Vegane Ernährung für Babys und Kleinkinder? Das geht? Na klar! – sagen Diana Schwarz und Frauke Ludwig, Initiatorinnen der Ratgeber- und Ausbildungsplattform „Einfach-Eltern.de“. Die beiden Mütter unterstützen bereits seit 2012 Familien im Bereich beziehungsorientierter Umgang mit Kindern und setzen sich hier auch für die vegane Ernährung ein. Denn: Oft haben es werdende Eltern schwer, ihrem Umfeld die tierfreundliche Ernährungsform zu erklären. Konfrontiert mit Vorurteilen oder Unsicherheiten sind die Eltern froh über kompetenten Beistand. Diana und Frauke bilden Babykursleiterinnen aus, die den Familien in ihren Kursen Tipps an die Hand geben können, wie man die Baby- und Kleinkindzeit auch breifrei und zudem tierfreundlich gestalten kann. Abwechslungsreich, gesund, unkonventionell und kreativ – und das macht Spaß! Mittlerweile veranstalten die umtriebigen Hamburgerinnen sogar regelmäßig Kongresse, die weit im Voraus ausgebucht sind.
Neugierig? Dann lesen Sie unser Interview, in dem mit weit verbreiteten Ammenmärchen aufgeräumt wird.
Was hat euch dazu bewegt, „Einfach Eltern“ zu gründen?
Bevor wir selbst Kinder bekamen, hatten wir eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie es ist, Eltern zu werden und zu sein. Dann kamen unsere Babys, und wir dachten in den ersten Wochen, unsere seien scheinbar „kaputt“. Sie ließen sich nicht ablegen, wir stillten nahezu ununterbrochen, und sie weinten, wenn man sie nicht bei sich schlafen ließ …
Unabhängig voneinander lasen wir uns in die Thematik Baby ein und waren ganz geschockt über die Informationen dieser großartigen Bücher: Unsere Babys waren völlig normal und genau richtig!
Wir begannen, uns fortzubilden. Zunächst die Ausbildung als Trage- danach zur Stillberaterin. Wir besuchten Kongresse und Fortbildungen, hörten nicht auf zu lesen und arbeiteten mit frischgebackenen Eltern. Alle hatten ausnahmslos die gleichen Fragen und Sorgen. „Verwöhne ich mein Kind, wenn ich es immer tröste?“ „Darf ich mein Baby schon wieder füttern oder erst nach einer gewissen Zeit?“ „Muss es sich nicht auch mal selbst beruhigen?“ Dazu die Verunsicherungen durch das jeweilige Umfeld der Eltern, die aus einer Zeit stammen, die meist nicht die liebevollsten Tipps parat hatte.
Das hat uns dazu bewegt, „Einfach Eltern“ zu gründen. Zunächst als reine Informationsplattform und dann mit einem ganz neuartigen Kurskonzept: „BabySteps“.
BabySteps ist ein Babykurs, bei dem es nicht in erster Linie um die motorische, sondern um die seelische Entwicklung der Babys geht – und vor allem um die Mamas und Papas, die die Kurse besuchen. Es findet reger Austausch statt, und man erhält alternative Ansätze zu den traditionellen, eher wenig wertschätzenden Erziehungsmythen.
Vegane Babynahrung ist eines Eurer Themen. Worauf sollten die Eltern achten, habt Ihr Tipps?
Eltern sollten vor allem wissen, dass alles nicht so schwierig ist. Die Industrie gaukelt uns vor, dass wir dringend ihre Produkte kaufen müssen und dass Babys scheinbar eine Art Spezialnahrung benötigen. Das ist gar nicht so. Wenn ich mich als Veganer bewusst ernähre, mich mit Lebensmitteln und ihren Inhaltsstoffen auskenne, dann kann ich mein Baby oder Kleinkind ganz einfach am Familientisch mitessen lassen. Die Auswahl sollte gesund sein und Spaß machen. Wenn im ersten Lebensjahr Milch – Muttermilch oder Formula – die Hauptnährstoffquelle ist, kann man sich hier ganz locker machen und sein Kind einfach probieren lassen. Milch-Mahlzeiten müssen nicht ersetzt werden, man darf testen und die Nahrungsmittel spielerisch, ganz autonom begreifen lernen. Dass Vitamin B12 supplementiert werden muss, wissen vegan lebende Eltern. Je mehr Obst und Gemüse Kinder schon ganz früh in ihrer ursprünglichen Form kennenlernen, desto weniger Angst haben sie später davor.
