Ende Februar 2019 machten Spaziergänger bei Niedergörsdorf in Brandenburg einen grausamen Fund: Nahe dem Ortsteil Altes Lager lagen neun tote Waschbären in einer Grube im Wald, einige davon waren bereits teilweise verwest. Blutige Wunden an den Köpfen der Tiere – so die Augenzeugen – deuteten auf den grausamen Tod hin, den sie erleiden mussten: Sie wurden offenbar brutal mit einem Knüppel erschlagen.
Ein weiterer Waschbär wurde wenige Meter entfernt in einer alten Milchkanne eingesperrt gefunden, aus der es kein Entkommen gab – er starb wohl elendig in der rostigen Kanne.
Unweit der Grube mit den Waschbären fanden die Augenzeugen eine mit Tannenzweigen verdeckte Lebendfalle. An einem Baum in unmittelbarer Nähe war eine auf die Falle gerichtete Kamera installiert.
Jäger gibt Tötung der Waschbären offen zu
Ein ortsansässiger Jäger gab nach dem Fund die Tat in den Medien zu, bestreitet aber, die Waschbären erschlagen zu haben. Er behauptet, die Tiere jagdrechtlich konform mit einem Schrotgewehr erschossen und im Wald zwischengelagert zu haben. Den Augenzeugen zufolge wiesen die Tierleichen jedoch keinerlei Schusswunden auf. Nachdem Anzeige gegen den Jäger erstattet wurde, waren die Waschbärleichen plötzlich aus dem Wald verschwunden. Auch die Falle wurde entfernt.
PETA erstattete Strafanzeige
Es ist davon auszugehen, dass der Jäger gegen das Tierschutz- und Jagdgesetz verstoßen hat. Das Jagen von Waschbären ist zwar in Deutschland ganzjährig erlaubt, jedoch dürfen Tieren nach § 17 des Tierschutzgesetzes keine erheblichen oder länger anhaltenden Schmerzen oder Leiden zugefügt werden. Das Erschlagen mit einem Knüppel und das Einsperren in eine Milchkanne bedeuten einen schmerzvollen und langsamen Tod für die Tiere. Auch ist das Erschlagen von Tieren nach Jagdrecht keine zulässige Jagdmethode.
Wir fordern mit unserer Anzeige, dass der Jäger angemessen bestraft und ihm der Jagdschein entzogen wird.
Waschbären schützen statt bekämpfen
Wir von PETA kämpfen nicht nur für Gerechtigkeit für die getöteten Waschbären, sondern setzen uns für ein generelles Jagdverbot der Tiere ein. Jedes Jahr werden etwa 170.000 Waschbären in Deutschland getötet – mit der Begründung, von ihnen würde eine ökologische Gefahr ausgehen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch nachgewiesen, dass Waschbären keine Bedrohung für die heimische Artenvielfalt darstellen, da sie sich von leichter Beute wie Regenwürmern, Insekten oder Obst ernähren. [1,2,3]
Was Sie tun können
Bitte schauen Sie nicht weg, wenn Sie Zeuge von Tierquälerei werden. Informieren Sie die zuständigen Behörden und melden Sie uns den Vorfall über unser Whistleblower-Formular. Dank solchen Meldungen können wir Tierquälerei aufdecken und anzeigen, um weiteren Tieren viel Leid zu ersparen.
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Quellen
[1] Michler B. (2015): Unsuspicious immigrant or ecological threat: A long-term fieldwork study on the introduced raccoon in Germany ECM Stockholm 2015.
[2] Michler, B.A.; Michler, F.-U.; Rieger, S. & Roth, M. (2014): Effects of raccoon settlement in Germany – a closer look at the ecology of an unfamiliar invasive species. – In: Ulbrych, L.; Jankow, W.; Zalewski, A.; Wypychowski, K. (eds.): Ekologia i wplyw na srodowisko gatunków inwazyjnych. – Park Narodowy „Ujscie Warty“, pp. 69-71. Abstract.
[3] Hohmann U. im Interview mit Saurer M. (2017): Invasive Art Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder. In: Badische Zeitung. Abrufbar unter: https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html, zuletzt eingesehen am 05.06.2019