig Nebenwirkungen hervor, darunter langfristiges, schmerzvolles Tumorwachstum, aber auch Übelkeit, Zittern und Krämpfe. Die Tiere erhalten eine tägliche Dosis dieser Chemikalien, und das bis zu zwei Jahre lang. Danach werden sie getötet und seziert.
Diese Experimente bedeuten für jedes einzelne Tier Schmerz, Leid und Tod. Wenn es den Behörden und Wissenschaftlern wirklich um den Schutz der menschlichen Gesundheit geht, müssen sie erkennen, wie unzuverlässig diese Tests sind, und stattdessen auf Methoden setzen, die tatsächlich für den Menschen relevant sind.
Aussagekräftige Alternativmethoden
Glücklicherweise ist bereits ein Paradigmenwechsel hin zu tierfreien Testmethoden im Gange. Es gibt heute diverse Technologien, die auf menschlichen Zellen basieren, und Computermodelle, mit denen sich viele negative gesundheitliche Folgen vorhersagen lassen, z. B. Haut- und Augenreaktionen.
Die Bewertung einer Chemikalie hinsichtlich ihrer potenziell krebsauslösenden Wirkung ist sehr komplex. Daher entwickeln Wissenschaftler ständig neue Strategien: So werden zur Ermittlung krebserregender Substanzen beispielsweise Tests mit menschlichem Gewebe eingesetzt, die Anzeichen auf Krebs im Frühstadium feststellen können. Daneben werden derzeit hochmoderne Computermodelle mit künstlicher Intelligenz entwickelt, die neue Informationen über krebsauslösende Eigenschaften von Chemikalien liefern. Mit groß angelegten Langzeitstudien an Menschen, wie z. B. der Agricultural Health Study, werden zudem über Jahrzehnte hinweg Daten gesammelt, um den Zusammenhang zwischen der Anwendung von Pestiziden und Krebs zu beurteilen.
Diese neuen – und für den Menschen tatsächlich relevanten – Technologien bringen uns der Abschaffung unzuverlässiger Tierversuche ein ganzes Stück näher. So lassen sich in Zukunft verlässliche Aussagen über die Sicherheit von Chemikalien treffen, und die menschliche Gesundheit kann entsprechend geschützt werden!
Umdenken der Behörden
Das EU-Parlament hat erkannt, dass Tierversuche Reaktionen von Menschen kaum vorhersagen können und dass die Entwicklung alternativer Tests vorangetrieben werden muss.
Damit neue Testmethoden von den Behörden jedoch anerkannt werden, müssen alle Beteiligten – Hersteller, Behörden und Wissenschaftler – zusammenarbeiten. Der Fokus muss dabei auf Ergebnissen liegen, die für den Menschen tatsächlich relevant sind – und damit auf der Weiterentwicklung tierfreier Methoden!
Was Sie tun können
Auch im Rahmen der REACH-Verordnung werden Tiere in Versuchen vergiftet und getötet. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition und fordern Sie damit die zuständigen Behörden auf, vermeidbare Chemikalientests an Tieren zu beenden!