Wir weisen hier gerne auf die Bücher von Carmen Hercegfi hin, die in unserem wissenschaftlichen Beirat ist und uns mit ihrem Know-how zur Seite steht. Sie hat genau zu den Themen Schwangerschaft und Babyzeit wundervolle Ratgeber verfasst. Zudem sind wir beide selbst große Tierfreundinnen und wollten uns damit auch für eine tierleidfreie Babykost einsetzen – denn das leben wir auch selbst.
Welche eigenen Erfahrungen habt ihr mit veganer Ernährung gemacht, sowohl bei Euch als auch bei den Kindern?
Es fühlt sich einfach gut an! Tierleidfreie Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die dann auch noch fabelhaft schmecken, wird heutzutage wirklich immer einfacher. Als wir 2012 als Vegetarier mit dem Veganismus in Kontakt kamen, war das noch gar nicht so leicht. Heute kann man in nahezu jedem Restaurant gute und schmackhafte pflanzliche Gerichte bestellen. Auch die Kost für unsere Kinder – und zwar schon vom Babyalter an – kann man problemlos und nahrhaft zubereiten. Lecker, gesund und vor allem tier- und umweltfreundlich.
Wie wir sind unsere Kinder – und auch die meisten anderen Kinder – Tierfreunde. Mit dem Unterschied, dass unsere den Zusammenhang kennen. Sie merken, dass es seltsam ist, Tiere niedlich zu finden und zu streicheln, aber dann parallel eine Bratwurst zu essen. Für uns ist es sehr wichtig, den Menschen den Zusammenhang zwischen Tier und Nahrung wieder bewusst zu machen. Das lassen wir auch in unsere Veranstaltungen und Kurse einfließen. Denn die meisten Menschen blenden dies mit ganzer Kraft aus. Kinder sollten verstehen, dass jeglicher Konsum von tierischen Lebensmitteln direkte Auswirkungen auf andere Lebewesen hat. Das kann man kindgerecht vermitteln, ohne „erhobenen Zeigefinger“. Unsere Generation wurde so herrlich unbeschwert groß, aber heute bekommen wir bereits die Quittung mit vielen Auswirkungen für die Erwachsenen von morgen.
Nachhaltiges Denken fängt bei der Ernährung an, und zwar von Beginn an, daran glauben wir fest!
Oft haben die Menschen Berührungsängste mit dem Thema vegane Kost für Babys. Wie nehmt Ihr interessierten Eltern die Ängste?
Bei unseren Ausbildungskursen stehen ab der ersten Veranstaltung immer mindestens fünf verschiedene Pflanzenmilchsorten zum Testen neben dem Kaffee. Bei den Mittagspausen kommt man als vegan oder vegetarisch lebender Mensch quasi nicht daran vorbei, dass das eigene pflanzliche Essen zum Thema wird. Wir sind hier sehr undogmatisch aber informierend – genau wie in unseren Ausbildungskursen. Jeder darf mit den Informationen seine ganz eigene Entscheidung treffen. Diese Informationen haben dazu geführt, dass mittlerweile unzählige unserer Kursleiterinnen über ihre Ernährung nachdenken und viele kleine Schritte in die pflanzliche Richtung gehen. Ängste nehmen wir über die Fülle an tollen Informationen. Wenn ich weiß, wie etwas funktioniert, verliert es seine Macht. Früher dachte man, Donner sei der Zorn der Götter – heute wissen wir, wie Donner funktioniert, und schon verlieren wir unsere Furcht davor.
Unser Slogan „Wissen(schafft) Bindung“ hat damit viel zu tun. Bei dem Attachment Parenting Kongress, den wir alle zwei Jahre ausrichten, gibt es ausschließlich vegan/vegetarisches Catering.
Gibt es etwas, dass Ihr Eltern mit auf den Weg geben möchtet?
Wir können unsere Augen nicht mehr davor verschließen, dass unser Planet am Limit ist – wir wissen einfach mittlerweile zu viel! Wollen wir nicht unsere Umwelt und alle Lebewesen so behandeln, wie wir auch behandelt werden wollen? Mit Respekt und Mitgefühl? Dann können wir genau da beginnen.
