Erfolg: 35 Millionen Dollar Strafe für US-Hundezüchter

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Beagle im Kaefig.
Symbolbild

Update vom 11. Juni 2024

PETA-Ermittlungen führen zu einer 35 Millionen Dollar Strafe für Hundezüchter

Das US-Justizministerium hat Envigo RMS LLC, einem US-Unternehmen, das Tiere für Tierversuche züchtet, eine Rekordstrafe von insgesamt 35 Millionen Dollar wegen Tierquälerei und Verstößen gegen das Gesetz zur Reinhaltung des Wassers (Clean Water Act) auferlegt. Laut Angaben des US-Justizministeriums ist dies die höchste Geldstrafe, die jemals für Verstöße gegen das Tierschutzgesetz verhängt wurde. [1]

Dieser historische Erfolg kam zustande, nachdem PETA USA bereits 2021 verdeckt gegen die Beagle-Fabrik in Cumberland, Virginia ermittelte. Darauffolgend wurde die Fabrik 2022 geschlossen und 4.000 Beagle konnten gerettet und zur Adoption freigegeben werden. Inotiv, Envigos Muttergesellschaft, hat sich bereit erklärt, die Strafe zu bezahlen sowie sich dazu verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren keine Hunde zu züchten.

Update vom 12. Oktober 2022
Update vom 25. August 2022
Update vom 15. August 2022
Update vom 4. Juli 2022

Originalartikel vom 9. November 2021

Eine verdeckte Ermittlung von PETA USA aus dem Jahr 2021 ergab, dass 5.000 Beagle-Hunde und -Welpen in einer riesigen Zuchtfabrik in Cumberland, Virginia rund um die Uhr in kleinen, kahlen Zwingern und Käfigen eingesperrt waren. Während der Recherche befand sich die „Hundefabrik“ im Besitz von Envigo, einem internationalen Unternehmen, das massenhaft Tiere für Tierversuche züchtet.

Erfahren Sie alles über das Tierleid – Sie haben es in der Hand, die Qualen für Hunde und viele andere unerwartete Tierarten, die in Tierversuchen gequält werden, zu stoppen.

Zuchtfabrik für Tierversuche raubt Hunden ihr Leben

Das in Deutschland weitestgehend unbekannte Unternehmen Envigo kaufte beispielsweise Teile von Covance auf, einem Auftragslabor das in der Vergangenheit bereits für zahlreiche Skandale sorgte und in Deutschland eines von Europas größten Tierversuchslaboren betreibt.

Auf Basis der von PETA USA gesammelten Beweise stellten Beamt:innen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) nach einer mehrtägigen Inspektion fest, dass es den in der „Hundefabrik“ gezüchteten Hunden an so gut wie allen lebenswerten Ausstattungen fehlt: Sie haben weder Betten noch Spielzeug oder andere Mittel, um Bedürfnisse wie ihren Spieltrieb oder Bewegungsdrang zu stillen. Da die Hunde keine Gelegenheit haben, zu rennen, zu spielen und sich einfach wie Hunde zu verhalten, laufen die Beagles nur hin und her und springen auf und ab. Sehen Sie selbst:

Beagle mit Welpen im Kaefig
Die Hunde waren in kleinen, kahlen Zwingern und Käfigen eingesperrt.

Hunde sind ständigem, ohrenbetäubendem Lärm ausgesetzt

Die Hunde werden in langen, ohrenbetäubend lauten Ställen gehalten. Wenn Hunderte von ihnen gleichzeitig bellen, erreicht der Geräuschpegel mehr als 117 Dezibel – lauter als ein Rockkonzert. Die Hunde haben keine Möglichkeit, dem praktisch ständigen Lärm zu entkommen. Das Gehör von Hunden ist dabei viel empfindlicher als das von Menschen – sie hören Geräusche, die wir nicht wahrnehmen können, und das aus viel größerer Entfernung.

Die beengten und stressigen Bedingungen führen dazu, dass die Tiere miteinander kämpfen, was oft Verletzungen zur Folge hat, insbesondere an den Ohren.

