Update Januar 2020
Hirsch-Quäler dank öffentlichem Aufschrei angeklagt
Wie Gerichtsakten aus Jefferson County im US-Bundesstaat Pennsylvania zeigen, wurde im Fall des Videos, auf dem zwei Jäger einen verletzten Hirsch quälen, gegen zwei Personen Anzeige erstattet. Das Video hatte einen öffentlichen Aufschrei ausgelöst.
Den Unterlagen zufolge wird ein 18-jähriger Jäger in je zwei Anklagepunkten einer schweren Straftat in Form von schwerer Tierquälerei bzw. verbotener Absprache beschuldigt. Hinzu kommen Anklagepunkte wegen Tierquälerei, Beweismanipulation, Bestechung Minderjähriger und mehrerer Verstöße gegen bundesstaatliches Jagdrecht. Für die ihm vorgeworfenen Straftaten sind jeweils eine Haftzeit von sieben Jahren sowie 15.000 US-Dollar Strafe möglich.
Die zweite Person im Video ist scheinbar minderjährig, weshalb mögliche Anklagepunkte nicht veröffentlicht werden. Doch wie die Jagdkommission von Pennsylvania Berichten zufolge bestätigt hat, sollen auch ihr schwere Tierquälerei und verbotene Absprache vorgeworfen werden.
Hunderttausende Menschen hatten die Strafverfolgung der Jäger gefordert.
Original Artikel:
Vor wenigen Tagen tauchte in den sozialen Medien ein schockierendes Video auf. Es entstand vermutlich im US-Bundesstaat Pennsylvania und zeigt zwei Jäger, die einen angeschossenen Hirsch quälen. Die Männer ziehen am Geweih des Hirschs und treten ihm mit ihren schweren Stiefeln gegen den Kopf. Dabei lachen sie. Das Tier liegt allem Anschein nach in einer Blutlache.
Die Jägerschaft distanziert sich nun selbstverständlich von den beiden Männern. Dabei muss doch jedem Jäger und jeder Jägerin klar sein, dass ihr blutiges Hobby immer Tierleid verursacht und dass viele Opfer langsam und qualvoll sterben.
Wie sich die US-Jägerschaft eine „verantwortungsbewusste Jagd“ vorstellt, wird in einem Kommentar bei Western Bowhunter deutlich:
Eine Studie der US-Behörde „Texas Parks & Wildlife Department“ (TPWD) kam zu dem Ergebnis, dass auf jedes Wild, das direkt von einem Bogenjäger getötet wird, mindestens ein weiteres kommt, das verwundet wegläuft und langsam und qualvoll stirbt.
Auf 20 Prozent aller in den USA von Jägern geschossenen Füchse muss noch einmal geschossen werden. Und weitere 10 Prozent entkommen. Einem Veterinär zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Tiere verhungern. Ein Biologe der US-Behörde „South Dakota Department of Game, Fish and Parks“ (GFP) schätzt, dass jedes Jahr über drei Millionen verwundete Enten nicht von den Jägern mitgenommen werden. Ihre verwaisten Jungen verhungern meist. Hinzu kommt, dass die Jagd bei Tieren wie Gänsen oder Wölfen, die ein Leben lang bei ihrem Partner bleiben, ganze Gemeinschaften zerstört.
Aber die Jagd schadet nicht nur Tieren, sie kann auch Menschen in Gefahr bringen. Von Jägern in Panik versetzte Tiere laufen häufig auf Straßen und können dort Unfälle verursachen. Ein in Pennsylvania ansässiges Versicherungsunternehmen analysierte die Daten von Wildunfällen und fand heraus, dass die Jagdsaison für Autofahrer zur gefährlichsten Zeit gehört.
Und dem Missouri Insurance Information Service (MIIS) zufolge ist die jagdbedingte erhöhte Wildaktivität ein „wesentlicher Faktor“ für den Anstieg von Kollisionen zwischen Wild und Fahrzeugen in den letzten drei Monaten des Jahres.
Und wie sieht es in Deutschland aus?
In Deutschland töten Jäger jedes Jahr mehr als fünf Millionen Wildtiere sowie schätzungsweise 350.000 Katzen und Tausende Hunde. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. [1] Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden unter den Verletzungen oft tagelang und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden. In 10 Bundesländern ist die grausame Jagd mit Totschlagfallen noch immer erlaubt. Auch Jagdhunde werden weiterhin an verstümmelten Enten oder eingesperrten Füchsen scharf gemacht.