Update vom 23.04.2024
Verfahren trotz nachgewiesener Tierquälerei auf Kälberauktion eingestellt
Die von PETA Deutschland gestellte Strafanzeige und das dadurch ausgelöste Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen, die im Kälbermarkt Miesbach Tierkinder schwer misshandelt hatten, wurden von der Staatsanwaltschaft München II eingestellt. Man könne die Identität der misshandelten Kälber nicht feststellen und deshalb sei keine Untersuchung, Befunderhebung und Diagnosestellung möglich, so die Staatsanwaltschaft München.
Schwere Misshandlung der Kälber bestätigt
Die Entscheidung fiel, obwohl durch das Landratsamt Miesbach bestätigt wurde, dass die Kälber im Kälbermarkt Miesbach nicht tierschutzgerecht behandelt wurden. Auf dem Videomaterial, das auch der Staatsanwaltschaft zur Verfügung stand, ist die schwere Misshandlung der Tierkinder deutlich erkennbar. Kälber wurden getreten und an den Ohren und am Schwanz gezerrt. Wir von PETA Deutschland legen nun Beschwerde ein bei der Generalstaatsanwaltschaft München und gehen weiter gegen die Tierquälerei vor.
Originalartikel vom 2. August 2023
Wie stellen Sie sich das Leben eines neugeborenen Kalbs in der Milchindustrie vor? Umsorgt von der Mutter, im Familienverbund auf saftigen Weiden? Leider trifft auf Kühe und Kälber in der landwirtschaftlichen Tierhaltung nichts davon zu.
Wir von PETA haben umfassendes Bildmaterial von einer Kälberauktion in Bayern erhalten, das den gewaltvollen Umgang mit den wenigen Wochen alten Jungtieren über einen Zeitraum von drei Jahren dokumentiert. In diesem Beitrag erfahren Sie Näheres zu den qualvollen Kälberauktionen und warum Tierkinder in dieser Industrie lediglich als Ware gelten.
Inhalte im Überblick |
Tritte, Hunger und Angst: Tierkinder auf Kälberauktionen nichts als Ware
Das uns zugespielte Material zeigt deutlich, wie brutal der Umgang mit den wenigen Wochen alten Kälbern ist:
- Die Tierkinder werden aus den Transportern getrieben, dabei teils gestoßen. Dann werden sie zusammen mit fremden Kälbern in Wartebuchten gesperrt, anschließend grob zum Registrieren getrieben. Das Registrieren ist für die Tiere mit großem Stress verbunden, denn sie werden einzeln gewogen und erhalten zur Wiedererkennung eine weitere Ohrmarke, die schmerzhaft in ihre Ohren gestochen wird.
- Danach werden sie erneut in Buchten getrieben, in denen sie häufig so dicht gedrängt sind, dass sie sich nicht in Ruhe hinlegen können. Der ganze Ablauf ist eine Tortur für die Tierkinder, die eigentlich viel Ruhe und die Geborgenheit ihrer Mutter benötigen.
- In den Wartebuchten sind die jungen Tiere offenbar nicht einmal in der Lage, zu trinken oder gar Nahrung aufzunehmen. Sie können die angebrachten Schalentränken nicht nutzen, da sie als Säuglinge noch das Euter der Mutter benötigen oder zumindest sogenannte Nuckeltränken brauchen, die dieses nachahmen.
- Die konstante Vokalisation der Tiere ist Ausdruck ihrer Angst in der völlig fremden Umgebung, kombiniert mit der rohen Behandlung durch die Menschen und dem massiven Stress, den die Unterversorgung auslöst. Die Jungtiere schreien unentwegt – doch niemand hilft ihnen. Stattdessen werden sie weiter in die Auktionshalle getrieben, wo sie wie Ware an die meistbietende Person verkauft werden.
- Die Tierkinder werden immer wieder getreten, an den empfindlichen Ohren gezogen und massiv gedrängt, teils mit Schlägen. Um sich zum Kooperieren zu zwingen, wird ihr Schwanz schmerzhaft geknickt. Den beteiligten Menschen geht es einzig und allein darum, Hunderte Kälber am Tag möglichst schnell von A nach B zu treiben – ungeachtet dessen, wie sehr die vier bis sechs Wochen alten Kuhkinder darunter leiden.
Kinder misshandeln Kinder – Erwachsene urinieren neben Kälbern
Auch Kinder helfen teilweise ohne Beaufsichtigung beim Treiben der Kälber mit. Sie schreien, stoßen und schlagen die wehrlosen Jungtiere, die häufig ausrutschen, panische Angst haben und fliehen wollen. Diese Kinder sind selbst Opfer eines brutalen Systems, in dem Erwachsene ihnen den rohen Umgang mit Tieren vorleben.
Aufnahmen zeigen Mitarbeitende, die direkt neben den Kälbern in den Wartebuchten urinieren. Dies ist ein weiteres Zeichen für die Respektlosigkeit gegenüber Tieren, denn sicherlich würden diese Menschen ihr Geschäft nicht auf einem Kinderspielplatz direkt neben dem Sandkasten verrichten.
