Update Februar 2021
Strafverfahren gegen Vater wurde eingestellt
Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen stellte nun gemäß § 170 Abs. 2 StPO das Verfahren gegen den Vater der Kinder ein, die in einer Gemeinde im Landkreis Nordhausen einen Hund quälten. Wir von PETA Deutschland erstatteten im Juli 2020 Strafanzeige gegen den Familienvater als Aufsichtsperson. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt, da sich dem Video nicht entnehmen ließe, dass er es unterlassen hat, den Hund vor seinen Kindern zu schützen.
Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen führte in ihrem Bescheid vom 2. Februar 2021 auch aus, dass eine quälerische Tiermisshandlung nach § 17 Nr. 2b des Tierschutzgesetzes nicht vorläge und „durch die Ermittlungen keine erheblichen Schmerzen oder Leiden bei dem Hund festgestellt werden konnten“.
Originalartikel vom Juli 2020
Jeden Monat erreichen uns von PETA Deutschland mindestens 200 Whistleblower-Meldungen – darunter immer wieder schockierende Fälle, bei denen Tiere von Menschen schwer misshandelt werden. Ganz besonders schockierend sind Videos wie dieses, das heimlich aufgenommen wurde.
Die Kinder einer nach außen hin „ganz normalen Familie“ misshandeln den eigenen Familienhund. Das Tier ist im Garten angebunden und wehrt sich nicht, als eines der Kinder beginnt, immer und immer wieder mit einem Metallnapf auf seinen Kopf zu schlagen. Der gutmütige Hund lässt alles über sich ergehen.
Schläge auf den Kopf des Hundes und lautes Lachen
Während der grausamen Prozedur macht sich der Labrador klein und versucht sich zu ducken, um den Schlägen zu entkommen. Immer wieder wischt er sich mit den Pfoten über das Gesicht und drückt sich an die Hauswand – doch die Kinder hören nicht auf.
Das kurze, uns übermittelte Video zeigt, wie eines der Kinder über 25 Mal mit dem Metallnapf auf den Kopf des Hundes einschlägt. Dabei feuern sich die Kinder gegenseitig an, sie rufen „Nochmal!“. Daraufhin beteiligt sich ein weiteres Kind an der Misshandlung und tritt von hinten auf den völlig verängstigten Hund ein.
Die Augenzeugen rufen den lokalen Tierschutzverein und die Polizei zu Hilfe. Diese handeln schnell und suchen das Gespräch mit den Eltern, die auch die Halter des Hundes sind. Die Haltung des Hundes wird nun von den zuständigen Behörden „beobachtet“.
Das Hundeleid in dieser Familie muss enden
Doch was geschieht, wenn die Misshandlung nun im Verborgenen stattfindet? In den eigenen vier Wänden, in denen kein Mensch von außen etwas mitbekommt und im Notfall einschreiten und dem Hund helfen kann? Es darf nicht sein, dass ein Lebewesen, das auf solch grobe Weise von mehreren Familienmitgliedern misshandelt und gequält wird, weiterhin dieser Gefahr ausgesetzt ist. Daher haben wir bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet und fordern entsprechende psychotherapeutische Maßnahmen sowie die Erwägung eines Tierhalteverbots.
Warum quälen manche Kinder Tiere?
Es gibt verschiedene Gründe für Tierquälerei durch Kinder, die sich in unterschiedlichen Formen der Misshandlung äußern kann. Dies beginnt bereits mit der unzureichenden Versorgung der tierischen Mitbewohner oder der Haltung des Tieres in einem negativen Umfeld. Teilweise dient die Tierquälerei der Selbstdarstellung, kann aber auch in einer pathologischen Form auftreten, die sich häufig aufgrund eigener Gewalterfahrung im häuslichen Umfeld oder körperlichen oder seelischen Missbrauchs ergibt. In solchen Fällen wird die Misshandlung von Tieren aus Langeweile begangen, um die eigene Stimmung zu verbessern, das Selbstwertgefühl zu steigern, gezielt Aggressionen abzubauen, aus Sadismus oder zur Wieder-Inszenierung eigener Traumata. [1]
Handlung mit Vorsatz
Manche Kinder und Jugendliche empfinden Freude und Genugtuung daran, anderen Lebewesen Leid zuzufügen. Oftmals findet ein solcher Missbrauch in einer Gruppe statt, in der sich Kinder gegenseitig zur Tat aufstacheln. Kommen Fälle von Tierquälerei durch Kinder ans Tageslicht, sollte mit den betroffenen Kindern dringend über die Tat gesprochen und umgehend psychologische Hilfe gesucht werden, denn 80-90 Prozent aller Kinder und Jugendlichen, die Tiere quälen, belassen es nicht dabei.
Kindern Freundlichkeit und Respekt gegenüber Tieren vermitteln – ein erster Schritt hin zu mehr Mitgefühl
Kinder und Jugendliche sollten im Elternhaus, aber auch in der Schule einen respektvollen Umgang mit allen Lebewesen lernen. Den jungen Menschen muss vermittelt werden, dass auch nicht-menschliche Tiere genauso Schmerzen und Leid empfinden wie wir. Wenn Kinder und Jugendliche sehen, dass Erwachsene andere Tiere respektvoll und mitfühlend behandeln, dann lernen sie, dass auch die kleinsten Lebewesen schätzens- und schützenswert sind.
Kinder, deren Erziehung Werte wie Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Güte gegenüber Tieren vermittelt, werden auch gerechter, freundlicher und bedächtiger in ihrem Verhältnis zueinander.
Was Sie tun können
- Schauen Sie niemals weg, wenn Sie Tierquälerei beobachten. Werden Sie aktiv: Falls möglich, sprechen Sie die Täter an oder holen Sie sich Hilfe durch die Polizei oder die zuständigen Behörden.
- Lesen Sie die PETA-Broschüre „Menschen, die Tiere quälen, belassen es selten dabei“
- Sollten Sie Tierquälerei durch Kinder beobachten, sprechen Sie unbedingt die Eltern an und informieren Sie den lokalen Tierschutzverein und die zuständigen Behörden.
- PETA setzt sich für die Einführung eines Hundeführerscheins ein – unter anderem, damit Misshandlungen sogenannter Haustiere und ihre Folgen für Mensch und Tier verhindert werden. Wird ein Hund schwer misshandelt, dann besteht die Gefahr, dass er sich wehrt und die betreffenden Kinder oder Jugendlichen schwer verletzt. Mit einem besseren Verständnis von Haltern für ihre Hunde lässt sich die Zahl an Beißvorfällen verringern.
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Quellen
[1] Psychosoziale Gesundheit: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/(Int.1-Tierquaelerei).pdf (eingesehen am 27.07.2020)