Ein Umdenken muss her – und das beginnt schon mit unseren Kindern. Wachsen sie mit dem Wissen auf, dass Tiere genauso Leid und Freude wie wir spüren, dass wir Wasser nicht unnötig lange laufen lassen oder Lebensmittel nur in den Mengen kaufen sollten, die wir auch verzehren, dass wir Plastik reduzieren oder auf biologische Herstellung achten sollten – dann werden unsere Kinder das weiterführen. Die Kleinen lernen durch Vorleben! Unsere Kinder wissen, was vegan bedeutet. Für sie ist es nicht nur ein Wort, sondern ein Gefühl. Denn Tiere sind für sie Freunde, und kein Essen.
Und jede Mahlzeit zählt! Seid neugierig, probiert aus. Nur weil ein veganes Gericht nicht auf Anhieb lecker ist, bedeutet das nicht, dass alle pflanzlichen Mahlzeiten nicht schmecken. Es gibt so unfassbar gute Produkte, und sie werden immer besser. Und es gibt etwas für jeden Geschmack, auch für die Kleinsten unter uns.
Weitere Infos unter Einfach-Eltern.de.
Abschließend würde uns noch Euer veganes Lieblingsrezept für Kinder interessieren:
Reis mit Kokos-Erdnuss-Sauce (je nach Hunger für 4 Kinder)
Zutaten
- 1,5 Tassen Reis kochen, am besten Vollkornreis
- 2-3 EL Öl
- Eine Handvoll Frühlingszwiebeln, klein in Ringe geschnitten
- 1 TL rote vegane Currypaste (nicht zu scharf)
- 200 ml Kokosmilch
- 2 EL Erdnussmus
Zubereitung
Das Öl im Wok erhitzen und darin die Currypaste anbraten, die Zwiebeln hinzugeben und kurz anbraten. Dann mit der Kokosmilch ablöschen und das Erdnussmus darunter mischen, danach nach Bedarf salzen und pfeffern. Den Reis dazugeben. Dazu frisches Gemüse nach Wahl servieren.
Über Diana und Frauke
Diana Schwarz
Die gebürtige Hamburgerin Diana Schwarz, 1979, gründete gemeinsam mit Frauke Ludwig 2012 die Schwarz Ludwig GbR mit ihren drei Themensäulen – der Marke Einfach Eltern, der Trageschule Hamburg sowie dem Attachment Parenting Kongress. Ursprünglich aus dem Bereich Bürokommunikation kommend, entwickelte sie in den vergangenen Jahren durch Fortbildungen und eigene Erfahrungen ihre Kompetenzen im Bereich des bindungs- und beziehungsorientierten Umgangs mit Kindern. Sie ist für die Kursentwicklung- und Kursleiter-Ausbildung zuständig, als Autorin aktiv sowie als Beraterin für Unternehmen und Einzelpersonen tätig. Für SchwarzLudwig betreut sie zudem den Bereich Web- und Grafik-Design, Administration, Marketing sowie den Videoblog. Diana Schwarz lebt mit zwei leiblichen Töchtern, einer Patchwork-Tochter und ihrem Partner in einem Vorort von Hamburg.
Frauke Ludwig
Frauke Ludwig, geboren 1975 in Lüdenscheid, lernte Diana Schwarz Ende 2009 kennen und gründete und entwickelte gemeinsam mit ihr das Unternehmen SchwarzLudwig. Die Mutter von zwei Töchtern war lange als Architektin tätig, bevor sie ihren beruflichen Themenschwerpunkt für den bindungs- und beziehungsorientierten Umgang mit Kindern professionell ausbaute. Sie erarbeitete gemeinsam mit Diana Schwarz den BabySteps® Kurs, bildet Kursleiterinnen aus und ist weiterhin auch als Autorin, Coach und Beraterin für Unternehmen und Einzelpersonen aktiv. Die Leitung der Trageschule Hamburg ist ein zusätzlicher Schwerpunkt ihrer Arbeit. Für SchwarzLudwig betreut sie zudem die Organisation und Abwicklung des Attachment Parenting Kongresses. Frauke Ludwig lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern im Herzen Hamburgs