Was unternimmt PETA im Fall der bayerischen Kälberauktion?
Der katastrophale Umgang mit Kälbern auf der bayerischen Auktion wurde im Zeitraum von 2020 bis 2023 dokumentiert und anschließend von uns veröffentlicht. Wir haben Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstattet und fordern von der Politik die Transformation hin zum veganen Ökolandbau. Zielgerichtete Programme sollen Landwirt:innen den Ausstieg aus der tierhaltenden Landwirtschaft ermöglichen.
Bis es so weit ist, ist jede und jeder von uns gefragt, sich gegen diese Form der Tierquälerei zu stellen und sich vegan zu ernähren. Die Art und Weise, wie Kälber behandelt werden, würde bei Hunde- oder Katzenwelpen auf keinen Fall toleriert, sondern bestraft werden. Es liegt daher an uns, den täglichen Speziesismus auf unseren Tellern zu beenden.
Dies sind nicht die ersten Aufnahmen von Tierquälerei auf deutschen Kälberauktionen. Bereits 2018 veröffentlichten wir Material aus dem baden-württembergischen Herrenberg, das einen ähnlich brutalen Umgang mit den verängstigten Tierkindern zeigte. Für die Produktion von Milch und Fleisch leiden Kälber täglich – und zwar überall, wo sie von Menschen ausgebeutet werden.
Das grausame System hinter Kälberauktionen
Woher stammen die Kälber, die auf Auktionen versteigert werden?
Rinder sind Säugetiere. Eine Kuh produziert also nur Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat. Diese Eigenschaft nutzt die Milchindustrie und hält den Milchfluss konstant hoch – und damit wirtschaftlich rentabel. Die neu geborenen Kälber sind dabei zum großen Teil nur ungewollte „Nebenprodukte“.
Weiblicher Nachwuchs wird teilweise dazu genutzt, die „Herde aufzustocken“. Weibliche Kälber, bei denen eine gute „Milchleistung“ erwartet wird, werden also, wie ihre Mütter, in Milchbetrieben ausgebeutet. Sogenannte Milchrassen, wie etwa Holstein Frisian, wurden gezielt auf möglichst hohe Milchmengen gezüchtet. Die männlichen Kälber dieser Rassen produzieren jedoch weder Milch noch setzen sie zuchtbedingt viel Fleisch an. Damit sind sie für die Mast, in der spezielle „Mastrassen“ eingesetzt werden, wirtschaftlich unrentabel und damit unbrauchbar.
Bei einem Großteil der Kälber, die auf Auktionen versteigert werden, handelt es sich also um männliche Tiere aus Milchbetrieben. Hinzu kommen weitere Tiere aus verschiedenen Zucht- oder Mastbetrieben. Teilweise stammen die Kälber auch aus Biobetrieben.
Was geschieht mit den Kälbern nach der Geburt?
Kälber, die in Milchbetrieben zur Welt kommen, werden ihren Müttern üblicherweise kurz nach der Geburt gewaltsam entrissen und meist einzeln in sogenannten Kälberiglus eingesperrt. Völlig isoliert und fernab der Mutter bekommen sie nach der Erstmilch meist nur noch billigen Milchersatz. Dieser führt häufig zu starken Durchfällen, die durch die traumatische Trennung von der Mutter noch verstärkt werden und für die Neugeborenen tödlich sein können. Überleben die Kälber die ersten Wochen, werden sie meist von Händler:innen abgeholt oder zu Kälberauktionen transportiert.
Wohin kommen die Kälber nach der Auktion?
Nachdem die Kälber in der Auktionshalle wie leblose Ware versteigert wurden, werden sie erneut in Wartebuchten und später auf Lkw getrieben. Je nach dem Bestimmungsort, den der Käufer festlegt, erwartet sie ein teils stundenlanger Transport – erneut ohne Versorgung, denn es gibt schlichtweg keine geeigneten Transporter für junge Kälber, die noch auf Muttermilch angewiesen sind.
Viele Jungtiere, die auf den Auktionen nicht verkauft werden, kommen nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Betrieb zurück. Zum einen werden sie dort nicht gebraucht, zum anderen stellen Auktionen für Kälber eine hohe Gesundheitsgefahr dar, denn die Tierkinder können sich dort mit Durchfall oder anderen Erkrankungen anstecken. Oftmals werden sie daher zu Spottpreisen an Händler:innen abgegeben. Nicht selten folgen lange Transporte ins Ausland, denn vor allem Spanien und die Niederlande haben sich auf die Mast von Kälbern aus der Milchindustrie spezialisiert. Nach der Mast werden viele Rinder auf tage- oder wochenlangen Fahrten per Lkw oder Schiff in Länder außerhalb der EU transportiert, in denen sie ein brutaler Umgang und eine betäubungslose Tötung erwartet.
Helfen Sie den Kälbern: Leben Sie vegan!
Sie möchten die systematische Tierquälerei, die mit der Produktion von Milch und Fleisch verbunden ist, nicht länger unterstützen? Dann entscheiden Sie sich für den einzig konsequenten Weg: Leben Sie vegan.
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