1000 Tage Krieg: Interview mit Animal Rescue Kharkiv

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Anlässlich des tausendsten Tages des Angriffskrieges auf die Ukraine haben wir von PETA Deutschland Igor Sobko interviewt. Igor ist CEO unserer Partnerorganisation Animal Rescue Kharkiv (ARK) – eine Tierschutzorganisation aus mutigen Menschen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um das Tausender Tiere zu retten. Erfahren Sie hier, wie die aktuelle Lage in der Ukraine ist, was die größten Herausforderungen sind und wie wir und Animal Rescue Kharkiv gemeinsam Tieren in der Ukraine helfen.

1000 Tage Krieg: Interview mit Igor Sobko, CEO von Animal Rescue Kharkiv

PETA: Igor – es ist unvorstellbar, dass der Krieg jetzt schon so lange andauert –, wie blickst du auf diese Situation?

ARK: Um ehrlich zu sein, ich habe vergessen, wie Charkiw vor dem Krieg aussah, wie unsere Straßen aussahen, wie das Leben hier war. Ich habe das Gefühl, mein Kopf kennt es nur noch mit Militär überall, Zerstörung überall in der Stadt, Luftalarm und täglichen Angriffen auf unsere Stadt und Region. Aber wir halten zusammen – bei ARK ist unser Ziel, als Gemeinschaft so vielen Tieren wie möglich zu helfen. Das hält uns aufrecht – jeder Tag ist anders, ständig planen wir um, passen uns der Situation an.

PETA: Was bedeutet PETA in dieser Situation für euch und die Tiere?

ARK: Das ist einfach auf den Punkt zu bringen – wir wären ohne PETAs Hilfe verloren, die Tiere wären verloren! Wir haben keine finanziellen Möglichkeiten, so ein Projekt zu betreiben, wir haben nicht die Erfahrung gehabt bisher. Der Austausch, die finanzielle und moralische Unterstützung, die gemeinsame Planung – all das hält uns aufrecht, weil wir wissen, es geht weiter, komme was wolle. Wir sind sehr dankbar für die große Hilfe von PETA und dem Global Compassion Fund.

PETA: Was ist die größte Herausforderung im Alltag?

ARK: Das ist schwer in Worte zu fassen. Wahrscheinlich, damit zurechtzukommen, dass wir nicht wissen, wie es genau weitergeht. Jeder Tag kann Veränderung bringen – große oder kleine. Je nachdem, wie sich der Krieg verändert, wie stark unsere Region angegriffen wird, wie die Lage an der Frontlinie ist, an der die Teams zusammen mit dem Militär Tiere retten. Jeder Schritt ist wie auf dünnem Eis – wir gestalten alles so sicher es geht. Aber Sicherheit ist nur ein Gefühl – es gibt hier keine Sicherheit, auf die man sich verlassen kann. Wir sind immer wachsam, passen alles an, haben unsere Augen überall – denn das Team riskiert bei jedem Einsatz sein Leben. Wir sind am Limit, denn die Not endet nicht, jeden Tag kommen neue Tiere, die dringend Versorgung benötigen. Der Druck ist sehr hoch – ohne PETA als starke Partnerin wäre es wirklich in der Größenordnung auf keinen Fall zu schaffen.

PETA: Wie ertragt ihr das alles?

ARK: Mit Gottes Hilfe und viel Humor in all dem Schmerz. Der Zusammenhalt und der Rückhalt geben uns Kraft. Zudem gibt es keine Alternative. Charkiw und die Tiere zu verlassen ist keine Option – wir werden hier gebraucht. Jeden Tag immer noch mehr. Wir machen weiter, komme was wolle. Aber die Hoffnung auf einen Frieden begleitet uns. Die Hoffnung dürfen wie nie aufgeben!

Wir danken Igor Sobko dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten!

„PETA HELPS UKRAINE“: Über 17.000 Tiere gerettet

Seit Beginn des Angriffskrieges hat unser Projekt „PETA HELPS UKRAINE“ bedeutende Tierschutzarbeit geleistet:

  • 1.300 sichere Plätze für Tiere in Not: Das Projekt bietet Schutz für Hunde, Katzen, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Tauben, Gänse, Enten, Schwäne, Fische und viele mehr.
  • Aufbau einer Tierklinik: Dank der Tierklinik können seit Oktober 2022 täglich bis zu 130 schwer kranke und verletzte Tiere operiert und versorgt werden. Derzeit erhalten circa 160 bis 180 Tiere täglich lebensrettende Maßnahmen.
  • Start eines Kastrationsprojektes: Es werden jeden Monat um die 150 Tiere kastriert. Damit wird verhindert, dass noch mehr Tiere geboren werden und leiden müssen.
  • Vegane Tiernahrung: Fast 1.700 Tonnen vegane Tiernahrung wurden in die Ukraine gebracht. Davon wurden Hunde und Katzen in Not ernährt. Zusätzlich wird Tiernahrung für alle anderen Tiere, die wir betreuen, in der Ukraine dazugekauft.
  • Fahrzeugflotte für den Tiertransport: Um Tiere zu transportieren, wurde eine Fahrzeugflotte angeschafft, die unter extremer Belastung instand gehalten wird. Immer wieder gehen Autos kaputt, manche können repariert werden, andere werden ersetzt.
  • Medizinische Versorgung: Alle Tiere werden medizinisch versorgt, durch die Quarantäne gebracht und gemäß EU-Regularien für die Ausreise vorbereitet. Dies dauert mindestens vier Monate pro Tier. Viele Tiere werden mit ihren geflüchteten Halter:innen wiedervereint, andere finden über Partnertierheime in Europa ein neues Zuhause.

Rund 85 Mitarbeitende und freiwillig Helfende sind täglich im Einsatz, um die Tiere zu versorgen und weitere zu retten. Insgesamt konnten wir von PETA Deutschland zusammen mit ARK bisher über 17.000 Tiere retten!

Retten ist mehr, als in Sicherheit zu bringen – Retten bedeutet, ihnen die Chance auf ein artgerechtes und schönes Leben zu geben. Vor diesem Hintergrund ist die Logistik eines solchen Projektes immens groß – eine Herkulesaufgabe inmitten des Sturms des Angriffskrieges! Entstanden ist seit Februar 2022 das größte karitative Projekt, das wir von PETA Deutschland in unseren 30 Jahren mitaufgebaut und zum Großteil finanziert haben. Eine starke, freundschaftliche Partnerschaft – pro-aktiv und vital, über viele tausend Kilometer hinweg!  

So helfen Sie Tieren in Not

Möchten auch Sie Tieren in der Ukraine und weltweit helfen? Dann unterstützen Sie jetzt den PETA Global Compassion Fund durch eine Spende. Durch Ihre Hilfe können noch viele weitere Tiere die dringend benötigte Unterstützung erhalten. Jede Spende hilft!