Die „Weihnachtsgans“ gilt in Deutschland in vielen Haushalten nach wie vor als „Traditionsessen“ zu Weihnachten. PETA-Gründerin Ingrid Newkirk appelliert in einem Meinungsbeitrag, die grausame Tradition zu beenden, denn jährlich werden Hunderttausende der empfindsamen Tiere in der Mast und in Schlachthäusern unter grausamsten Bedingungen gezüchtet, gehalten und getötet.
Kognitive Dissonanz: Mehr als 500.000 Gänse pro Jahr getötet
Jedes Jahr werden schätzungsweise mehr als eine halbe Million Gänse alleine in Deutschland getötet. [1] Viele Deutsche zelebrieren vor allem an den Festtagen das Essen der sogenannten Weihnachtsgans. Sie sind regelrecht vom Geschmack des Muskel- und Fettgewebes der Vögel besessen. Die Tierleiche wird in die Mitte des Tisches gestellt, so als wäre der Massenmord an Gänsen integraler Bestandteil des Weihnachtsfests. Die meisten von uns sind sich einig, dass wir empfindungsfähige Lebewesen mit Empathie und Mitgefühl behandeln sollten. Trotzdem dreht sich für viele an Weihnachten alles um das Essen eines getöteten Vogels. Das ist kognitive Dissonanz aus dem Lehrbuch: Unsere Handlungen stehen im Widerspruch zu unseren Überzeugungen.
Ich verstehe schon. Wie viele Menschen habe auch ich mich viele Jahre lang als „Tierfreundin“ gesehen und sie trotzdem gegessen, ohne mir dabei irgendwelche Gedanken zu machen. Ich war die Fleischesserin schlechthin und folgte den Ernährungsgewohnheiten meines Vaters, der ein echter Feinschmecker war: Ich war verrückt nach Leber mit Zwiebelchen und rohen Austern. Nur vor Zunge (weil es offensichtlich eine Zunge war) und vor Kalbshirn auf Toast, einem seiner Lieblingsgerichte, habe ich mich gesträubt.
Das alles änderte sich aber, als mir während eines Urlaubs ein Buch in die Hände fiel: „Animal Machines“ von Ruth Harrison öffnete mir die Augen. Es beschrieb die Schrecken, welche jene lebenden Wesen durchleiden, die wir als „Tiere“ bezeichnen. Ein Wort, das uns Menschen oft ganz beiläufig ausschließt, als würden wir unter eine andere Kategorie des Lebens fallen, vielleicht Halbgötter.
Gänse eingepfercht, misshandelt und aufgeschlitzt
PETA wurde 1980 ins Leben gerufen, um das Leid von Vögeln aufzudecken, bevor ihre Schenkel unsere Esstische erreichen. Ungeachtet allem, was seitdem dazu geschrieben und gefilmt wurde, bleiben viele Mitglieder unserer Spezies ungerührt. Selbst wenn sie hören, dass ihre tierischen Verwandten (denn auch wir sind Tiere) vor Angst versteinern, wenn sie aus den Massenhaltungsställen gerissen, in Kisten gestopft, durch alle Wetterextreme gekarrt und dann kopfüber an ihren Beinen aufgehängt werden, bevor ihnen schließlich die Kehle aufgeschlitzt wird. Ralph Waldo Emerson hatte Recht, als er das Folgende schrieb: „Sie haben gerade ein Stück Fleisch zu Mittag gegessen, und egal in welch taktvoller Distanz der Schlachthof von Ihrem Zuhause entfernt liegt – und seien es auch mehrere Kilometer außerhalb der Stadt –, Sie sind mitschuldig!“
Noch immer habe ich nicht die eine perfekte Strategie, um die Herzen, Köpfe und alten Gewohnheiten der Bequemlichkeit von Menschen so zu ändern, dass sie andere Tiere einfach leben lassen. Manche Leute werden aufgrund ihrer Gesundheit Veganer:innen, manche der Umwelt zuliebe, andere, weil sie durch Bilder der unaussprechlichen Dinge beeinflusst werden, die wir Tieren antun, nur um Würstchen, Nuggets, Omeletts, Käse und (Gänse-)Fleisch aufzutischen.
Vegane Lebensmittel zum Fest der Liebe als Akt des Mitgefühls
Ich möchte vorschlagen, dass wir dieses Jahr die vielen bewundernswerten Eigenschaften von Gänsen statt den Geschmack ihrer Körperteile in den Mittelpunkt stellen. Sie sind fürsorgliche Eltern und lebhafte Entdecker, die sich gerne zu Musik bewegen, sich gerne streicheln lassen, gerne frisches Obst und Gemüse essen und gerne Zeit mit Freunden verbringen. Ein pensionierter Geflügelwissenschaftler beschreibt Vögel als „intelligente Tiere mit Persönlichkeit und Charakter sowie einer feinen Wahrnehmung für ihre Umgebung.“
Und genau wie alle anderen Tiere – Menschen mit eingeschlossen – fühlen Gänse Schmerz, Trauer, Liebe und Freude. Warum gönnen wir ihnen diesen Dezember nicht einfach eine Pause und feiern ein veganes Weihnachtsfest. Alle, die auch nur einen Schritt oder sogar einen großen Satz in Richtung eines veganen Lebens machen möchten, finden auf PETAs Website eine Auswahl an kostenlosen herunterladbaren veganen Starterkits, Rezepten, Tipps und vielem mehr.
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Quellen
[1] Statistisches Bundesamt: Gänsebraten für die Festtage kommt überwiegend aus dem Ausland, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2020/PD20_50_p002.html (eingesehen am 01.12.2022)