Weibliche Hunde werden über Jahre hinweg immer wieder geschwängert. Viele bringen ihre Welpen auf dem harten Boden zur Welt. Während der Recherche bemerkten Aufseher:innen eine trächtige Hündin, die an Fieber litt. Am nächsten Tag fand ein Arbeiter dieselbe Hündin „tot – steif wie ein Brett“, mit „zwei Welpen in ihr und … sie hatten ihre Gebärmutter zerrissen [und] trieben einfach in ihrem Bauch herum. Also war die ganze Nachgeburt … in ihrem Bauch. Und ich glaube, das hat zu einer massiven Infektion geführt.“

Beagle im Kaefig
Die frustrierten Hunde suchten in den kargen Zwingern verzweifelt nach Anregung.

Tote und sterbende Welpen: ein fast tägliches Vorkommnis

Im Laufe der Ermittlungen fand die bezeugende Person mehr als 350 tote Welpen inmitten ihrer lebenden Geschwister und Mütter. Einige Welpen waren von ihren Müttern in den engen Käfigen versehentlich erdrückt worden, andere litten an einem Wasserkopf (dabei sammelt sich Flüssigkeit im Schädel und übt Druck auf das Gehirn aus), ihnen waren die Eingeweide entfernt worden oder sie konnten die harten Bedingungen einfach nicht überleben.

An einem Montag fand die ermittelnde Person einen Welpen, dessen Körper aufgeschlitzt und verrottet war und nach Verwesung roch. Der tote Körper des Hundekindes lag in einem Käfig mit der Mutter und den Geschwistern. Ein:e Mitarbeiter:in sagte: „Der Welpe ist wahrscheinlich seit Freitag da drin.“

Einige Welpen fielen durch Löcher in den Käfigen und landeten in der Kanalisation, klatschnass und bedeckt mit Fäkalien, Einstreu und Abfall. In der Regel überlebten sie nicht.

Toter Welpe liegt am Boden
Im Laufe der Untersuchung fand der Ermittler mehr als 350 tote Welpen in Käfigen.

Welpen durch Injektion ins Herz qualvoll getötet

Die Mitarbeiter:innen töteten einige Welpen, indem sie versuchten, ihnen eine Lösung zum Einschläfern ins Herz zu injizieren, während die Tierkinder bei Bewusstsein waren und spüren konnten, wie die Nadel in ihren Brustkorb eindrang – ein Verstoß gegen die tierärztlichen Richtlinien für die Einschläferung.

Nachdem ein:e Mitarbeiter:in geleugnet hatte, dass man die Welpen betäuben müsste, bevor man sie einschläfern durfte, hob ein Welpe seinen Kopf. Als die ermittelnde Person darauf hinwies, dass „sie noch … wach ist“, reagierte das Personal nicht – stattdessen steckte die Person die Nadel einfach in die Brust des Tieres und injizierte die Lösung.

Eine:r Vorgesetzten war diese Praxis bekannt und wusste, dass mindestens eine mitarbeitende Person sie anwandte. Zudem unternahmen einige Mitarbeiter:innen wenig oder gar nichts, um sich zu vergewissern, dass die Tiere tot waren, bevor sie sie in Plastiksäcke steckten.

Toter Welpe
Einige tote Welpen wurden mit schweren Verletzungen und sogar ohne Beine gefunden.

Einweichen von Tieren und Nahrung mit Hochdruckwasser

Stillende Mütter und ihre Welpen wurden in Käfigen zurückgelassen, während Aufseher:innen und andere Personen die Käfige mit einem Hochdruckschlauch besprühten. Die Hunde wurden dabei klatschnass. Durch das unvorsichtige Besprühen schimmelte und verrottete auch die Nahrung – manchmal war das Futter der Welpen auch von Maden befallen.

Darüber hinaus sperrte die Einrichtung Katzen in trostlosen Räumen ein, wo sie verzweifelt nach Aufmerksamkeit suchten.

