Erfolg nach Strafanzeige: NRW weist Behörden an, „Hahneköppen“ mit Tierleichen zu unterbinden

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Update vom 10. Juni 2024

Nach PETA-Strafanzeigen weist das nordrhein-westfälische Ministerium die Veterinärbehörden an, „Hahneköppen“ zu unterbinden

Da mehrere Vereine in Nordrhein-Westfalen bis zuletzt im Rahmen von Festveranstaltungen das „Hahneköppen“ durchführten, haben wir von PETA Deutschland mehrere Strafanzeigen erstattet, unter anderem bei den Staatsanwaltschaften Wuppertal, Düsseldorf und Aachen. Denn das „Hahneköppen“ ist ein blutiges Ritual, bei dem Menschen versuchen, mit verbundenen Augen, einem zuvor getöteten Hahn mit einem Schwert den Kopf abzuschlagen. Das Töten von Tieren ohne vernünftigen Grund verstößt gegen das Tierschutzgesetz.

Im Jahr 2023 wandten wir uns zudem an die zuständige Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Silke Gorißen. Im März 2024 informierte das Ministerium schließlich alle Veterinärämter des Landes in einem uns vorliegendem Schreiben, dass „das Töten von Tieren zum Zwecke der Nutzung der Kadaver im Rahmen von Brauchtumsveranstaltungen (z. B. ‚Hähneköppen‘, ‚Gänsereiten‘) nicht von einem vernünftigen Grund nach § 1 Tierschutzgesetz abgedeckt ist“ und geplante Tötungen von Tieren für solche Zwecke zu untersagen sind.

Ein Mann steht mit verbunden Augen vor einen Korb, in dem ein toter Hahn heraushaengt.
Beim „Hahneköppen“ wird versucht, mit verbundenen Augen toten Hähnen den Kopf abzuschlagen.

Bei der Brauchtumsausübung soll außerdem auf die alternative Nutzung von Attrappen hingewiesen werden.

Wir begrüßen die Weisung des Ministeriums und fordern alle Veterinärbehörden auf, die Hahneköppen-Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich über die Sachlage zu informieren.

„Das Verbot des blutigen Rituals ist ein großer Erfolg. Jahrzehntelang wurden Hähne zur Belustigung von Menschen getötet und ihre Körper vor Schaulustigen und Kindern zerfetzt. Es war längst überfällig, dass die Behörden diesem traurigen Spektakel ein Ende setzen. Sollten einzelne Hahneköppen-Vereine dennoch daran festhalten, werden wir die Tiertötungen erneut zur Anzeige bringen.“

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland

Nach PETA-Anzeige: Nutzung eines echten Hahns auf der Haaner Kirmes gestoppt

Nachdem wir Material veröffentlicht hatten, das das blutige Ritual auf der Haaner Kirmes im Jahr 2019 zeigt, wurde auf der Kirmes in Haan bei Solingen im September 2022 erstmals kein echtes Tier für das Hahneköppen benutzt, sondern eine Attrappe.

Wir hatten bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal Strafanzeige erstattet und das Kreisveterinäramt Mettmann aufgefordert, die Nutzung echter Tiere künftig zu untersagen. Die Staatsanwaltschaft und das Veterinäramt teilten daraufhin mit, dass das Töten eines Hahns für das „Hahneköppen“ in Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel nicht mehr als legitim betrachtet werden kann.

Originaltext vom 15. Juni 2021

Grausame Tierquälerei für Volksfeste: Was ist „Hahneköppen“?

Die grausame „Tradition“ des sogenannten Hahneköppens wird in einigen westdeutschen Regionen seit Jahrzehnten auf Volksfesten praktiziert: Zu Kirmessen, Erntedank- und Oktoberfesten wird ein öffentlicher Wettbewerb ausgetragen, bei dem einem vorher getöteten, kopfüber in einem Korb hängenden Hahn der Kopf mit einem Schwert abgeschlagen werden soll.

Während einige Vereine mittlerweile auf Attrappen zurückgreifen, weigern sich andere Veranstalter wie beispielsweise in Haan in Nordrhein-Westfalen – dort werden weiterhin die Körper echter toter Hühner verwendet. [1]

„Hahneköppen“ auf Haaner Kirmes – Tiere zum Spaß getötet

Auf der Haaner Kirmes findet jährlich das „Hahneköppen“ statt. Der Wettbewerb besteht darin, hauptsächlich für diese Veranstaltung getöteten Hähnen mit verbundenen Augen den Kopf abzuschlagen. Die Videoaufnahmen von der Haaner Kirmes 2019 zeigen, wie der Kopf nach zahlreichen Versuchen schließlich von dem zerfetzten Tierkörper abgetrennt wird. Aufgrund der Corona-Pandemie fiel die Kirmes und somit der grausame Wettbewerb 2020 aus.

Im Mai 2021 haben wir von PETA Deutschland das zuständige Kreisveterinäramt in Mettmann aufgefordert, den Veranstaltern künftig das „Hahneköppen“ mit echten Tieren zu verbieten. Das Tier wird mit dem hauptsächlichen Motiv getötet, seinen Körper für eine vermeintlich unterhaltsame Kirmesveranstaltung zu nutzen, der erforderliche „vernünftige Grund“ zum Töten eines Tieres gemäß Paragraf 1 des Tierschutzgesetzes ist somit nicht gegeben und die Tötung rechtswidrig.

„Es gibt keine Rechtfertigung dafür, ein Tier zur Bespaßung des Publikums zu töten – auch nicht eine vermeintliche Tradition. Wenn die Veranstalter das sinnlose Töten eines Tieres und das Zerfetzen seines Körpers vor Schaulustigen weiterhin als Brauchtum ansehen, dann sollten sie sich dringend mit ihren ethischen Werten auseinandersetzen. Wir erwarten, dass die Behörden die Tiertötungen stoppen und auf der Haaner Kirmes stattdessen künftig eine komplett gewaltfreie Attraktion angeboten wird.“

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland

Mittelalterlicher Brauch „Hahneköppen“ muss verboten werden

Vor allem in Westdeutschland wird das „Hahneköppen“ auf Kirmesveranstaltungen und Volksfesten abgehalten. [1] Auch einige Solinger Vereine führen den fragwürdigen Wettbewerb mit echten Tieren durch. Daher haben wir uns ebenfalls im Mai 2021 an das Veterinäramt Solingen gewandt und gefordert, die Nutzung von Tieren für solche Veranstaltungen zu untersagen.

Der Ursprung des blutigen Spektakels ist nicht eindeutig geklärt, soll aber bis ins Mittelalter zurückreichen. Heute steht die Unterhaltung von Teilnehmenden und Publikum im Vordergrund des Wettbewerbs.

Ein toter Hahn haengt kopfueber vor einem Kind in einer rosa Jacke.
Auch vor den Augen von Kindern werden den Hähnen die Köpfe abgeschlagen.

Was Sie gegen Tierleid auf Volksfesten tun können

Auf zahlreichen deutschen Volksfesten, Kirmesveranstaltungen und Jahrmärkten werden noch immer unzählige Tiere ausgebeutet: Dazu gehören neben dem „Hahneköppen“ auch sogenannte Ponykarussells, „lebende Krippen“ auf Weihnachtsmärkten und das Wettfischen beim Fischertag Memmingen.

Bitte meiden Sie solche tierquälerischen Angebote und informieren Sie Ihr Umfeld über das Leid der Tiere.