In Hessen gibt es ab Februar 2020 keine Schonzeit mehr für Jungwaschbären. Die Tierkinder dürfen wieder ganzjährig bejagt werden. Dabei wurde die Schonzeit von Beutegreifern erst 2015/2016 in den hessischen Jagdvorschriften verankert, doch die FDP-Landtagsfraktion klagte gegen die Bestimmung – und gewann.
Jagdverband will noch mehr Tierkinder töten
Mit dem Urteil des hessischen Staatsgerichtshofes dürfen nicht nur Jungwaschbären das ganze Jahr über gefangen und getötet werden – auch junge Füchse und Marderhunde sollen keine Schonzeit mehr haben. Der Landesjagdverband riecht schon Blut und drängt auf eine schnelle Umsetzung durch die Landesregierung.
Waschbären sind keine Gefahr für die Tiere in Deutschland
Obwohl Waschbären als invasive Art gelten, die aus Nordamerika stammt, belegen zahlreiche Studien, dass die Tiere keine Probleme für gefährdete Tierarten in Deutschland darstellen. Sie ernähren sich in der Regel von Regenwürmern, Insekten oder Obst und sind daher keine Gefahr für die heimische Artenvielfalt. [1, 2, 3]
Bejagung von Waschbären ist kontraproduktiv
Experten fanden heraus, dass Waschbären auf die Jagd mit einer erhöhten Fortpflanzung und damit einer höheren Geburtenrate reagieren. Dies bedeutet, dass immer mehr Jungtiere zur Welt kommen, je mehr Waschbären getötet werden. [4, 5] Wildbiologe und Waschbär-Experte Dr. Ulf Hohmann sagt dazu: „Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.“ [3]
Was Sie tun können
- Wenden Sie sich an den Landtagsabgeordneten Ihres Wahlkreises und bitten Sie ihn/sie höflich, sich für den Schutz der Waschbären in Ihrem Bundesland einzusetzen.
- Stoppen Sie die Zwangsbejagung auf Ihrem Grundstück und machen Sie dieses zu einem sicheren Rückzugsort für die Tiere.
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Quellen
[1] B. A. Michler; F.-U. Michler; S. Rieger; M. Roth (2015): Unsuspicious immigrant or ecological threat: A long-term fieldwork study on the introduced raccoon in Germany, https://www.projekt-waschbaer.de/fileadmin/user_upload/ECM-2015_abstract_talk_michler.pdf (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[2] B. A. Michler; F.-U. Michler; S. Rieger; M. Roth (2014): Effects of raccoon settlement in Germany – a closer look at the ecology of an unfamiliar invasive species, https://www.projekt-waschbaer.de/fileadmin/user_upload/Effects_of_raccoon_settlement_in_Germany.pdf (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[3] Badische Zeitung (20.04.2017): Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder, http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[4] Frankfurter Allgemeine Zeitung (06.05.2013): Waschbären – Die Rasselbande zerstört alles, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/waschbaeren-die-rasselbande-zerstoert-alles-12173341.html (zuletzt abgerufen am 06.03.2020)
[5] Stadt Kassel (2014): Waschbär – Die Tiere mit der Zorromaske. Stadt Kassel – Ordnungsamt mit Unterstützung von Roland Ruhnau, Naturkundemuseum Kassel, und Dr. Ulf Hohmann, Landesforsten Rheinland-Pfalz