Lai:innen „diagnostizieren“ und schneiden Hunde auf

Wenn Hunde krank oder verletzt waren, versuchten Arbeiter:innen ohne tierärztliche Qualifikationen, sie zu diagnostizieren und zu behandeln. Eine Aufsichtsperson führte ohne Betäubungs- oder Schmerzmittel eine Nadel in den Kopf eines Welpen ein – in einem plumpen Versuch, Flüssigkeit aus einer Wunde abzuleiten. Der Welpe schrie laut auf, so dass die Aufsichtsperson versuchte, ihm den Mund zuzuhalten.

Mitarbeiter:innen, die weder Tierärzt:innen, noch Tierarzthelfer:innen waren, schnitten Welpen Gewebe aus den Augen, nähten Penisse von Hunden zu und schnitten sogar Welpen aus den Bäuchen sedierter Hunde heraus, bevor sie die Muttertiere einschläferten.

Von den Mitarbeiter:innen wurde erwartet, dass sie „Nekropsien“ (Leichenöffnungen) durchführen, indem sie die Überreste der Welpen aufschneiden, um die Todesursache zu ermitteln.

Toter Welpe wurde aufgeschnitten
Welpen wie diese wurden als „ausgeweidet“ eingestuft.

Standardarbeit­s­anweisungen und das dadurch verursachte Leid

Die Arbeiter:innen wurden angewiesen, die Afterkrallen neugeborener Welpen – die Stelle, an der die Kralle aus dem Knochen wächst – mit Klemmen zu entfernen, und zwar ohne jegliche Schmerzlinderung.

Die Arbeiter:innen wurden außerdem angewiesen, den Welpen vor den Augen ihrer Mütter mit Nadeln versehene Klemmen in die Ohren zu drücken und dann Farbe in die entstandenen Löcher zu reiben, um sie zu tätowieren. Dutzende von Welpen wurden unnötig dreimal tätowiert – zuerst mit den falschen Informationen, beim zweiten Mal mit „X“ über den Fehlern und dann noch einmal mit der beabsichtigten Tätowierung.

Mitarbeitende angewiesen, Misshandlungen zu vertuschen

Während der letzten 48 Stunden, die die säugenden Mütter mit ihren Welpen verbrachten, haben die Mitarbeiter:innen den Müttern absichtlich die Nahrung vorenthalten. Nach Angaben einer Aufsichtsperson forderten die USDA-Inspektor:innen das Management im Juli auf, die Hunde bis zu ihrem letzten Säuglingstag zu füttern, doch die Aufsichtsperson weigerte sich und verweigerte den Hundemüttern weiterhin auch nur eine halbe Tasse Futter.

Nachdem die vorgesetzte Person dem Ermittler und einem anderen Mitarbeiter mitgeteilt hatte, dass säugende Hunde „nicht gefüttert werden“, warnte er: „Wenn zu viele Leute davon erfahren, wird es herauskommen, dass wir das tun, und dann wird es schlimm werden.“ Später ermutigte der Vorgesetzte die Mitarbeiter:innen, zu sagen, dass sie stillende Mütter fütterten – wenn sie danach gefragt wurden –, obwohl sie angewiesen worden waren, dies nicht zu tun.

Beagle aus Zuchtanlage
Beagle sind bevorzugte Opfer von Tierexperimenten.

Helfen Sie, das Leid von Hunden und anderen Tieren in Versuchslaboren zu beenden

Helfen Sie mit, das Leid der Tiere in Versuchslaboren zu beenden und den Wandel hin zu einer tierfreien Forschung einzuleiten, die sicher und effektiv ist. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen haben wir von PETA Deutschland ein Strategiepapier für den Ausstieg aus Tierversuchen entwickelt.

Wir fordern die zuständigen Behörden und vor allem die Politik auf, die Forschung endlich zu revolutionieren und Tierversuche durch wirksamere Methoden zu ersetzen. Bitte unterstützen Sie unseren Research Modernisation Deal und unterschreiben Sie unsere Petition – denn damit tragen Sie dazu bei, das Leid von Millionen Tieren in EU-Tierversuchslaboren zu beenden.